Ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut, dass es jetzt in China zum zweiten Mal hintereinander mit Punkten geklappt hat, dass wir diesmal auch beide Autos in die Punkte gebracht haben. Ich denke, ich habe aus den gegebenen Möglichkeiten wirklich das Optimale herausgeholt, es war wirklich kein einfaches Rennen, aber zumindest ein sehr unterhaltsames und abwechslungsreiches.

Ich hatte ständig Leute vor oder hinter mir, musste ständig kämpfen, auch ein paarmal überholen, dabei aber immer auf die Reifen aufpassen - und das hat alles in allem doch sehr gut funktioniert. Was aber nicht heißt, dass ich mich jetzt irgendwie schon zufrieden zurücklehnen und freuen kann, es gibt noch viel zu verbessern und zu lernen, am Auto, bei mir selbst... Aber das Feeling im Team ist im Moment ausgesprochen gut, da herrscht eine große Aufbruchsstimmung, alle merken, dass sich die harte Arbeit wirklich ausgezahlt hat und das motiviert natürlich, genau so weiter zu machen.

DRS muss effizienter werden

Mit meinem Qualifying war ich persönlich diesmal auch schon wesentlich zufriedener, ich war ja ganz nahe an Pastor dran und die Runde war auch ganz ordentlich - aber ich bin da immer noch etwas am Lernen, es kann schon noch besser werden. Und grundsätzlich ist das Qualifying auch im Verhältnis noch eine Schwäche unseres Autos. Das liegt vor allem daran, dass unser DRS nicht das aller effizienteste ist, da verlieren wir auf den Geraden schon mal drei Zehntel - und das kann man sich halt heute, wo alles so eng zusammen liegt, nicht mehr leisten. Aber wir sind da dran, das ist einer der Hauptpunkte, an denen wir im Moment arbeiten, obwohl es auch da so ist, dass man nicht einen einzelnen Punkt allein verbessern kann, das sind alles verschiedene Komponenten am Auto, die zusammen spielen und die gemeinsam verbessert werden müssen.

In Kurve eins wurde es eng, Foto: Sutton
In Kurve eins wurde es eng, Foto: Sutton

Aber es wäre natürlich wichtig, weiter vorne zu stehen, um den üblichen Mittelfeld-Zwischenfällen in der ersten Kurve zu entgehen. Diesmal habe ich mir ja an Felipes Ferrari leicht den Frontflügel beschädigt, dann leider danach auch noch ganz leicht Pastor berührt - aber wie bei dem Startzwischenfall in Australien konnte ich diesmal wirklich absolut nichts dafür. Das war so eine typische Kettenreaktion, zwischen Fernando und Kimi wurde es eng, deshalb kam dann dahinter Grosjean Massa in die Quere, Felipe musste viel extremer bremsen als normal und ich wurde dahinter überrascht und konnte absolut nichts mehr machen...

Aggressive Strategie

Wie weit der beschädigte Flügel wirklich Performance gekostet hat, ist schwer zu sagen, ich habe bis jetzt auch die detaillierten Aero-Werte noch nicht. Tatsache ist, dass wir grundsätzlich ein Balanceproblem hatten, weil unser Auto für eine um einige Grad höhere Streckentemperatur abgestimmt war, als es sie dann am Sonntag tatsächlich hatte. Das heißt, wir hatten ein bisschen zu viel Last nach vorne, das hat es dann auch noch schwieriger gemacht, die Reifen zu konservieren. Vor allem mit unserer sehr aggressiven Strategie mit einem kurzen ersten Stint auf dem Medium, um dann mit dem zweiten - weichen - Satz durch den Zeitvorteil, den man da gegenüber denen hat, die später wechseln, Boden gut zu machen.

Mit einer "normalen" Zwei-Stopp-Strategie mit längerem ersten Stint wäre es kein Problem gewesen, über die Distanz zu kommen - aber da hätten wir halt befürchtet, in dieser Phase zu viel zu verlieren. Der Soft hat dann - sicher auch durch die nicht optimale Balance - ziemlich schnell abgebaut, ich bin sogar eine Runde zu spät reingekommen, in der ich sehr viel Zeit verloren habe, weil der linke Vorderreifen dann doch schon komplett hinüber war. Ich habe mich auch noch einmal verbremst, was es natürlich nicht besser gemacht hat - jedenfalls war der am Ende zu 100 Prozent runter, da war praktisch überhaupt kein Gummi mehr drauf...

Es ging nicht immer Vollgas

Ich wusste nach dem zweiten Stopp ja, dass ich mit dem letzten Reifensatz fast 30 Runden fahren muss - da habe ich schon Bedenken bekommen, ob das funktionieren wird. Es war ein Eiertanz, schnell genug zu fahren, um wieder nach vorne zu kommen, aber ja nicht zu aggressiv zu sein, um die Reifen nicht zu stark zu strapazieren. Von den reinen Rundenzeiten her bin ich sicher nicht das gefahren, was mit dem Auto zeitweise möglich gewesen wäre, auch gegen Grosjean habe ich mich nicht wirklich gewehrt, als der nach seinem Ausrutscher herankam. Die Alternative sah so aus, ihn entweder ziemlich kampflos vorbei zu lassen, oder zu riskieren, dass ich am Ende noch viel mehr Boden verliere, was ja einigen anderen auch passiert ist... So war ich schon sehr zufrieden, dass ich das alles hinbekommen habe und den siebten Platz dann halten konnte.

In Bahrain sollten wir auf jeden Fall auch wieder ein Auto haben, dass es uns erlaubt, in die Top Ten zu fahren. Ob das im Qualifying klappt, ist die Frage, denn auch hier wird das DRS-Thema auf der langen Geraden wieder eine Rolle spielen. Andererseits werden die Hitze und die hohen Streckentemperaturen ein ganz entscheidender Faktor in Bahrain sein. Theoretisch sollte uns das helfen, an sich funktioniert unser Auto bei hohen Temperaturen sehr gut. Aber man sollte mit Prognosen trotzdem immer vorsichtig sein, die Streckencharakteristik dort ist wieder eine andere als wir sie bisher hatten - Überraschungen sind nie auszuschließen...

Keine Probierportionen

Ach ja, eine besondere Überraschung haben mein Physio James und ich übrigens in unserem Hotel in Shanghai erlebt: In dem chinesischen Restaurant dort haben wir sechs verschiedene Gerichte bestellt - wir waren der Meinung, das seien alles so kleinere Sachen, eher so Probierportionen. Als das Essen dann kam, hatte alles die Dimension eines kompletten Hauptgerichts - das war so viel, das hätten wir nie geschafft, auch wenn ich ja meist schon einen gesunden Appetit habe. Wir haben dann Sophie, unsere Pressedame, angerufen, ob sie uns helfen kommen will - hat sie dann auch gemacht, aber es war immer noch mehr als reichlich...