Sebastian Vettel und Narain Karthikeyan werden wohl keine Freunde mehr - zumindest was das Geschehen auf der Rennstrecke betrifft. Rückblende: Im März war der Red-Bull-Pilot beim Großen Preis von Malaysia im Zuge eines Überrundungsmanövers vom Inder leicht berührt worden, was zu einem Reifenschaden und dem lediglich elften Platz in der Endabrechnung führte. Nach dem Rennen bezeichnete Vettel den HRT-Piloten als Gurke und stellte infrage, ob das Autofahren für ihn der richtige Job sei.

Narain Karthikeyan steht im Zentrum der Kritik, Foto: Sutton
Narain Karthikeyan steht im Zentrum der Kritik, Foto: Sutton

Bei der US-Rückkehr der Formel 1 trafen sich die beiden Piloten wieder, erneut im Rahmen eines Überrundungsmanövers. Dieses endete zwar ohne Feindkontakt, hatte für Vettel jedoch einmal mehr schwerwiegende Folgen - diese Auffassung vertritt man zumindest bei Red Bull. Zum Zeitpunkt des Überrundungsmanövers lag der Deutsche an der Spitze des Feldes und hielt Lewis Hamilton um etwa eine Sekunde in Schach, verlor hinter Karthikeyan jedoch so viel Zeit, dass der Brite aufschließen und in der DRS-Zone die Führung übernehmen konnte. Vettel belegte schlussendlich den zweiten Rang, der Sieg ging an Hamilton.

Dabei war der Schlachtplan seitens der Red-Bull-Strategen perfekt ausgearbeitet worden, um sich gegenüber den Attacken Hamiltons erwehren zu können: Vettel hatte sich seine KERS-Ration so eingeteilt, dass ihm der Brite nicht gefährlich werden konnte; in der DRS-Zone fehlte dem scheidenden McLaren-Mann stets ein gutes Stück, um einen ernsthaften Angriff setzen zu können.

Einladung angenommen

"Es hat gut geklappt, Lewis dahinter zu halten, aber mit dem Verkehr ist es dumm gelaufen", ärgerte sich Vettel über die Szene. "Ich habe ihm eine schöne Einladung geschickt und die hat er angenommen. Er hatte nur eine Chance und diese hat er genutzt." Auch bei Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko war die Verstimmung groß, denn Vettel hätte mit einem Sieg einen noch größeren Schritt in Richtung Titel machen können. "Es ist immer dasselbe, dass jemand die blauen Flaggen nicht beachtet", war der Österreicher auf Karthikeyan nicht gut zu sprechen.

Karthikeyan selbst war davon überzeugt, alles richtig gemacht zu haben und bekam dies vor dem Start auch von Renndirektor Charlie Whiting bestätigt. "Charlie sagte, dass es absolut in Ordnung ist, zwischen Kurve drei und sieben die Ideallinie nicht zu verlassen, daher habe ich nichts falsch gemacht", betonte der Inder, der seine Verfolger nach diesem Streckenabschnitt sofort passieren ließ. "Man kann nirgendwo anders hinfahren und es ist unmöglich, vorher jemanden vorbeizulassen", untermauerte er seine Position. "Wenn sich Vettel beschwert, dann ist das mies."

Es machte generell den Eindruck, als würde Hamilton in Austin etwas einfacher als Vettel an den zu überrundenden Fahrzeugen vorbeikommen, was wohl in erster Linie an den Streckenabschnitten lag, in denen die Spitzenpiloten auf die Nachzügler trafen. Während man im ersten Sektor mit seinen vielen schnellen, ineinander übergehenden Kurven viel Zeit verlieren konnte, wenn man ein langsameres Fahrzeug vor sich hatte, war das Überrunden auf der langen Gerade deutlich angenehmer. In die Herzen der beiden Spitzenpiloten fuhr sich vermutlich Paul di Resta: Der Force-India-Mann lenkte seinen Boliden zur Seite und hielt beinahe an, als Vettel und Hamilton angebraust kamen.