Es gibt gute Gründe, warum manche Teams es gerne sehen, wenn ein Fahrer die klare Nummer 1 und der andere die klare Nummer 1b ist. Die Rollen sind aufgeteilt, die Leistungsverhältnisse sind ebenfalls klar und in der Weltmeisterschaft kann man sich auf einen Fahrer konzentrieren, während der andere dabei hilft, die nötigen Zusatzpunkte für die Konstrukteurs-WM einzufahren. Wie schief es gehen kann, wenn zwei Fahrer auf einem Niveau fahren, war bereits öfter zu sehen. Prost vs. Senna, Hamilton vs. Alonso und auch Vettel vs. Webber kommen in den Sinn. Doch obwohl Red Bull 2010 nicht unbedingt gute Erfahrungen damit machte, dass beide Fahrer um die WM fuhren, hat Teamchef Christian Horner keine Angst, dass es dieses Jahr wieder so ist.

Ein kleiner Rückblick: Sebastian Vettel und Mark Webber fuhren 2010 beide bis zum letzten Rennen um die Weltmeisterschaft mit, am Ende hatte der Deutsche die Nase vorne, doch bis dahin hatte es einigen Diskussionsbedarf gegeben. In der Türkei fuhren die Beiden auf der Strecke ineinander, wobei Vettel ausschied und Webber noch Dritter wurde. In Großbritannien erhielt Vettel Webbers neuen Vorderflügel, nachdem er sich seinen eigenen kaputtgefahren hatte, was den Australier nach seiner Fahrt zum Sieg zum Ausspruch veranlasste: "Nicht schlecht für einen Nummer-2-Fahrer." Als Vettel im Saisonendspurt dann schlechte Karten hatte, gab es von Webber noch dazu ein paar dezente Hinweise, man solle ihn doch bevorzugen, um die WM zu sichern.

Seit 2010 ist viel geschehen

2011 stellten sich diese Probleme nicht, da Vettel dominierte, während Webber Probleme hatte, sich an die Pirelli-Reifen zu gewöhnen und deswegen erst seine Form finden musste. Doch 2012 ist der Kampf wieder ausgeglichener, sollte es aber zu heiklen Situationen kommen, erwartet Horner sein Team viel besser vorbereitet. "Ich denke, wir sind in einer tollen Position, da wir beide Fahrer vorne haben. Viel ist seit 2010 geschehen." Aktuell liegen Vettel und Webber jedenfalls punktegleich knapp hinter WM-Spitzenreiter Fernando Alonso. "Wir sind in einer Position, in der wir zwischen jetzt und dem Saisonende beiden Fahrern die beste Unterstützung liefern können. Im Moment ist es so schwierig, von Rennen zu Rennen Vorhersagen zu treffen, aber es ist für das Team positiv, dass beide Fahrer vorne mit dabei sind."

Horner zeigte sich voll davon überzeugt, dass seine Mannschaft von den Ereignissen der Saison 2010 gelernt hat. Wobei er Lernen ohnehin als eine der wichtigsten Tugenden in der Formel 1 ansieht. "Man kann in diesem Business immer lernen. Und ich denke, als Team sind wir gewachsen und haben gelernt. Eigentlich sind wir immer noch ein recht junges Team - das gilt auch für die Fahrer", erklärte der Teamchef.