Nachdem Red Bull mit den Siegen auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken in Spa und Monza der Konkurrenz nun auch den letzten Funken Hoffnung genommen haben dürfte, steht mit Singapur zu allem Überfluss eine Paradestrecke der Brauseflitzer auf dem Programm. Viele Kurven, hohe Downforce und zahlreiche kurze Beschleunigungsstücke zeichnen den Stadtkurs der asiatischen Metropole aus. Dank überlegener Aerodynamik und hervorragender Kurvenbeschleunigung wird der Sieg wieder einmal nur über Red Bull gehen.

Im letzten Jahr sah vor dem Singapur-Rennen alles nach dem Weltmeister Fernando Alonso aus. Jedoch startete Sebastian Vettel mit vier Siegen in Folge auf der "Asien-Tour" eine rasante Aufholjagd. Das Ende vom Lied ist bestens bekannt. Die Vorzeichen in diesem Jahr sind anders. Vettel scheint bereits jetzt sicherer Weltmeister, zudem reist er mit einer Serie von zwei Siegen im Gepäck nach Singapur.

Gegen einen Sieg Vettels zu tippen wäre angesichts der aktuellen Form, seiner immerwährenden Gier nach Siegen sowie der Vorteile seines Boliden schlichtweg Wahnsinn. Nach seinem Geständnis über Motivationsprobleme sollte von Mark Webber allerdings kein Wunder erwartet werden. Eine Top-fünf Platzierung erscheint dennoch realistisch.

Mercedes einziger Bullen-Rivale?

Einziger ernstzunehmender Gegner der Bullen in Singapur dürfte einmal mehr Mercedes sein. Jedoch bleibt abzuwarten, wie das Team mit dem Stern die vernichtenden Niederlagen in den beiden letzten Rennen weggesteckt hat, als sie mehr als nur zum erweiterten Kreis der Favoriten gehörten. Zwar liegt der Kurs durch seine besondere Charakteristik mit viel Abtrieb und geringem Vollgasanteil Mercedes deutlich weniger, jedoch könnten die Fahrqualitäten von Lewis Hamilton sowie Nico Rosberg zum Zünglein an der Waage werden.

Hamilton ist auf Stadtkursen, auf denen Überholen kaum möglich ist, aufgrund seiner überragenden Qualifikationsleistungen immer brandgefährlich. Dies bewies er nicht zuletzt durch seinen Sieg an Ort und Stelle im Jahr 2009, sowie dem dritten Rang im Jahr davor. Nico Rosberg ist ebenfalls jederzeit für ein gutes Qualifying gut und fuhr 2008 im Williams in Singapur gar auf Platz zwei. Sollte Mercedes keine gravierenden Reifenprobleme erfahren, dürfte mit einem guten Ergebnis der Truppe von Ross Brawn zu rechnen sein.

Ferrari als dritte Kraft

Vettels Sieg im Vorjahr war der Beginn einer beeindruckenden Serie von vier Siegen am Stück, Foto: Sutton
Vettels Sieg im Vorjahr war der Beginn einer beeindruckenden Serie von vier Siegen am Stück, Foto: Sutton

Als dritte Kraft in Singapur sollte sich Ferrari entpuppen. Größter Vorteil der Roten aus Maranello ist jedoch nicht etwa die passende Abstimmung des Autos an die Anforderungen der Strecke, sondern viel mehr der Fernando-Alonso-Faktor. Bis auf den Spanier selbst dürfte so ziemlich jeder die Fahrer-WM bereits gedanklich abgehakt haben. Ein Aufgeben Alonsos vor dem Ende der rechnerischen Möglichkeit ist jedoch in etwa so realistisch wie ein Tag ohne Sonnenaufgang.

Aus Sicht des Teams muss es für Ferrari darum gehen, im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurs-WM Konkurrent Mercedes so viele Punkte wie möglich abzunehmen. Das Paket Ferraris sollte auf dieser Strecke etwas stärker sein, jedoch bleibt abzuwarten, wie viel Motivation Felipe Massa nach Bekanntgabe seiner Ablösung durch den "Iceman" Kimi Räikkönen noch aufbringen kann. Ein Podium für Alonso muss jedoch wie immer als realistischer Rennausgang in Betracht gezogen werden.

Überraschung durch Lotus?

Außerhalb der Top-drei Teams fällt es schwer, für Singapur einen Überraschungskandidaten auszumachen. Die Rolle des "Dark Horse" könnte allerdings Lotus zufallen, die aus eigener Kraft jedoch nicht vorne mitmischen dürften. Da viel von der Qualifying-Pace abhängt und das Rennschicksal zumindest bei normalem Rennverlauf weitestgehend von der Startposition bestimmt werden dürfte, sieht es für die Gold-Schwarzen nicht allzu gut aus.

Einziger Vorteil für das britsche Rennteam sollten die "Reifenflüsterer"-Qualitäten Räikkönens werden, der sich wie schon so oft mit einer überraschenden Strategie nach vorne fahren könnte. Sollten die Lotus im Rennen jedoch in Lauerstellung liegen, könnte eine fast schon garantierte Safetycar-Phase mit dem nötigen Glück in den Straßenschluchten Singapurs doch noch eine Überraschung herbeiführen. Für McLaren, Force India und Toro Rosso kann das Ziel erneut wieder nur lauten, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen.