Ross Brawn hat als Teamchef von Mercedes die Fäden bei einer Marke, die auf eine lange und erfolgreiche Motorsporttradition zurückblicken kann, in der Hand. Seine Vorgänger, wie etwa Alfred Neubauer, haben große Erfolge im Zeichen des Sterns erzielt, während Mercedes noch auf der Suche nach dem Erfolg ist. Brawn will nicht der erste sein, der mit einem Silberpfeil-Projekt scheitert.

"Ja, das ist wahr", sagt der 57-jährige im Guardian. "Du bist hier, um die Geschichte von Mercedes zu repräsentieren. Es ist eine der ikonischen Marken, und wenn du sie beschädigst, ist das gesamte Projekt für den Vorstand nicht mehr attraktiv", ist er sich der Gefahren in der Formel 1 bewusst. Er habe mit den Mercedes-Chefs geredet und sie hätten seine Meinung geteilt, dass der vierte Platz in der Weltmeisterschaft nicht genug sei. "Wenn das Team über einen längeren Zeitraum keine Leistung bringt, muss man die Konsequenzen akzeptieren."

Schon häufig haben sich Marken wegen andauernder Erfolglosigkeit zurückgezogen, auch in jüngerer Zeit. Doch bei Mercedes ortet Brawn ein dickes Fell: "Was mich tröstet, ist, dass Mercedes in dieser Ära mittlerweile seit 20 Jahren in der Formel 1 vertreten ist, wenn auch meist als Motorenlieferant, aber auch als Teilhaber am McLaren-Team. Sie haben mit Höhen und Tiefen gelebt und nicht aufgegeben, wenn die Dinge schwierig liefen."

Hineinwachsen in den Mythos

Die Motorsportgeschichte von Mercedes ist lang, Foto: Mercedes-Benz
Die Motorsportgeschichte von Mercedes ist lang, Foto: Mercedes-Benz

Für seine Marke hat er noch weitere lobende Worte parat: "Als Unternehmen sind sie nicht wie ein Fähnchen im Wind. Sie haben Durchhaltevermögen und verstehen, dass sich die Dinge mit der Zeit entwickeln. Sie haben die Leidenschaft für den Sport und wissen, wie er zum Unternehmen passt. Das gibt mir Vertrauen."

Um sich mit der neuen Marke zu identifizieren, brauchte Ross Brawn Zeit: "Man kann nicht sofort einen Schalter umlegen", so der Sternenkrieger über den Beginn des Kapitels im Jahre 2010. "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ab dem Moment, in dem wir zu Mercedes wurden, silbernes Blut durch meine Adern schoss. Es war ein Übergang. Es dauerte eine Weile. Ich musste die Chefetage und deren Begeisterung für die Geschichte von Mercedes kennenlernen."

Nun aber sei er sehr stolz darauf, und begierig, die Geschichte von Mercedes als Grand-Prix-Team neu zu beleben. "Man hält für eine Weile die Zügel in der Hand, und das bringt gewisse Verantwortlichkeiten mit sich", weiß Brawn über den Erfolgsdruck bescheid und kündigt selbstbewusst an: "Ich will ein Teil der Geschichte von Mercedes werden!"