Dein großes Highlight des Jahres war der zwölfte Rang in Singapur, den du mit einem beschädigten Auto eingefahren hast. War dir in jenen Momenten im Rennen bewusst, dass diese Platzierung womöglich für das Team Millionen wert ist?
Timo Glock: Nicht sofort, denn ich war lange Zeit auf Platz 13 und Rang 14. Da wusste ich aber, dass es noch nicht so ganz langt. Irgendwann lag ich dann auf Platz zwölf. Zu jener Zeit wusste ich aber, dass meine Reifen nicht mehr lange halten würden. Ich wusste um die Brisanz und um den Speed der anderen, die mit frischeren Reifen von hinten kamen. Kamui war direkt hinter mir und ich musste es ohne Fehler über die Distanz bringen. Das habe ich geschafft. Wir waren alle sehr happy. Aber zum Feiern blieb keine Zeit.

Leider gab es zum Ende der Saison in Brasilien einen Schock: Caterham hat euch auf der Zielgeraden noch von Platz zehn verdrängt. Wie war die Stimmung, als du am Ende des Rennens in die Box gekommen bist?
Timo Glock: Wir wussten zu dem Zeitpunkt alle nicht, was wir machen oder sagen sollen. Von unserer Seite hatten wir alles richtig gemacht. Es lief alles richtig gut, bis mir der Jean-Eric Vergne ins Auto gefahren ist. Zuvor hatte ich satte zwölf Sekunden Vorsprung auf die Caterhams gehabt. Wir hatten eigentlich alles im Griff. Aber das Rennen war chaotisch, es hat uns leider erwischt. Wir hatten sogar nach meinem Pech noch Hoffnung, denn Charles Pic lag noch vor Vitaly Petrov. Leider hatte sich das später auch erledigt.

Was hast du nach dem traurigen Renntag in Brasilien gemacht?
Timo Glock: Ich bin nach Hause geflogen und habe gedacht, dass das alles nicht wahr sein kann. Da hat man alles richtig gemacht und wird dann so bestraft. Das gesamte Team in Banbury hat in dieser Saison unter sehr schwierigen Bedingungen tolle Arbeit geleistet. In meinen Augen haben wir ab Mitte des Jahres einen besseren Job gemacht als Caterham. Wir hätten es also verdient gehabt. Wir haben 1,5 bis zwei Sekunden auf Caterham aufgeholt - und das ohne KERS! Es ist einfach extrem schade, wenn du dann die Früchte nicht ernten kannst.

Seit dieser Saison wurde das Auto vom erfahrenen Ex-Renault-Technikchef Pat Symonds weiterentwickelt. Inwiefern hast du diese Veränderung gespürt?
Timo Glock: Das habe ich sehr deutlich gespürt. Wir haben zwar eine gewisse Zeit im Windkanal gebraucht, um wirklich damit zufrieden zu sein. Wir mussten zunächst sicherstellen, dass wir uns auf die Resultate verlassen können. Das hat der Pat genau richtig angepackt, denn es ist enorm wichtig, dass man diesen Abgleich zwischen Windkanal und Fahrt auf der Strecke macht. Ab Mitte des Jahres wurde es immer besser, es ging spürbar voran. Ich habe viel mit Pat und seiner Crew zu tun gehabt. Das war letztlich maßgeblich, von der reichhaltigen Erfahrung von Pat haben wir mächtig profitiert.

Deine Teamkollegen hast du in den drei vergangenen Saisons immer im Griff gehabt - alle haben das Team nach nur einem Jahr verlassen. Macht es dich stolz, dass du dich dermaßen klar behaupten konntest?
Timo Glock: Ja, das muss ich zugeben. Das macht mich stolz, weil es schwierig ist. Jedes Jahr muss ich mich gegen junge Teamkollegen durchbeißen und durchkämpfen. Und diese Jungs haben immer nur eines im Sinn: mich schlagen, egal wie. Die wollen natürlich auf einem solchen Wege auf sich aufmerksam machen. Man selbst muss sich immer wieder motivieren und dagegenhalten. Auch wenn es für uns nur um die berühmte 'goldene Ananas' geht. Es gefällt mir schon ganz gut, dass sich einige an mir die Zähne ausgebissen haben.

Wie wirst du Weihnachten verbringen?
Timo Glock: Ich feiere zusammen mit meiner Freundin zu Hause in der Schweiz. Meine Eltern und die Mutter meiner Freundin kommen dann dazu und wir lassen es ganz gemütlich angehen. Ich habe dieses Jahr wirklich keine großen Wünsche materieller Art. Ich wünsche mir einfach nur etwas Zeit. Ich freue mich einfach auf ein paar Tage gemütlich zu Hause. Ein bisschen Schnee dazu - mehr brauche ich dieses Jahr nicht.

Hast du schon Eindrücke vom Auto des kommenden Jahres?
Timo Glock: Bilder habe ich noch keine gesehen, aber Daten. Und diesbezüglich würde ich sagen, dass es ziemlich gut aussieht. Es wird definitiv eine Verbesserung zu diesem Jahr. Aber das muss auch so sein. Ich werde sicherlich zu Beginn des neuen Jahres einiges zu sehen bekommen.