Die Strategie war in Suzuka ein ums andere Mal das Zünglein an der Waage. Vor allem Lotus hat die Möglichkeit, einen taktischen Coup zu landen, indem sie die weicheren Reifen länger fahren als die Konkurrenz. Die meisten anderen Teams werden laut dem UBS Strategy Report den Großteil des Rennens auf den harten Reifen bestreiten müssen, damit eine Zwei-Stopp-Strategie aufgeht. Lotus dagegen könnte zwei Stints auf den Mediums und einen auf den harten Reifen versuchen.

Der Unterschied in den Rundenzeiten zwischen den beiden Reifenmischungen wird 0,6 bis 0,8 Sekunden pro Runde betragen. Die Reifen werden in Suzuka aufgrund der High-Speed-Kurven vor allem durch lateral wirkende Kräfte beansprucht. Da sich diese Kurven jedoch bereits im ersten Sektor befinden, ist zumindest das Aufwärmen der Pneus kein Problem. Limitierender Faktor wird der hitzebedingte Abbau der Reifen sein, vor allem an der Vorderachse.

Felipe Massa konnte dank cleverer Strategie Plätze gutmachen., Foto: Sutton
Felipe Massa konnte dank cleverer Strategie Plätze gutmachen., Foto: Sutton

Bei einer klassischen Zwei-Stopp-Strategie stünde der erste Wechsel in Runde 16 oder 17 an, der zweite in Runde 36 oder 37. Im vergangenen Jahr fuhr Mark Webber allerdings auf einem harten Satz Reifen, den er in Runde 26 montieren ließ, ins Ziel. Aber auch Ferrari fand bei Felipe Massa einen taktischen Kniff, der ihn nach einem guten Start auf den zweiten Platz nach vorne brachte. Der Brasilianer hatte einen Satz neuer weicher Reifen und zwei Sätze neuer harter Reifen zur Verfügung, aus denen er das Maximum herausholte. Er konnte einen längeren ersten Stint fahren und sich so gegenüber seinen Konkurrenten Jenson Button und Kamui Kobayashi einen Vorteil verschaffen.

Die Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes liegt bei 60 Prozent, weshalb die Teams ihre Strategie mit etwas Flexibilität bestimmen werden. Mehrere Runden hinter dem Saftey Car können das Fenster für eine Zwei-Stopp-Strategie öffnen, wenn diese bei normalem Rennverlauf nicht aufgehen würde. In den letzten vier Rennen in Suzuka kam das Safety Car stets auf die Strecke, denn aufgrund der hohen Geschwindigkeiten liegen nach einem Unfall meist viele Trümmer auf der Strecke.

Das Safety Car ist ein regelmäßiger Gast auf der Strecke., Foto: Sutton
Das Safety Car ist ein regelmäßiger Gast auf der Strecke., Foto: Sutton

Die Strategie ist umso wichtiger, als es nicht allzu viele Überholmöglichkeiten gibt. Eine von ihnen ist die Schikane nach der 130 R. Umso besser, wer - wie Sebastian Vettel es in den letzten vier Jahren tat - von der Pole Position startet. Dass es auch anders geht, bewies Kimi Räikkönen mit seinem Erfolg im Jahr 2005. Nach einem Motorwechsel startete er nur von Platz 17, nach einer Aufholjagd sicherte er sich aber in der letzten Runde des Rennens mit dem entscheidenden Überholmanöver den Sieg.

Das Wetter spielte in Suzuka aufgrund der Nähe zur Küste oftmals eine entscheidende Rolle. Heftige Regenschauer sind jederzeit möglich. Im vergangenen Jahr allerdings war es warm und trocken. So sieht auch die derzeitige Prognose für den Samstag und Sonntag aus. Der Freitag könnte dagegen - sehr zum Unmut der Teams - ins Wasser fallen. Denn dann können sie weder eifrig am Auto arbeiten noch evaluieren, wie lange die Reifen halten. Bei wärmerem Wetter wird der Abbau in jedem Fall deutlicher zu spüren sein.