"Heute waren wir nicht so nah dran, wie wir das gehofft hatten", war der Kommentar von Sebastian Vettel zu sechs Zehnteln Abstand auf Lewis Hamilton im Qualifying von Silverstone. Dennoch sieht der dreifache Weltmeister für das Rennen noch alle Chancen, obwohl er sich nicht darauf verlassen will, dass bei Konkurrent Mercedes wieder die Reifen aufgeben.

"Mercedes hatte in diesem Jahr ein paar Rennen, in denen sie sich mit den Reifen schwertaten und dann abgefallen sind. Aber gleichzeitig gab es auch Rennen, in denen sie den Speed hatten und mit den Reifen haushalten konnten", so Vettel, der sich daher auf keinerlei Prognosen einlassen wollte. "Es liegt nicht in unserer Hand, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, dann werden wir sie nutzen."

Die erste Option bietet sich für den Red-Bull-Mann bereits nach dem Start. Ob er ein Überholmanöver versuchen, oder lieber abwarten will, wollte Vettel von der Situation abhängig machen. "Wenn beide stehen bleiben, werde ich mir nicht überlegen, was ich mache, sondern werde vorbeifahren", scherzte der Deutsche. "Sollte mein Start überragend sein, nutze ich die Gelegenheit, sollte sie sich bieten." Selbst wenn sie sich in diesem Moment aber nicht bieten sollte, sei noch nicht aller Tage Abend. "Es gibt mehr als eine Kurve oder Runde, um Boden gutzumachen."

Vettel nimmt Mercedes in Schutz

Für den Moment hätte Mercedes auf jeden Fall alle Berechtigung, in der ersten Startreihe zu stehen, denn sie seien schnell gewesen. Gleiches erwartet Vettel auch am Sonntag, ob die Reifen ein entscheidender Faktor sein werden, wollte Vettel erst abwarten. "Man muss immer bedenken, dass es uns genauso treffen könnte, daher soll man den Tag nicht vor dem Abend loben", so Vettel. Schließlich habe man noch keine Erfahrungen bei wärmeren Temperaturen auf der Strecke sammeln können, aber so oder so werde es am Sonntag schwierig, mit den Reifen hauszuhalten.

Gleichsam drängt sich vielen Beobachtern die Frage auf, ob Mercedes diese guten Leistungen auch den Testfahrten in Barcelona zu verdanken hat. Daran will Vettel aber keinen Gedanken mehr verschwenden und lieber nach vorne schauen. "Wer sich ständig mit der Vergangenheit beschäftigt, bleibt man stehen und der Fortschritt bleibt auf der Strecke", rechtfertigte der Dreifachweltmeister, der zudem an den Saisonanfang erinnerte. "Sie waren heute einfach schnell, aber es ist ja nicht erst seit einem gewissen Test so, dass sie im Qualifying stark unterwegs sind."

Stark unterwegs wäre Fernando Alonso - der Hauptkonkurrent um den Titel - auch gerne gewesen. Mit P10 aber, muss er das Rennen aus dem Mittelfeld starten. Ihn deshalb aber bereits abzuschreiben, kommt für Vettel nicht infrage. "Ich weiß nicht, ob er glücklich ist, oder sich wohl mit dem Auto fühlt, aber egal, ob er von Platz fünf, zehn oder fünfzehn kommt, die Möglichkeiten sind auf alle Fälle da", mahnte der Red-Bull-Mann, der die Schwäche der Roten nicht an den Reifen festmachen wollte und scherzte: "Wir hatten diese Auswahl schon mehrere Male. Wenn es nur darum geht, dann wird Alonso morgen gewinnen, denn diese Auswahl hatten wir in Barcelona."