"Wenn das Auto jetzt nicht funktioniert, ist es natürlich nicht ideal - aber die Saison ist dann trotzdem noch nicht vorbei", machte Nico Hülkenberg einen Tag vor dem Trainingsauftakt zum Großen Preis von Spanien klar, dass bei Sauber nun die Stunde der Wahrheit schlagen wird. "Wir setzen schon große Hoffnung in die neuen Teile, die wir jetzt hierher mitbringen - die müssen funktionieren, ansonsten wird es natürlich immer schwieriger", gestand der Deutsche mit Blick auf den erwünschten Aufholprozess ein. Dass die unmittelbare Konkurrenz im Mittelfeld, allen voran natürlich McLaren, jedoch ebenso aufgerüstet hat und in Barcelona mit technischen Neuerungen aufwartet, interessierte Hülkenberg hingegen weniger.

"Auf McLaren schaue ich ehrlich gesagt gar nicht, denn die sind in einer anderen Situation als wir. Wir müssen jetzt einfach sehen: Wir haben das und das Auto - und das sind unsere Probleme, die wir mittlerweile auch kennen und identifiziert haben... und die müssen wir so gut es geht beheben, das Auto stärker machen und unseren eigenen Weg nach vorne suchen", sagte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Am meisten Sorgen bereitet Sauber bis dato die Aerodynamik. Auch Hülkenberg räumte ein: "Das Auto verhält sich nicht unbedingt so, wie es soll. Der Grip ist nicht da und generell trifft das auch auf den Abtrieb zu. Hinzu kommt, dass der Grip teilweise ziemlich plötzlich weggeht und man dann natürlich ins Straucheln gerät, rutscht und das geht dann wiederum auf die Reifen und bringt einen so in eine schwierige Lage."

Im Wissen um den Schwachpunkt

Hülkenberg bei der Ankunft im Fahrerlager von Barcelona, Foto: Sutton
Hülkenberg bei der Ankunft im Fahrerlager von Barcelona, Foto: Sutton

Bereits seit einiger Zeit tüftele man nun an einer Lösung für die Probleme herum. "Wir haben relativ früh gewusst, wo unser Schwachpunkt ist - das zu beheben ist jetzt aber die schwierige Aufgabe und wir arbeiten daran nun schon ein bisschen länger", sagte der Emmericher. Hoffnung bestehe aber weiterhin. "Nach jedem Rennen gibt es mehr Daten und Eindrücke." Entspannen könne man sich deshalb aber noch lange nicht. Hülkenberg machte keinen Hehl aus seinem Ärger über den bisherigen Saisonverlauf. "Es ist ganz klar: Ich bin nicht zufrieden - und das Team ist es auch nicht. Wir sind hinter den Erwartungen, aber so ist es jetzt eben - es bringt nichts, sich ewig damit zu befassen", sagte der 25-Jährige, der meinte: "Man muss aufstehen und versuchen, die Situation zu ändern."

Inwiefern einem das bereits an diesem Wochenende in Barcelona gelingen könne, wollte Hülkenberg noch nicht sagen. Wie immer hänge viel von den Reifen ab, wobei der Sauber-Pilot klarstellte: "Ich bin und war nicht der große Reifenkritiker, denn letztes Jahr war es am Anfang genauso schwierig." Eine Verschlimmerung der Situation an der Pneu-Front konnte er also nicht feststellen. "Diesbezüglich so richtig dramatische Rennen haben wir dieses Jahr doch sowieso noch nicht gesehen, halt vielleicht einen Grand Prix mit drei Stopps - das sorgt aber für gutes Racing und ist eine Herausforderung für die Fahrer und Teams, mit der wir klarkommen müssen." Die zuletzt besonders von Red Bull lancierte Kritik an den Reifenmischungen hielt Hülkenberg für übertrieben und reagierte mit Unverständnis.

Es gewinnt nach wie vor der Schnellste

"Ich denke zum Beispiel schon, dass immer noch der Schnellste gewinnt - das hat man doch auch zuletzt in Bahrain gesehen: Sebastian war der Schnellste, er hat gewonnen. So einfach..." Dass den Fahrern länger haltbare Mischungen insgesamt lieber wären, stünde schon wieder auf einem ganz anderen Blatt Papier. "Natürlich gibt es spezielle Situationen, wo es einmal anders ist und auch stimmt, dass wir Fahrer nicht ganz so happy sind, weil wir nicht pushen können, wie wir wollen. Aber da sitzen trotzdem alle im gleichen Boot." Mit Blick auf sein eigenes Team sagte Hülkenberg: "Wir müssen in erster Linie auf die Hinterreifen aufpassen, wenn ich jetzt einmal Bahrain als Referenz nehme, aber das liegt an der vielen Traktion."

Generell gelte: "Man muss sowieso permanent aufpassen und immer schonend fahren und kann nicht einfach mal Gas geben, driften oder durchdrehende Räder haben. Das bezahlt man sofort in der nächsten Kurve, wenn man merkt, dass der Grip nicht mehr so ist, wie er vorher war." Dass einem in Barcelona diesbezüglich die vielen Daten von den Winterstests eine zusätzliche Hilfestellung leisten könnten, glaubte der Sauber-Pilot nicht. "Die Autos sind seitdem sehr fortgeschritten und sicher nicht mehr identisch, auch ist es ein neues Wochenende mit anderen Temperaturen und anderem Wetter. Deshalb ist es wie bei jedem anderen Grand Prix auch: Man spult am Freitag sein Programm ab, lernt neu dazu und stellt alles dementsprechend ein", so Hülkenberg. Nur an der Zielsetzung für das Wochenende habe sich seit dem Winter nichts geändert: "Punkte."