Zum Ende der abgelaufenen Saison hat McLaren zwar einen spürbaren Schritt nach vorn gemacht, doch die meisten Beobachter würden ihr Geld für 2012 wieder auf Red Bull setzen. Adrian Newey und Co. basteln schon fleißig am RB8, einer Evolutionsstufe des aktuellen Weltmeister-Autos, das an die vergangenen Erfolge anknüpfen soll. Zum ersten Test des neuen Jahres in Jerez soll der Bolide bereits fertig sein. "Jetzt weiß noch keiner, wie die neuen Autos funktionieren werden", sagt Niki Lauda gegenüber den Salzburger Nachrichten. "Aber die Logik sagt mir, dass Red Bull weiter vorn sein wird."

Das Reglement wird sich für die kommende Saison nicht wesentlich verändern, lediglich das vollständige Verbot des angeblasenen Diffusors ist neu. Möglicherweise könnte Red Bull dadurch am stärksten geschwächt werden, waren sie doch das Team, das dieses System als erstes zum Arbeiten brachte. "Der Verlust an Abtrieb wird durch noch bessere Aerodynamik ausgeglichen", spielt Lauda die Auswirkungen des Verbots herunter. "Die Frage ist wieder: Wer ist da am gescheitesten?" Wer auf einem guten Auto aufbauen könne, habe laut dem TV-Experten den größten Vorteil.

"Red Bull kann den Erfolg weiterentwickeln: Gutes noch besser zu machen, ist leichter, als neu anzufangen", ist Lauda überzeugt. Anders bei der Konkurrenz: Mercedes müsse ein komplett neues Auto bauen, um heranzukommen. "Da gibt es das Risiko, in die falsche Richtung zu gehen", fügt Lauda hinzu. "Aber Mercedes hat sich an Technikern verstärkt. McLaren und vor allem Ferrari trifft es ähnlich." Die wirkliche Basis für 2012 könne erst nach den ersten Tests mit dem neuen Material beurteilt werden.

Dass der Titelverteidiger wieder das Maß aller Dinge sein wird, daran besteht für Lauda kein Zweifel. "Der Sebastian hat 2011 immens an Selbstsicherheit gewonnen, macht keine Fehler", stellt Lauda fest. "Er wird wieder für die anderen der Maßstab sein. Wer ihn schlagen will, braucht ein perfektes Auto." Neben dem konkurrenzfähigen Auto müsse allerdings auch die Psyche der Konkurrenten passen - in dieser Hinsicht entdeckt Lauda Konfliktpotential: "Hamilton muss einmal seine privaten Probleme in den Griff bekommen. Alonso lässt sich scheiden, der muss auch einmal voll konzentriert auf den Job sein."

Vettels Teamkollege Mark Webber erwähnt Lauda erst gar nicht. Dafür scheint er Jenson Button 2012 eine Menge zuzutrauen, nachdem der Weltmeister von 2009 in der abgelaufenen Saison seinen Teamkollegen meist im Griff hatte und bei McLaren intern als Nummer 1 gehandelt wird. "Button war schon 2011 am stabilsten, ist gefestigt, kommt überall sympathisch rüber und ist fehlerlos schnell", analysiert Lauda. "Und er hat nach seinen Leistungen 2011 immens Selbstvertrauen. Es wird bei den Verfolgern sehr interessant."