Mit dem Rennen im königlichen Park von Monza endet die Europasaison der Formel 1 2013. Bevor es jedoch nach Übersee geht, steht ein wahrer Geschwindigkeitsrausch an: Vier lange Geraden, ein Vollgasanteil von über 75 Prozent und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 335 km/h warten im knapp 5,8 Kilometer langen "Tempel des Tempos" auf die Piloten. Motorsport-Magazin.com erklärt detailliert, wie die Runde in Monza verläuft, welche Änderungen es gibt und worauf die Fahrer besonders achten müssen.

Die Start-Ziel-Gerade

Die Start-Ziel-Gerade ist eines der vier Vollgassegmente der Strecke. Mit rund 270 km/h aus der Parabolika kommend, müssen die Piloten am Ende der langen Geraden brachial auf 80 km/h abbremsen, um die erste Schikane mit einer Rechts-Links-Neigung zu durchfahren. Wichtig ist es, den optimalen Einlenkpunkt zu finden, um die Schikane mit möglichst viel Schwung zu durchfahren. Beim Herausbeschleunigen aus der langsamen Passage wird es für die Fahrer aufgrund der geringen Downforce darauf ankommen, ein Rutschen der Reifen weitestgehend zu vermeiden. Ein zu hoher Verschleiß soll so verhidnert werden.

Eingangs der Schikane ist mit vielen Überholmanövern zu rechnen, liegt sie doch unmittelbar nach dem Ende der ersten DRS-Zone. Aufgrund der langen Geraden werden in Monza die längsten Getriebeübersetzungen der Saison gefahren, welche die höchsten Spitzengeschwindigkeiten ermöglichen. So wurde sowohl die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit in einer Runde als auch in einem Rennen in Monza erzielt und auch der offiziell höchste je in der Formel 1 gemessene Top-Speed wurde hier in den Asphalt gebrannt [Anm. der Red. 2004 Antonio Pizzonia im Williams 369,9 km/h].

Kurva Grande & Lesmos

Unmittelbar nach der ersten Schikane geht es für die Boliden in den zweiten Vollgasteil der Strecke. Die sogenannte Kurva Grande, die aufgrund ihrer weiten Öffnung als Gerade zählt und am Anschlag durchfahren werden kann, mündet in der zweiten Schikane - dieses Mal eine Links-Rechts-Neigung. Wiederum werden die Rennwagen von über 300 km/h auf rund 80 km/h heruntergebremst, was das Treffen des perfekten Einlenkpunktes erschwert.

Um die Schikanen mit dem größtmöglichen Schwung zu durchqueren, werden die Randsteine hart überfahren. Dies bewirkt in der Endkonsequenz eine immense Beanspruchung der Triebwerke. Da die Autos kurzzeitig abheben, wird die Drehzahl schnell in den Begrenzungsbereich gejagt. Bei der Landung wird der Antriebsstrang jedoch wieder enorm zusammengestaucht, was über die Dauer des Rennens eine extreme Belastung nach sich zieht. Aus diesem Grund wurden die Ränder der Kerbs in diesem Jahr verlängert, um das Abheben der Rennwagen zu erschweren bzw. zu minimieren.

Der an die Schikanen anschließenden Sequenz mit den beiden Lesmo-Rechts-Kurven kommt ebenfalls eine große Bedeutung zu. Die erste Biegung ist mit 90 Grad sehr steil und lässt am Ausgang viel Raum für Fehler. Kurz vor der zweiten Kurve befindet sich der Messpunkt für den folgenden zweiten DRS-Bereich. Durch die erste Lesmo bietet sich für den Hintermann oft die Chance, Zeit gutzumachen. Nach dem Durchfahren der etwas weiteren zweiten Lesmo geht es auf die dritte Gerade, an deren Ende es dank DRS ebenfalls zu Überholmanövern kommen kann.

Die Kerbs in den Schikanen könnten sich in Monza zum Zünglein an der Waage entwickeln., Foto: Sutton
Die Kerbs in den Schikanen könnten sich in Monza zum Zünglein an der Waage entwickeln., Foto: Sutton

Die Parabolika

Nach dem Durchfahren der schnellen Ascari-Schikane und einer weiteren Gerade mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 335 km/h kommt mit der Parabolika-Kurve die finale Schlüsselstelle. Das optimale Durchfahren erfolgt bei relativ konstanter Geschwindigkeit und gleichmäßigem Drehmoment. Wenn der Fahrer den optimalen Durchfahrtspunkt der Kurve am Eingang verpasst, droht anhand der Korrektur ein Schwungverlust, der sich bis zum Ausgang und über die anschließende Vollgasneigung bis auf die Start-und-Zielgerade potenziert. Auf dem Weg zur ersten Schikane und auf dem DRS-Stück über Start und Ziel ist ein Auto in diesem Fall Überholmanövern von Hintermännern verstärkt ausgesetzt.

Bei den Piloten genießt die italienische Rennstrecke viele Sympathien, da sie zu den wenigen noch im Kalender verbliebenen Traditionskursen zählt, über ein einzigartiges Layout verfügt und zudem die Tifosi äußerst begeistertungsfähig sind.