Bei Mercedes hat sich der Samstag zum großen Teamkollegen-Duell entwickelt: Wer ergattert die bessere Startposition? In Monaco konnte Nico Rosberg zum 3:3 ausgleichen und gleichzeitig seine dritte Pole Position in Folge erzielen. Zuvor hatte Lewis Hamilton in den ersten drei Qualifyings der Saison die Nase vorn. Warum Rosberg zuletzt derart aufblühte und seinen schnellen Teamkollegen im Griff hatte, wusste er offenbar selbst nicht so genau. "In den ersten beiden Rennen machte ich nicht immer den besten Job bei den wechselnden Witterungsbedingungen", so Rosberg. "In China hatte ich im 3. Training einen Defekt am Auto und konnte deshalb keinen Qualifying-Run mehr üben, obwohl das gerade für mich immer sehr, sehr wichtig ist."

Dies seien zumindest ein paar Erklärungsversuche, warum es zu Saisonbeginn noch nicht so rund lief. "Das gleicht sich aber aus", stellte Rosberg fest. "Wir sind uns sehr ähnlich und pushen uns gegenseitig hart. Um Lewis zu besiegen, muss alles perfekt laufen, sonst funktioniert es nicht. Das ist immer wieder eine tolle Herausforderung und natürlich bin ich jedes Mal happy, wenn es mir gelingt." Das Team dürfte sich über den internen Kampf freuen, sowohl in Barcelona als auch jetzt in Monaco besetzten die beiden Silberpfeile Startreihe eins. Rosberg schmeckte vor allem der Triumph in Monaco, seinem Wohnzimmer, besonders gut: "Es war eine riesige Herausforderung, ihn hier zu besiegen. Wenn der Fahrer einen Unterschied macht, dann hier."

Dass Rosberg mit Hamilton einen absoluten Qualifying-Spezialisten zum Gegner hat, zeigt nicht zuletzt die Statistik. Der Brite schnappte sich in seiner bisherigen Formel-1-Karriere bereits 27 Mal die Pole, in China gelang ihm dies zum ersten Mal für Mercedes. Eine beeindruckende Quote aus 115 Grands Prix, die beweist, dass Hamilton mit dem richtigen Auto immer ein Pole-Kandidat ist. In den Saisons 2007 und 2008 nahm er insgesamt 13 Mal ein Rennen von P1 in Angriff. Entsprechend gelassen nahm Hamilton auch die zuletzt drei teaminternen Niederlagen hin. "Das tut mir nicht weh", meinte er. "Früher konnte ich meine Teamkollegen häufig outqualifyen. Die Situation jetzt bedeutet einfach, dass ich noch härter arbeiten muss."

So ganz auf die leichte Schulter nimmt der Weltmeister von 2008 die Niederlagen aber natürlich nicht, schließlich geht es um den Nummer-1-Status beim Werksteam. Seine 'Niederlagen' gegen Rosberg hätten nichts mit fehlendem Fokus oder ähnlichem zu tun, vielmehr sah Hamilton eine Ursache im Vertrauen zu seinem Silberpfeil, an den er sich noch nicht komplett gewöhnt hat. "Das Bremsen und Lenken ist anders, als ich es all die Jahre bei McLaren gewöhnt war", sagte er. "Bei McLaren hatte ich 100 Prozent Vertrauen ins Auto und das brauchst du hier in Monaco." Hamilton wollte mit seinen Äußerungen jedoch keine Kritik an den Mercedes-Ingenieuren üben, es sei eine persönliche Sache.

Nicht zum ersten Mal äußerte er sich in diese Richtung, seit den Wintertestfahrten merkte Hamilton immer wieder an, dass der Gewöhnungsprozess eine Zeit lang dauern werde. In Monaco zeigte sich - trotz Startplatz zwei - offenbar wieder einmal, dass dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist. "Ich hatte Probleme, dieses Selbstvertrauen zu bekommen", räumte Hamilton ein. "Und es fiel mir nicht leicht, die Reifen auf die richtige Temperatur zu bekommen. Das war das erste Mal, dass ich damit Probleme hatte." Doch am Ende zählt nur das Ergebnis im Rennen. Sorgen, weil er von der schmutzigen Seite starten muss, hatte Hamilton nicht: "So ist es nun einmal. Aber hier geht es nicht nur um den Start, sondern darum, wie man seine Reifen in den Stints managt."