Noch ist nicht bestätigt, wer das zweite Cockpit neben Charles Pic bei Caterham erhalten wird, doch es gilt als sicher, dass Heikki Kovalainen aus dem Rennen ist. Giedo van der Garde und Vitaly Petrov werden den Kampf unter sich ausmachen. Dabei steht vor allem Geld im Vordergrund, was auch Chefingenieur Mike Gascoyne indirekt bestätigt. Den Grund dafür sieht er in den weiterhin viel zu hohen Ausgaben der Formel 1 von Teams mit jahrelanger Erfahrung. Ursprünglich hatte sich Caterham wie Marussia und HRT unter der 50-Millionen-Grenze von Max Mosley eingeschrieben.

"Es ist wirklich sehr schade, Heikki ist ein sehr talentierter Fahrer", kommentiert der Engländer das Aus von Kovalainen bei den Dunkelgrünen gegenüber Crash.net. "Aber letztes Jahr hat sein Management ihn nicht gut beraten und er selbst sich ebenfalls keinen Gefallen getan. Es ist eine raue Welt da draußen, für jeden. Er war drei Jahre bei Caterham und wurde gut bezahlt, er hätte etwas mehr Respekt dafür zeigen sollen", kritisiert er den Finnen mit deutlichen Worten. Kovalainen hatte stets betont, kein Paydriver sein zu wollen.

Langfristige Pläne

Mit HRT hat es das erste der drei 2010 eingestiegenen Teams als Erstes erwischt, doch selbst beim Caterham-Team, das bislang stets auf den zehnten Platz in der Konstrukteurswertung und damit in den Genuss von TV- und Transportgeldern kam, muss gut mit dem Geld kalkuliert werden, wie Gascoyne verrät: "Ich glaube, die Budgets werden dieses Jahr ein sehr schweres Thema und es ist für jeden da draußen finanziell schwierig."

Die Automobil-Produktion von Caterham muss sich rentieren, Foto: Caterham
Die Automobil-Produktion von Caterham muss sich rentieren, Foto: Caterham

"Wir können nicht erwarten, dass irgendwas über Nacht geschieht", so der 49-Jährige über die Planung bei Caterham. "Aber wir wollen sichergehen, dass die Caterham-Gruppe sich finanziell rechnet und auf deren Ressourcen aufbauen, um langfristig ein Formel-1-Team zu bleiben. Wir wollen beständig investieren, um sicherzugehen, auch in fünf oder zehn Jahren noch hier und ein solides Mittelfeldteam zu sein, so um den fünften bis achten Platz herum. Das ist das Ziel." Caterham habe verglichen mit den anderen kleinen Teams einen guten Job gemacht und sei sehr professionell aufgetreten, fügt er hinzu.

"Aber wir sind einen Schritt zurückgegangen und haben gesagt: 'Okay, wir sind nicht hier, um dort sofort zu landen, sondern wir müssen unser Budget managen, unsere Ausgaben kontrollieren und unsere Ressourcen aufbauen; also sind wir hier, weil wir langfristig dabei sein wollen.' Wir haben realisiert, wie das Spiel läuft. Leute erleben einen Boom und zerbrechen sehr leicht." Den Fehler wolle Caterham nicht machen. Auch er selbst habe gelernt, dass die Ankündigung im Jahre 2010, möglichst schnell um Punkte kämpfen zu wollen, überhastet gewesen sein mag.

Ziele tiefer gesteckt

Stattdessen setzt er die Ziele nun sehr tief an: "Unsere zehnte Position zu halten wird Priorität haben, aber wichtig ist, dass die Automobil-Entwicklung der Caterham-Gruppe gut läuft. Wenn die Gruppe profitabel wird, wird das Formel-1-Projekt eine langfristige Zukunft haben, und das ist das, wo mein Interesse und meine Expertise liegen. Der Umzug nach Leafield ist eine großartige Sache; die Infrastruktur ist großartig und wir werden sie nach und nach aufbauen, um nachhaltig zu sein." Das sind überraschend defensive Töne, verglichen mit den Ansagen der vergangenen beiden Jahre, als noch das Mittelfeld das Ziel war.

Den Grund dafür sieht er in der Erfahrung der etablierten Teams: "Man muss realistisch bleiben: Wenn man sich die neun Teams vor uns ansieht, dann wird man feststellen, dass sie seit 20 bis 30 Jahren und noch länger dabei sind. Selbst wenn man mit einem kleineren Budget von 50 bis 70 Millionen Pfund (60 bis 85 Millionen Euro), was eine Menge Geld ist, arbeitet, investiert man etwa 5 Millionen reines Kapital. Aber wenn man sich die Kosten für Windkanäle und Infrastruktur ansieht, landet man schnell bei 200 bis 300 Millionen Pfund (240 bis 360 Millionen Euro) an Equipment. Also wird man als relativ neues Team da nicht so einfach mithalten können."

Der Fokus liegt stattdessen nun ganz auf der Produktion von Automobilen, denn davon hängt das Formel-1-Projekt ab: "Die Zukunftsfähigkeit von Caterham hing immer davon ab, eine Gruppe aufzubauen. Und obwohl wir das Formel-1-Team gestartet haben, ist es keine Überraschung, dass ich nun auch die automobile Seite übernehme, denn davon hängt unser Überleben ab. Die Formel 1 allein zahlt sich nicht aus."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Dass sich Caterham Heikki Kovalainen als Profi-Piloten nicht mehr leisten kann, hatte sich schon lange abgezeichnet. Gascoyne zeigt hier die Hintergründe unverblümt auf. Um es einmal mit anderen Worten zu formulieren: Sollte die Caterham-Gruppe nicht profitabel arbeiten, könnte dem Formel-1-Projekt schnell der Stecker gezogen werden - aller langfristigen Pläne zum Trotz. Gascoyne kann sich nicht mehr zu 100 Prozent auf die Formel 1 konzentrieren, sondern muss auch noch das Tagesgeschäft bei Caterham erledigen. Deshalb wohl auch die eher defensive Ankündigung, nur noch den zehnten Platz halten zu wollen. Heiko Stritzke