Schon lange war es ein Gerücht im Fahrerlager, jetzt ist es offiziell: Williams tritt ab 2014 mit Mercedes-Motoren - besser gesagt mit Mercedes-Antriebseinheiten - an. Was für eingefleischte Formel-1-Fans zunächst ungewohnt ist, soll sich zu einer langfristigen und erfolgreichen Partnerschaft entwickeln. Als 'Win-Win-Situation für beide Seiten' bezeichnete der Mercedes Motorsportverantwortliche Toto Wolff den Deal. Doch wie genau profitieren Mercedes und Williams von der Zusammenarbeit?

Folgen für den Motorenmarkt

Erst kürzlich gab Toro Rosso bekannt, in Zukunft mit Renault-Aggregaten an den Start zu gehen. Im gleichen Atemzug betonte Jean-Michel Jalinier, Präsident der Motorenschmiede Renault Sport F1, 2014 zwar in der Theorie bis zu fünf Rennställe mit Antriebseinheiten beliefern zu können, dies aber die Höchstgrenze sei und es nicht dem Wunschszenario entsprechen würde. "Am liebsten würden wir drei Teams ausrüsten", fasste er seine Ziele zusammen. Dass Weltmeister Red Bull mit Renault-Motoren fährt, ist sicher, womit Renault schon zwei Teams beliefern wird. Zudem soll Caterham ebenfalls kurz vor der Bekanntgabe stehen, weiter mit französischem Motor an den Start zu gehen und auch bei Lotus gilt es als nicht allzu unwahrscheinlich, dass der Kontrakt mit Renault verlängert wird.

Dass für Renault die Zusammenarbeit mit Red Bull oberste Priorität hat, ist kein Geheimnis. Schwesterteam Toro Rosso wird davon vermutlich profitieren. Auch die anhaltenden Erfolge von Lotus sind ein gutes Argument dafür, die Mannschaft aus Enstone wie eine Werksmannschaft zu bedienen. Zwischen Renault und Caterham ist inzwischen eine Zusammenarbeit über die Formel 1 hinaus entstanden, die Neuauflage des legendären Renault Alpine ist eine Zusammenarbeit der beiden Unternehmen. Allein deshalb ist es für Williams schon sinnvoll, eine weitere Zusammenarbeit zu überdenken, schließlich will der Traditionsrennstall nicht das fünfte Rad am Wagen sein, zumal die Antriebseinheiten - so der allgemeine Tenor - ab 2014 zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Team 2014 2015
Red Bull Renault Renault
Ferrari Ferrari Ferrari
Lotus Renault? Renault? Honda?
Mercedes Mercedes Mercedes
Force India Mercedes Mercedes
McLaren Mercedes Honda
Toro Rosso Renault Renault
Sauber Ferrari? Ferrari?
Williams Mercedes Mercedes
Marussia Ferrari? Renault? Ferrari? Renault? Honda?
Caterham Renault? Renault?

Folgen für Williams

Auch finanziell ist die Kombination Williams-Mercedes für das Team von Sir Frank Williams reizvoll. Weil der Rennstall in näherer Vergangenheit nicht unbedingt mit positiven finanziellen Schlagzeilen auf sich aufmerksam machte, muss Geld an allen Ecken und Enden gespart werden. Glaubt man der vorherrschenden Meinung im Formel-1-Paddock, ist das Renault-Aggregat deutlich teurer als das der Konkurrenz. Es wird von Differenzen um drei Millionen Euro pro Saison gesprochen, was für ein privates Team einen erheblichen Unterschied ausmacht.

Wie gut wird der Mercedes-Turbo?, Foto: Mercedes-Benz
Wie gut wird der Mercedes-Turbo?, Foto: Mercedes-Benz

Ob sich der Wechsel für Williams sportlich bezahlt macht, steht freilich in den Sternen. Bislang gibt es noch keinerlei Werte der Motorenhersteller von Leistung oder Haltbarkeit, doch Mercedes AMG High Performance Powertrains, die in Brixworth an den neuen Einheiten entwickeln, gilt zumindest als gute Adresse. Mercedes steht nach drei nicht gerade von Erfolg gekrönten Jahren mit dem eigenen Team zudem unter Druck. Der Konzern wird deshalb alles daran setzten, bei einer solch prestigeträchtigen Technologie eine Vorreiterrolle zu übernehmen.

Folgen für Mercedes

Fehlt noch der zweite Part der 'Win-Win'-Situation. Zunächst ist es gut, im ersten Jahr einer komplett neuen Motorengeneration möglichst viele Testkilometer abspulen zu können. Können diese auch noch auf der Strecke zurückgelegt werden, ist das doppelt wertvoll, sind Testfahrten doch sehr stark eingeschränkt. Kinderkrankheiten treten schneller zum Vorschein, mehrere Applikationen können erprobt werden und mit Williams steht Mercedes zudem ein äußerst erfahrener Partner zur Seite.

Zudem darf nicht vergessen werden, dass Mercedes mit McLaren ab 2015 einen Kunden verliert. Frühzeitig darauf zu reagieren, ist auf jeden Fall kein Nachteil. Somit beliefert Mercedes weiterhin mindestens drei Teams, mit Force India wurde bereits verlängert.