Eine Formel-1-Saison ohne einen Abstecher nach Italien, das wäre wie ein Tag ohne Sonne. Der Autodromo Nazionale Monza ist in den Herzen der Fans fest verankert wie bei den Piloten selbst. Allerdings gab es in den letzten Jahren immer wieder Diskussionen darüber, ob die Königsklasse auch weiterhin in Monza unterwegs sein soll. Streckenbetreiber und Bernie Ecclestone führten einen langen und öffentlichen Streit über das liebe Geld. Mit den neuen F1-Rechteinhabern Liberty Media scheint es deutlich reibungsloser zu laufen, zumal der neue F1-Geschäftsführer Chase Carey sich ganz klar zu den Klassikern im Rennkalender bekannt hat.

Mit Monza steht nun einer jener großen Klassiker in den Startlöchern. Der Italien GP wird dieses Jahr zum 68. Mal im Königlichen Park zu Monza ausgetragen und gilt als Mekka für die motorsportverrückten Italiener. So beliebt der Kurs bei Fans und Fahrern auch ist, so gefährlich ist er leider auch. 1922 gab es den ersten tödlichen Unfall des deutschen Rennfahrers Gregor Kuhn. In der jüngsten Vergangenheit wurde der Streckenposten Paolo Ghislimberti nach einer Massenkarambolage von einem losen Rad tödlich verletzt.

Autodromo Nazionale Monza: Im Herzen des Motorsports

Streckenlayout des Autodromo Nazionale Monza, Foto: Motorsport-Magazin.com
Streckenlayout des Autodromo Nazionale Monza, Foto: Motorsport-Magazin.com

Altehrwürdig - dieses inflationär verwendete Attribut trifft auf keine Strecke so sehr zu wie auf den Königlichen Park zu Monza. Denn bereits seit Anbeginn der F1-WM im Jahr 1950 wurde dort der Italien Grand Prix ausgetragen, bis heute gab es 1980 eine einzige Ausnahme.

Wie gefährlich die Strecke (gewesen) ist, wurde bereits eingangs erwähnt. In Folge der Unfälle über die Jahre der Zeit und die veränderten Anforderungen, die die Entwicklung innerhalb der Königsklasse auch an Rennstrecken stellt, wurde der Kurs mehrfach überarbeitet. 1935 kündigten Reifenstapel die später installierten Schikanen Rettifilo und die Variante della Roggia an. Das Tempo war vor allem an jenen Stellen zu hoch. Ein Trademark von Monza waren über viele Jahre die Steilkurven, die heute allerdings nicht mehr Teil der Streckenführung sind.

Streckenverlauf: Hin und wieder mal eine Kurve

Die ursprüngliche Streckenlänge von knapp über 10 Kilometern wurde über die Jahre gestutzt. Nach dem Wegfall der Steilkurven und weiteren Umbauarbeiten hat der Kurs in seiner heutigen Form eine Länge von 5,793 Kilometern. Insgesamt durchfahren die Piloten elf Kurven, wobei zwei davon - die Curva Grande und die Curva de Serraglio - mit Vollgas durchfahren werden und höchstens als kleiner Knick interpretiert werden können. Entsprechend treten die Teams den Italien GP auch mit einem Low-Downforce-Paket an, um möglichst hohe Highspeeds zu erreichen. Nirgends lässt sich schöner aus dem Windschatten überholen als auf dem Autodromo Nazionale Monza.

Im krassen Kontrast zu den Hochgeschwindigkeits-Passagen stehen die beiden Schikanen Rettifilo und Variante della Roggia. Hier bremsen die Boliden massiv ab und rattern teils rigoros über die hohen Kerbs. Entsprechend müssen die Autos also auch in langsamsten Passagen funktionieren. Ein Kompromiss muss also her. Das weiß auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Monza ist eine Strecke, die uns in den vergangenen Jahren gelegen hat. Sie belohnt niedrigen Luftwiderstand und Spitzenleistung - beides zählt zu den Stärken unseres Pakets", so der Österreicher. "In den Schikanen sind aber auch die Bremsstabilität und Grip in langsameren Kurven entscheidend. In diesen Bereichen hatte Ferrari einen Vorteil. Das Team, das den besten Gesamtkompromiss findet, wird die Nase vorne haben."

Streckendaten
Länge: 5,793 km
Runden: 53
GP-Distanz: 306,72
Rundenrekord: 1:21.046 (BAR, 2004)
Kurven: 11
Weg bis Kurve 1: 638,1 m
Länge Boxengasse: 418,8 m
Zeit in Box bei 80 km/h: 18,85 s

Technik-Herausforderung: Unmögliche Kompromisse

Für Monza gilt ganz klar: Wer den stärksten Motor hat, hat die besten Chancen auf den Sieg. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Leistung ist essenziell, um auf den Geraden die Position zu halten oder sich am Gegner mit Hilfe von DRS und Windschatten heranzusaugen und vorbeizuziehen. Aber setzt man alles auf reine Power, kann das verheerende Auswirkungen auf die Gesamtperformance haben. Oftmals konnte man in der Vergangenheit beobachten, wie Kundenteams mit schwächerem Chassis in der Vergangenheit auf den Geraden an die Gegner heranfuhren, in den langsamen Passagen aber massiv Zeit eingebüßt haben.

Die Strategie: Härtetest für die Reifen

Wie schon im vergangenen Jahr, nominierte Pirelli auch für den anstehenden Großen Preis von Italien die Mischungen Supersoft, Soft und Medium. Die hohen Energie-Menge, die durch die Reifen fließen, setzen diese einem Härtetest aus. Daher ist Haltbarkeit essenziell. Da die neuen Autos schneller sind als ihre direkten Vorgänger, dürfen die Reifen in Kurven wie der Parabolica oder der Lesmo nicht in die Knie gehen. Die Pneus müssen in Monza Längskräften, Bescheunigung und starkem Abbremsen standhalten. Auch die großen Kerbs stellen die Reifen auf eine hohe Belastungsprobe.

Autodromo Nazionale Monza: Unvergessene Momente

Moment 1: Niki Lauda feierte nach seinem schweren Unfall auf dem Nürburgring in Monza sein rührendes Comeback. Sechs Wochen nach der Tragödie kämpfte der Österreicher unter großen Schmerzen um die Punkte. So beeindruckend der eiserne Wille Laudas, so beeindruckend auch das Resultat. Der Österreicher überquerte die Ziellinie als Vierter.

Moment 2: Der Doppelsieg für die Scuderia Ferrari war 1988 etwas ganz besonderes. Einen Monat nach dem Tod des Firmengründers Enzo Ferrari schlug das Duo in Rot erst- und deinmalig zu und sicherte sich die Plätze eins und zwei. Beeindruckend vor allem in Hinblick dessen, als dass in dieser Saison sonst kein anderes Team gewonnen hat als die beiden dominanten McLarens mit Ayrton Senna und Alain Prost hinter dem Steuer.

Moment 3:Ein gewisser Sebastian Vettel zeigte 2008 eindrucksvoll auf, welche Karriere dem späteren, vierfachen Weltmeister bevorstehen sollte. Am verregneten Wochenende im Königlichen Park zu Monza war der Deutsche im unterlegenen Toro Rosso plötztlich überlegen. Der Sieg war keinesfalls geschenkt, sondern hart erarbeitet und wohl verdient. Pole am Samstag, Sieg am Sonntag, im Toro Rosso - ein geschichtsträchtiger Moment für den deutschen Motorsport.

Italien GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2016 Nico Rosberg Lewis Hamilton Sebastian Vettel Lewis Hamilton Fernando Alonso
2015 Lewis Hamilton Sebastian Vettel Felipe Massa Lewis Hamilton Lewis Hamilton
2014 Lewis Hamilton Nico Rosberg Felipe Massa Lewis Hamilton Lewis Hamilton
2013 Sebastian Vettel Fernando Alonso Mark Webber Sebastian Vettel Lewis Hamilton
2012 Lewis Hamilton Sergio Perez Fernando Alonso Lewis Hamilton Nico Rosberg