Im vergangenen Jahr feierte Red Bull in Südkorea mit Sebastian Vettel und Mark Webber einen überlegenen Doppelsieg. Direkt dahinter platzierten sich die beiden Ferrari von Fernando Alonso und Felipe Massa, gefolgt von Kimi Räikkönens Lotus und Nico Hülkenberg im Force India. Nico Rosberg im Mercedes schied nach einem Startunfall aus, ebenso wie Jenson Button im McLaren. Deren Schwesternautos von Michael Schumacher und Lewis Hamilton kamen als 14. respektive 10. über die Linie.

Im vergangenen Jahr feierte Red Bull einen überlegenen Doppelsieg in Südkorea., Foto: Sutton
Im vergangenen Jahr feierte Red Bull einen überlegenen Doppelsieg in Südkorea., Foto: Sutton

Wie schnelllebig die Formel 1 jedoch sein kann, zeigt das Bild in dieser Saison. So ist ein Zieleinlauf wie im Vorjahr doch sehr unwahrscheinlich. Einzige Konstante dürfte die bereits seit Wochen anhaltende Dominanz der Kombination Sebastian Vettel und Red Bull sein. Auch der Kurs in Yeongam scheint wie maßgeschneidert für die Brauseflitzer. Schnelle Kurven, die einer guten Aerodynamik bedürfen, wechseln sich mit langen Geraden und sehr langsamen Passagen ab, bei denen es vor allem auf eine gute Bremsbalance und eine starke Traktion ankommt.

Spätestens seit den Rennen in Spa und Monza dürfte die Mär, Red Bull habe auf Highspeed- und Vollgas-Passagen einen Nachteil gegenüber der Konkurrenz wie etwa Mercedes, endgültig ausgeräumt sein. Alles außer einer klaren Dominanz Vettels in Südkorea käme somit einer Überraschung gleich. In der aktuellen Form Mark Webbers sollte jedoch von der Idee eines Red Bull-Doppelsieges Abstand genommen werden. Obwohl Red Bull in Singapur das wohl überlegendste Auto des Jahres besaß, schaffte es Webber nicht, ganz vorne mitzufahren.

Schafft es Mercedes zurück aufs Podium?

Nach einem äußerst blamablen Abschneiden im Vorjahr mit nur einem Punkt dürfte Mercedes in diesem Jahr weit weniger Ungemach drohen. Besonders die Strecke in Yeongam bietet äußerst viele Überholmöglichkeiten, und spielt somit in Kombination mit den zwei sehr langen Geraden den Stärken von Mercedes und insbesondere Lewis Hamilton extrem in die Karten. Sollten sich die Silbernen mit einem gewohnt starken Qualifying vorne platzieren und zu Beginn des Grand Prixs mit der Spitze wegziehen können, scheint ein gutes Resultat angesichts der enormen Speed der Sternboliden fast sicher.

Da auch Nico Rosberg nach der jüngsten Dominanz gegenüber dem Teamkollegen derzeit nahe seiner Topform operiert, ist mit Mercedes als erster Kraft nach Vettel durchaus zu rechnen, wenngleich der Vorsprung auf die weiteren Verfolger nur marginal sein dürfte. Ein Stolperstein könnte für Mercedes der Umgang mit den Reifen werden, den das Team jedoch jüngst gut im Griff hatte. Nach den etwas enttäuschenden Rängen vier und fünf in Singapur ist es für die Silbernen an der Zeit, Stärke zu zeigen, soll das Momentum im Kampf um Rang zwei in der Konstrukteurswertung nicht noch weiter in Richtung Ferrari schwingen.

Alonso stärkster Ferrari-Motor

Nach Rang drei im Vorjahr ist Fernando Alonso auch in diesem Jahr wieder ein heißer Kandidat auf das Treppchen., Foto: Sutton
Nach Rang drei im Vorjahr ist Fernando Alonso auch in diesem Jahr wieder ein heißer Kandidat auf das Treppchen., Foto: Sutton

Zwar hat der Ferrari F138 nicht die Stärke seines Vorgängers, jedoch sollte die Kombination mit dem Ausnahmekönner Fernando Alonso die "Rote Göttin" auch in diesem Jahr zu einem Anwärter auf die vordersten Plätze machen. Zuletzt schaffte es der WM-Zweite sowohl in den Hochgeschwindigkeitszonen Spa und Monza, als auch in den langsameren Häuserschluchten Singapurs stets auf Rang zwei. Zwar gelang es der Scuderia nach dem Wechsel auf die Vorjahresreifen nicht mehr, ernsthaft um einen Sieg zu kämpfen, jedoch dürfen sich die Ferraristi auch aufgrund Massas gesteigerter Form große Hoffnungen auf ein passables Teamergebnis machen.

Lotus mitten drin im Kampf ums Podium

Nach den beiden eher misslungenen Rennen in Spa und Monza zeigte Lotus auf dem heißen High-Downforce-Track in Singapur zuletzt vor allem im Renntrimm wieder aufsteigende Form. Romain Grosjean bewies dort zudem, dass der gold-schwarze Bolide auch auf eine Runde schnell sein kann, ein Versäumnis, das Lotus in dieser Saison gar so einige Spitzenpositionen gekostet haben dürfte. Im Rennen bewies vor allem Kimi Räikkönen mit seinem Run auf das Treppchen von Startplatz 13 seine außergewöhnlichen Fähigkeiten, insbesondere im Umgang mit den Reifen.

Nachdem er während der Safety Car-Phase in Runde 26 umgehend zum Reifenwechsel in die Box kam, legte der Iceman auf seinem zweiten Satz der Pneus ohne großen Leistungsabfall 36 Runden auf der äußerst Material-beanspruchenden Strecke hin. Auch die Strecke in Südkorea fordert mit den harten Bremsmanövern einen sehr hohen Reifenverschleiß, was für Lotus stets die Chancen erhöht, mit Räikkönen in die Spitze des Feldes und meist sogar aufs Podium zu fahren.

McLaren hängt Force India ab

McLaren Mercedes sollte wie auch schon in den letzten Rennen erneut die Nase gegenüber Force India vorne haben und somit die Führung im Kampf um Platz fünf der Konstrukteure weiter ausbauen. Der Vorteil, den sich der englische Rennstall durch das zumindest partielle Weiterentwickeln des diesjährigen Rennwagens gegen über Force India verschafft, schien zuletzt immer deutlicher zu werden. Vor allem Jenson Button kann aufgrund seines schonenden Umgangs mit dem Pirelli-Material durchaus eine Wiederholung seines Singapur-Resultats zugetraut werden, als er lange auf Rang drei liegend am Ende Siebter wurde.

Für Force India dürfte die Wiederholung des sechsten Ranges aus dem Vorjahr hingegen schlicht unmöglich sein. Zu sehr litten die Boliden von Adrian Sutil und Paul di Resta unter dem Wechsel auf die alten Reifen des Jahres 2012 Mitte der Saison. Da das Team sämtliche Ressourcen zudem fast ausschließlich auf die Entwicklung des Rennwagens für das kommende Jahr legt, wäre alles andere als ein Kampf um die hintersten Punkteränge eine große Überraschung. Toro Rosso, das im Vorjahr noch die Ränge acht und neun belegte, darf sich minimale Hoffnungen auf Überraschungspunkte machen.