Kommt Sauber nach den Punkten in Japan und der positiven Entwicklung der letzten Wochen mit einem besonders guten Gefühl hierher?
Monisha Kaltenborn: Natürlich! Das ganze Team hat sehr viel mehr Selbstvertrauen, denn es ist das eine, nach innen die positive Entwicklung zu sehen, aber es macht den Unterschied, wenn es sich in Punkten niederschlägt. Das ist etwas Spürbares, Greifbares. So kommen wir durchaus mit mehr Selbstbewusstsein an, zumal die Strecke der in Korea durchaus ähnlich ist, was aber nicht heißt, dass das etwas Leichtes für uns sein wird. Es ist uns klar, dass die Leistungsdichte sehr hoch ist in dem Feld, in dem wir uns bewegen. Da braucht es nur ein, zwei Rennen und man ist wieder da, wo man nicht sein möchte.

Force India kommt allmählich in Reichweite...
Monisha Kaltenborn: Das ist so und von den Punkten her ist es grundsätzlich machbar. Nur wir sollten da vorsichtig sein, denn wir dürfen nach wie vor keine Fehler machen. Das Positive an der Entwicklung ist, dass wir uns aus eigener Kraft in eine Position versetzt haben, aus der heraus wir handeln können, wo wir da sein können, wenn es mal mehr Punkte gibt. Das können die anderen nicht. Aber das können wir nur schaffen, wenn wir selbst keine Fehler machen.

Ist Indien für sie ein Heim-GP oder haben sie die Beziehung nicht mehr?
Monisha Kaltenborn: Doch natürlich. Das ganze Umfeld kommt einem vertrauter vor als in anderen Ländern, die man nur eben besucht. Es ist schon etwas Spezielles. Daher fände ich es schade, wenn es den GP nicht mehr geben sollte.

Wessen Fehler ist es, dass es den GP sehr wahrscheinlich nicht mehr gibt? Was ist hier falsch gelaufen?
Monisha Kaltenborn: Ich denke nicht, dass man die Schuld einfach einer Seite zuweisen kann. Es sind viele Personen beteiligt. Als Team müssen wir unsere Aufgabenverteilung im Formel-1-Zirkus sehen und da ist es so, dass der kommerzielle Rechteinhaber für die Verteilung der Rennen verantwortlich ist. Da müssen die kommerziellen Details stimmen, das ist auch seine Verantwortung uns gegenüber. Daher ist das schlussendlich auch seine Entscheidung. Was die Etablierung angeht, haben wir es alle irgendwo unterlassen, genügend Promotion zu machen, vor allem nach dem Event. Wenn man weiß, dass andere Sportarten hier stärker präsent sind, dann hätten wir vielleicht mehr tun können. Auf der anderen Seite gibt es völlig unnötige Hindernisse wie diese steuerlichen Themen. Im Gegensatz zu den Zuschauern, die uns sehr gerne willkommen geheißen haben, sich auch sehr engagiert haben mit den Medien, machen es uns die Hindernisse schwer.

Ist für die breite Masse der 1,2 Milliarden Inder die Formel 1 ein ferner Planet und zu weit weg?
Monisha Kaltenborn: Das ist so, aber wir erheben nirgends, also auch nicht in anderen Ländern, den Anspruch, ein Massensport zu sein. Die Argumentation, dass nicht jeder zum Rennen kann, das gilt genauso für die anderen Sportarten. Das gilt für jedes Konzert oder eine Theateraufführung - da kann auch nicht jeder hingehen. Das gilt für alle, wir sind da vielleicht etwas exponierter und wir haben auch nie diesen Anspruch erhoben. Man sollte Indien nicht mit strengeren Maßstäben messen, als man das woanders tut.

Sehen Sie noch eine Hoffnung, dass die Formel 1 wiederkommt?
Monisha Kaltenborn: Hoffnung gibt es immer, aber es wird sehr schwierig werden. Denn wir haben es in den drei Jahren offenbar nicht geschafft, hier Fuß zu fassen. Wir sind eine Momentaufnahme. Wenn wir hier sind, hat man das Gefühl, das sehen viele, aber dann sind wir wieder von der Bildfläche verschwunden. Wir werden bei der Promotion des ganzen Events sicherlich Unterstützung brauchen und Anknüpfungspunkte, sei es ein Fahrer aus dem Land, sei es ein Unternehmen, das das für Marketingzwecke nutzt - irgendetwas wird es noch zusätzlich brauchen.

Wenn man die Teams reden hört, dann sind viele nicht so heiß darauf, wiederzukommen...
Monisha Kaltenborn: Das liegt auch an den Schwierigkeiten, die man hatte. Natürlich wird diese Frage auch zu einem Zeitpunkt in der Saison gestellt, wo wir schon viel gereist sind. Da hat keiner mehr Lust, viel zu Reisen. Das spielt da auch eine Rolle.