Wieder viele Runden, aber keine besonders schnellen Zeiten - wie war der Tag heute?
Bruno Senna: Wir haben wieder unsere Zuverlässigkeit beweisen können, es gab in dieser Beziehung keinerlei Probleme. Aber hier in Barcelona funktionieren die Reifen nicht so gut, wie sie noch in Jerez funktioniert haben. Das müssen wir untersuchen und herausfinden, was wir verändern müsse, um die Balance des Autos vor allem in den langsamen Kurven noch zu verbessern.

Was ist das Problem mit den Reifen? Graining, Haltbarkeit, kein Grip?
Bruno Senna: Wir bekommen die Reifen nicht auf die gleichen Temperaturen wie in Jerez und das beeinträchtigt auch die Haltbarkeit. Dazu gibt es hier viel mehr schnelle Kurven, wenn der Reifen da nicht richtig funktioniert, verschärft das das Problem noch. Deshalb müssen wir das Auto in einigen Passagen noch verbessern.

Aber euer Fokus scheint immer noch mehr auf Longruns als auf kurzen, schnellen Stints zu liegen?
Bruno Senna: Das Programm ist immer noch mehr darauf fokussiert, das Auto zu verstehen - vor allem, wie es sich auf den Longruns verhält. Im Moment zeigt das Auto in den ersten drei Runden ein bestimmtes Verhalten, in der 15. Runde dann aber ein anderes. Insofern ist es sehr wichtig, zu lernen, wie dieses Verhalten variiert, um das dann bei der Abstimmungsarbeit in konstruktiver Weise zu nutzen. Wenn man nur in den ersten zwei Runden das schnellste Auto hat, hilft das zwar eine Menge im Qualifying, aber nicht allzu viel für das Rennen.

Das heißt, der Abstand nach vorn beunruhigt euch nicht wirklich?
Bruno Senna: Nein, denn bis jetzt wissen wir ja noch nicht, was die anderen machen, wer mit wie viel Sprit fährt. Wir haben heute bei vielen anderen ziemlich große Unterschiede in den Zeiten zwischen Vormittag und Nachmittag gesehen, was zeigt, dass da viel mit verschiedenen Benzinleveln und Reifenmischungen gespielt wird.

Alexander Wurz gehört jetzt als Mentor zu eurem Team - was hältst Du davon?
Bruno Senna: Ich glaube, er kann uns sehr viel helfen, die Erfahrung, die er hat, wird für mich sehr nützlich sein. Ich werde das so weit wie möglich ausnutzen, werde versuchen, sein Gehirn so weit wie möglich auseinander zu nehmen, um all die Erfahrung rauszuholen, die er mitbringt. (Lacht) Und das Beste ist, dass er auch schon während der Test dabei sein wird, auch mal von außen beobachten wird. Da kann er uns sicher sehr viel helfen, auch gleich auf Fehler hinweisen, aber auch unser Auto mit den anderen vergleichen.

Bruno Senna darf in dieser Woche nicht mehr testen, Foto: Williams
Bruno Senna darf in dieser Woche nicht mehr testen, Foto: Williams

Von außen wird das zum Teil schon wieder als internes Misstrauen gegenüber euch jungen Fahrern interpretiert...
Bruno Senna: Ich sehe das anders, man muss jede Möglichkeit nutzen, so viel wie möglich zu lernen, jede zusätzliche Erfahrung hilft. Das Team vertraut uns zwei relativ unerfahrenen Piloten sehr wohl, stellt uns aber jede mögliche Hilfe an die Seite. Das ist doch ein optimales Szenario...

Bleibst Du eigentlich die nächsten drei Tage hier, obwohl du ja nicht mehr fährst?
Bruno Senna: Klar, ich habe sehr großes Interesse daran, zu verstehen, was das Team macht, und ich hoffe, dass ich mit dazu beitragen kann, das Auto zu verbessern.

Ärgert dich der Tag, den du da abgeben musst - oder kannst du das aus Teamsicht gut verstehen?
Bruno Senna: Das ist schon absolut nachvollziehbar. Valtteri Bottas wird in vielen freien Trainings am Freitag zum Einsatz kommen, und damit er dabei dem Team dann auch effektiv weiter helfen kann, ist es wichtig, dass er das Auto vorher auch einmal kennen lernt. Klar, in einer idealen Welt könnte ich morgen noch mehr Runden fahren. Aber ich hoffe, dass wir morgen auch wieder einen guten Tag haben und er gutes Feedback gibt. Das Wichtige ist, dass wir in den nächsten drei Tagen weiter kommen, auch wenn ich da nicht mehr im Auto sitze.