Chris Hemsworth trainierte sich für seine Rolle als James Hunt in Ron Howards "Rush" nicht nur den britischen Akzent an, sondern sprach mit Freunden und ehemaligen Rennfahrerkollegen Hunts, wie etwa Jochen Mass, um sich in den Star der 1970er Jahre hineinversetzen zu können. "Einige würden sagen, dass er ein wirklich netter Mensch war und jemand anderer würde sagen, dass er ein furchtbarer Frauenheld war, auch wenn alle seine Ex-Freundinnen sehr gut von ihm sprachen", meinte Hemsworth im Gespräch mit der Mail on Sunday.

"James wollte sich nicht an irgendwelche Standards anpassen und das bewundere ich", gestand der Australier. "In vielen Bereichen ist er aus meiner Sicht zu weit gegangen. Ich arbeite in einem Geschäft, in dem man immer aufpassen muss, was man sagt oder tut - dieser Typ war ein Rockstar! Ich hätte ihn gerne getroffen. Dieser Typ war einmalig."

Held oder Bösewicht?

Das Einzige, was Hemsworth von Regisseur Ron Howard wissen wollte, ehe er die Rolle annahm, war, ob Hunt der Böse oder der Held sein wird. "Er tut ein paar unverzeihliche Dinge. Ron meinte nur: 'Wir haben uns dieselbe Frage gestellt...'", erläuterte Hemsworth. "Das ist es, was rüberkommt, wenn man mit Menschen spricht, die ihn gekannt haben - es gibt sehr starke Meinungen über James. Er war entweder ein hitzköpfiger Narr oder ein Held. Er konnte beides sein. Er war ein Mann der Extreme."

Die Startvorbereitung sah bei Hunt etwas anders aus., Foto: Phipps/Sutton
Die Startvorbereitung sah bei Hunt etwas anders aus., Foto: Phipps/Sutton

Allein Hunts Herangehensweise an ein Rennen sei vollkommen anderes gewesen als die seiner Konkurrenten, verdeutlichte der Schauspieler. Während die anderen versuchten, zu meditieren und ihren Puls herunterzufahren, würde Hunt immer wieder den Helm an- und ausziehen und eine Zigarette nach der anderen rauchen. "Er steigt ins Auto und seine Beine würden derart zappeln, dass sie an die Seitenwände des Autos stoßen", so Hemsworth. "Ich habe mit Jochen Mass gesprochen und er erinnerte sich, dass er James einmal nach einem Rennen sagte: 'Du warst in den ersten Runden einfach überall.' Und James sagte nur: 'Ich kann mich nie an die ersten Runden erinnern.' Er war so aufgedreht. Nach einem Rennen ließ er dann alles raus und die Partys und Frauen gehörten einfach dazu."

Eine fast animalische Herangehensweise

James Hunt und Niki Lauda, deren Kampf um den Titel in der Saison 1976 das zentrale Thema des Films ist, bezeichnete Hemsworth als vollkommen verschiedene Charaktere - sowohl auf als auch neben der Strecke. "Niki war kalkuliert, vorbereitet und fokussiert, während James eine ganz andere, fast animalische Herangehensweise hatte, was bedeutete, dass er bisweilen recht rücksichtslos sein konnte", analysierte er. "Nach einem Rennen ließ sich James gehen und machte Party, wohingegen Niki nach Hause ging, sich schlafen legte und am nächsten Tag aufstand, um zu trainieren."

Damals sei die Formel 1 so gefährlich gewesen, dass die Fahrer um sich sahen und wussten, dass zwei oder drei von ihnen das Ende der Saison nicht miterleben würden. "Es war gladiatorisch, das Todesrisiko war eine sich konstant anbahnende Bedrohung und diese Jungs sind damit umgegangen", stellte Hemsworth bewundernd fest. "James lebte den Moment. Nichts zwingt einen mehr dazu, im Hier und Jetzt zu leben, als der drohende Tod, wenn man in einem stark mit Adrenalin aufgeladenen Rennen fährt. Und dieser Drang, den Moment zu leben, macht süchtig." Hemsworth drehte einige der Fahrszenen selbst, bei den gefährlicheren ersetzte ihn der britische Rennfahrer Niki Faulkner.

"Egal, ob man damit einverstanden ist, was er sagte und tat - er tat alles mit Leidenschaft und er hat alles gegeben", fasste Hemsworth zusammen. "Ob es nun einige seiner Aussagen in den Medien waren - und er konnte sehr indiskret sein - oder die Art und Weise wie er fuhr, sein Liebesleben oder die Partys - er tat alles zu 110 Prozent."