Pro: Massa kriegt 2012 wieder die Kurve

von Philipp Dunker

Seit seinem schweren Unfall in Ungarn im Sommer 2009 ist Felipe Massa leicht angeschlagen. Auch die Stallregie von Hockenheim 2010, als der 30-jährige Brasilianer Teamkollege Fernando Alonso den Sieg überlassen musste, hat dem Selbstvertrauen des Ferrari-Piloten gewiss nicht geholfen. Nach einem durchwachsenen Jahr 2011 wird der Vize-Weltmeister von 2008 in der kommenden Saison aber wieder zurückkommen.

Felipe Massa entspannt derzeit im winterlichen Madonna di Campiglio - kann der Brasilianer 2012 zurückschlagen?, Foto: Ferrari
Felipe Massa entspannt derzeit im winterlichen Madonna di Campiglio - kann der Brasilianer 2012 zurückschlagen?, Foto: Ferrari

Die Kritik an Massa wurde im vergangenen halben Jahr immer lauter. Zuletzt forderte auch Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo eine deutliche Leistungssteigerung des Brasilianers in der neuen Saison. Felipe Massa ist bewusst, dass er 2012 liefern muss, um seinen auslaufenden Vertrag bei Ferrari über das Jahr hinaus verlängert zu bekommen. Besonders in den letzten Läufen des abgelaufenen Jahres war nach einem Durchhänger zu Saisonmitte eine deutliche Leistungssteigerung Massas zu erkennen.

Felipe Massa konnte seinen hoch eingestuften Teamkollegen Fernando Alonso in den Qualifyings zuletzt gelegentlich hinter sich lassen und bot dem spanischen Ex-Weltmeister auch im Rennen oftmals die Stirn. Strategische Fehler und Kollisionen, besonders mit Lewis Hamilton, verhinderten allerdings bessere Ergebnisse. Dass Massa bei Ferrari kein Auslaufmodell ist, unterstreicht auch die Tatsache, dass der Brasilianer den Roll-Out des neuen Fahrzeugs bestreiten wird. Für den sensiblen Massa sind solche Dinge besonders wichtig, zeugen sie doch von großer Wertschätzung seitens Ferrari.

Contra: Abschied auf Raten

von Frederik Hackbarth

Selten war ein Fahrer seinem Teamkollegen so hoffnungslos unterlegen wie Felipe Massa 2011 Fernando Alonso. Die glasklare Nummer 1 im Team holte nicht nur mehr Punkte als das brasilianische Auslaufmodell, Alonso holte sogar mehr als doppelt so viele Zähler wie Massa. Dass Ferrari den Vizechamp von 2008 auch kommende Saison ins Cockpit setzt, ist für viele nach der katastrophalen Leistung 2011 völlig unverständlich. Durch Leistungen auf der Strecke hat sich Massa seinen Verbleib bei der Scuderia jedenfalls nicht verdient, weswegen alles auf einen Abschied auf Raten hindeutet.

Auf dem absteigenden Ast: Erfolge auf der Piste hatte Massa zuletzt nur noch bei Kartrennen vorzuweisen, Foto: MF2
Auf dem absteigenden Ast: Erfolge auf der Piste hatte Massa zuletzt nur noch bei Kartrennen vorzuweisen, Foto: MF2

Die Qualifying-Bilanz bei den Roten sprach vergangenes Jahr Bände - mit 4:15 war Massa seinem Stallgefährten unterlegen. Auch im Rennen kann nicht von einem Aufwärtstrend die Rede sein - ganz im Gegenteil: Konnte Massa in der ersten Saisonhälfte noch dreimal vor Alonso ins Ziel kommen, gelang ihm das in den letzten zwölf Rennen des Jahres kein einziges Mal mehr. Negativer Höhepunkt war das verpatzte Wochenende in Indien, als der 30-Jährige sich erst zum wiederholten Male mit Dauer-Gegner Lewis Hamilton anlegte und dann als einziger Pilot im Feld zweimal über den gleichen Kerb stolperte und ausschied. Der unliebsame sechste Platz, als mit Abstand langsamster Fahrer eines der drei Top-Teams, war 2011 Massas Stammplatz.

Gründe für eine Besserung sind nicht in Sicht. Dafür wird der Druck zusätzlich höher - sowohl auf als auch neben der Strecke. Nico Rosberg kam dem Brasilianer 2011 von hinten bereits gefährlich nahe - der Deutsche ist es auch, der auf dem Wunschzettel von Luca di Montezemolo trotz langfristigem Mercedes-Vertrag in Sachen Massa-Nachfolge 2013 ganz oben steht. Und wäre Robert Kubica nicht außer Gefecht, hätte der Brasilianer seine Koffer wohl schon dieses Jahr packen müssen. Spätestens 2013 hat die Loyalität der Scuderia dann aber wohl eine Ende... die Geduld der Tifosi hat es bekanntlich schon lange.