Der Große Preis von Abu Dhabi war vielleicht der spektakulärste Grand Prix in dieser Saison. Zahlreiche Unfälle, Zweikämpfe und Safety-Car-Phasen bestimmten das Renngeschehen. Am Ende standen mit Kimi Räikkönen, Fernando Alonso und Sebastian Vettel drei Piloten auf dem Podium, die sich über ihre Ergebnisse freuen konnten - auf den ersten Blick.

Hätte Sebastian Vettel jemand vor dem Wochenende gesagt, er würde hinter Fernando Alonso auf Rang drei ins Ziel kommen, wäre der Heppenheimer sicherlich alles andere als glücklich gewesen. Die derzeitige Performance des Red Bull ist so stark, da sind selbst die Ränge zwei und drei in der Qualifikation eine Enttäuschung. Noch schlimmer wird es dann allerdings, wenn man mangels ausreichend Benzin im Tank ans Ende der Startaufstellung versetzt wird.

Vettel musste seinen Boliden auf der Inlap abstellen, Foto: Red Bull
Vettel musste seinen Boliden auf der Inlap abstellen, Foto: Red Bull

Für Sebastian Vettel standen die Vorzeichen nicht besonders gut, er drohte durch seinen Start aus der Boxengasse wertvolle Punkte auf Fernando Alonso einzubüßen. Doch dank des geschickt geänderten Setups, einer guten Strategie, einer hervorragenden Fahrerleistung und auch einer Portion Glück verlor Vettel nur drei Zähler auf den Spanier. In Anbetracht der Tatsache, dass Vettel 18 Positionen hinter seinem Titelkonkurrenten ins Rennen ging, ein voller Erfolg. Angesichts der eigentlichen Überlegenheit des Red Bulls aber eine Enttäuschung.

Der Vorher/Nachher-Vergleich funktioniert auch bei Fernando Alonso, nur andersherum. Hätte dem Asturier jemand vor dem Rennwochenende gesagt, er würde als Zweiter drei Punkte auf Sebastian Vettel aufholen, wäre der Ferrari-Pilot vermutlich vor Freude an die Decke gehüpft. Auch wenn es diesmal so schien, als könnte vielleicht Lewis Hamilton den Red-Bull-Fahrern den ein oder anderen Zähler wegschnappen, so konnte das Ziel Alonsos nur Schadensbegrenzung lauten.

Dass der Spanier am Ende auf Rang zwei ins Ziel kam, hat er zum einen seinem guten Start, zum anderen ebenfalls einer Portion Glück zu verdanken. Ohne Hamiltons Ausfall und Vettels Rückversetzung wäre maximal Platz vier in Reichweite gewesen. Dass die Freude Alonsos am Ende dennoch etwas getrübt war, ist der erwähnten Aufholjagd von Sebastian Vettel geschuldet. Wenn der größte Titel-Kontrahent 18 Plätze hinter einem ins Rennen geht, darf man von mehr als drei Punkten Differenz träumen. Das tat vermutlich auch Alonso, weshalb seine Freude auf dem Podium sichtlich zurückhaltend war.

Das Räikkönen-Paradoxon

Kimi Räikkönen hieß der strahlende Sieger des Rennens - wobei "strahlend" womöglich in zweierlei Aspekten nicht ganz glücklich gewählt ist. Auch bei seinem 19. Karriereerfolg war der Jubel des Iceman eher verhalten, doch das ist nichts Neues, trägt der Finne schon seit jeher seine Gefühle nicht nach außen. Doch auch beim ersten Sieg im Comeback-Jahr gab es einen kleinen Wermutstropfen für Räikkönen.

Mit dem ersten Saisonsieg waren die Titelchancen dahin. Das ganze Jahr über konnte Räikkönen konstant, aber unauffällig punkten und war somit immer in Reichweite zur Spitze. Natürlich durfte er sich nie mehr als Außenseiterchancen ausrechnen, doch diese existierten - zumindest bis zu jenem Sieg in Abu Dhabi. Schwerer als das WM-Aus dürfte Räikkönen aber die Tatsache getroffen haben, dass er seinen Sieg ausgerechnet in den Emiraten einfuhr und deshalb mit Rosenwasser, statt mit Champagner auf dem Podium feiern musste.