Die Testfahrten sind geschlagen und der Saisonauftakt in Melbourne rückt unweigerlich näher. In der Saison 2013 gehen vier deutsche Piloten in der Formel 1 auf Punktejagd, nachdem sich Timo Glock und Michael Schumacher aus der Königsklasse zurückzogen haben, wohingegen Adrian Sutil spät, aber doch den Zuschlag von Force India erhielt. Motorsport-Magazin.com nimmt die Leistungen der Fahrer in schwarz-rot-gold bei den Testfahrten unter die Lupe.

Vettel hatte mit den Reifen seine liebe Not, Foto: Sutton
Vettel hatte mit den Reifen seine liebe Not, Foto: Sutton

Sebastian Vettel: Der Weltmeister ließ es ruhig angehen. Sebastian Vettel erzielte bei keinem seiner sechs Testeinsätze die Bestzeit, ordnete sich aber abgesehen vom finalen Tag stets im Spitzenfeld ein. "Das Abtanken und Setzen von schnellen Rundenzeiten überlassen wir den anderen", ließ er ein paar Spitzen in Richtung jener Teams los, die der Tempobolzerei verfallen waren. Unter dem Strich zeigte sich der Heppenheimer mit den Auftritten des RB9 zufrieden und ordnete die Performance besser als zur selben Zeit im Vorjahr ein, selbst wenn ob des schlechten Wetters nicht die gewünschte Rundenanzahl abgespult werden konnte.

In Barcelona experimentierte Red Bull mit dem Einsatz eines passiven DRS, welches Vettel jedoch nicht weiter kommentieren wollte. "Ich habe nichts gesehen, war da was?", spielte er den Ahnungslosen. "Ich schaue bei den Tests nicht wirklich in die Rückspiegel." Zu einem Problem könnten sich die Reifen entwickeln, mit denen Vettel im wahrsten Sinn des Wortes nicht warm wurde. "Es war extrem schwierig, eine Richtung mit dem Auto zu finden und die Veränderungen des Setups richtig zu deuten, denn die Reifen waren einfach nicht gut genug", äußerte er sich kritisch zu den neuen Pirelli-Pneus.

Wie schnell ist Mercedes wirklich?, Foto: Sutton
Wie schnell ist Mercedes wirklich?, Foto: Sutton

Nico Rosberg: Der Testauftakt in Jerez stellte sich für den Wiesbadener mit nur 14 Runden nach einem Elektronik-Defekt alles andere als erfreulich dar, doch das sollte kein schlechtes Omen sein. Bereits zwei Tage später spulte der Mercedes-Pilot 148 problemlose Umläufe ab und demonstrierte damit die Standfestigkeit des F1 W04. Am finalen Tag der Barcelona-Tests brannte Rosberg schlussendlich eine Fabelzeit von 1:20:130 Minuten in den spanischen Asphalt, was die Konkurrenz zumindest aufhorchen ließ.

"Auf gar keinen Fall dürfen wir jetzt von einem Fabelauto sprechen, da müssen wir jetzt echt aufpassen", trat er jedoch umgehend auf die Euphoriebremse. Dass es bei Mercedes in die richtige Richtung geht, stehe aber außer Frage. "Als Team haben wir uns stark verbessert - die Struktur, die Kommunikation wird immer besser." Rosberg hat aber nicht vergessen, dass Mercedes auch bei den Testfahrten vor einem Jahr gut aussah, was in der weiteren Saison aber keineswegs bestätigt werden konnte. "Die Basis stimmt im Moment, aber die Herausforderung ist, weiter zu pushen und die Basis zu verbessern", gab er die Marschrichtung vor.

Hülkenberg blickt dem ersten GP mit Sauber entgegen, Foto: Sutton
Hülkenberg blickt dem ersten GP mit Sauber entgegen, Foto: Sutton

Nico Hülkenberg: Neues Team, neues Jahr, neues Glück - aber altes Talent. Nico Hülkenberg zählt in Sachen Formel 1 zu den größten deutschen Hoffnungen und konnte diese Vorschusslorbeeren in Barcelona bestätigen. Am Sonntag war er erneut mehr als eine Sekunde schneller als sein Teamkollege Esteban Gutierrez am Vortag. Besonders überzeugend sind aber nicht die Zeiten des Deutschen, sondern sein Auftreten. Hülkenberg zeigte sich während der Testfahrten souverän, gelassen, entspannt und gereift.

"Ich habe keine Ahnung, wo wir stehen - das ist die Wahrheit. Es macht keinen Sinn, Versprechungen zu machen, die wir nachher nicht halten können", erklärte der Deutsche auf Fragen, wie viel in der kommenden Saison denn mit Sauber möglich sei. Am Sonntag stand er auf jeden Fall in der Box anstatt auf der Strecke, denn ein technisches Problem unterbrach seine Rennsimulation nach 47 Runden. Doch weder von diesen Schwierigkeiten noch von den anhaltenden Reifenproblemen ließ sich der 25-Jährige aus der Ruhe bringen. "Ich bin der Meinung, dass wir einige interessante Sachen entdeckt haben und bin insgesamt sehr zufrieden." Wenn der Sauber im Vergleich zum Vorjahr kleine Fortschritte gemacht hat und Hülkenberg neben seiner bärenstarken Fahrweise auch seine Souveränität behält, kann man Großes erwarten.

Sutil hat das Comeback geschafft, Foto: Sutton
Sutil hat das Comeback geschafft, Foto: Sutton

Adrian Sutil: Die ersten Testfahrten nach dem Comeback mit den Plätzen sechs und drei beendet. Viel wichtiger ist für Adrian Sutil allerdings der direkte Vergleich zu seinem Teamkollegen Paul di Resta. Der Deutsche brannte am Freitag eine 1:24.215 in den Asphalt, während Di Resta unter gleichen Bedingungen am Vortag knappe drei Sekunden langsamer war. Wie immer sind die Runden während der Wintertests nicht aussagekräftig, aber nach einem Jahr Pause kann diese 1:24-Zeit schon als Fingerzeig in Richtung des Schotten gesehen werden.

"Mein Ziel ist es, besser zu werden und in die beste Position zu gelangen. Ich möchte mich nicht nur auf meinen Teamkollegen konzentrieren", so Sutil, der auch am Samstag schneller war als Di Resta zum Finale. Während sich der Deutsche am Freitag noch über starken Wind auf dem Circuit de Catalunya beschwerte, war er nach seinen finalen Kilometern zufrieden. "Die höheren Temperaturen bereiteten uns ideale Testmöglichkeiten für das Verständnis der Reifen und des Abbaus", freute sich Sutil. Mit 249 Testrunden ohne größere Zwischenfälle ist der Gräfelfinger für den Saisonstart - so gut es nach der späten Entscheidung eben geht - gewappnet.