Jüngster Doppelweltmeister aller Zeiten in der Formel 1, die meisten Pole Positions in einer Saison und überhaupt der Dominator dieser Zeit in der Königsklasse - für Sebastian Vettel läuft es ziemlich perfekt. Nicht selten wird der Red-Bull-Star schon in einem Atemzug mit Michael Schumacher und anderen Größen des Sports genannt. Doch Vettel wehrt sich gegen derartige Vergleiche. "Ich versuche, nicht darüber nachzudenken", sagte er während eines Besuchs im Renault-Werk in Viry-Chatillon. "Das ist eine Art, mich selbst zu schützen."

Viel mehr will der Heppenheimer die Füße auf dem Boden halten. "Es ist wunderbar, Teil des Sports zu sein und sagen zu können: 'Schau, was ich erreicht habe, was wir erreicht haben, im Vergleich mit einem Alain Prost, Ayrton Senna oder selbst einem Jackie Stewart oder Jochen Rindt'", so Vettel. "Das ist ziemlich bemerkenswert. Es ist in Ordnung, gelegentlich darüber nachzudenken, jedoch nicht gut, dies zu häufig zu tun."

Vettel sieht den Erfolg im Team begründet und macht die Siege und Titel nicht an seiner Person fest. "Ich nehme mich nicht wichtiger als irgendjemand anderen im Rennstall", betonte er. "Wie Adrian Newey sagte: ich fülle den Platz zwischen dem Motor und den Vorderrädern." Vettel betrachte sich lediglich als Zahnrad im Red-Bull-Uhrwerk. Egal, ob etwas mit dem Motor nicht stimme oder der Pilot einen Fahrfehler begehe - jegliches Problem könne Punkte kosten, wie der RBR-Fahrer anmerkte.

Nach dem überragenden Jahr 2011 mit elf Siegen aus 19 Rennen, führt der Weg zum Titel wohl auch nächstes Jahr über Vettel. Doch er will sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. "Der Titel ist das Ziel, aber ich messe mich mit den besten Fahrern der Welt", so Vettel. "Dessen bin ich mir bewusst. Natürlich gefällt es mir nicht, wenn ich besiegt werde. Doch es gibt Gründe, die erklären, warum das der Fall war." Nach solchen Situationen müsse das Ziel sein, das Szenario wieder umzukehren.

Trotz der vergangenen Erfolge ist noch lange nicht gesagt, dass Red Bull auch für 2012 wieder ein konkurrenzfähiges Auto auf die Beine stellt, wie Vettel erläuterte. "Wir wissen nicht, was uns 2012 erwartet. Es gibt keine Garantien. Vielleicht fahren wir im nächsten Jahr nur um Punkte und nur gelegentlich aufs Podium", so der Titelverteidiger. "Ob Podiumsplätze oder Siege - ich sehe nichts als selbstverständlich an."

Um in der schnelllebigen Formel 1 nicht den Blick fürs Wesentliche zu verlieren, verlangt der Job eine gewisse Demut. Viele Piloten sind nach Erfolgen abgehoben und konnten anschließend nie wieder an ihre Leistungen anknüpfen. Vettel war sich dessen bewusst: "Es ist noch nicht lange her, seit ich für Toro Rosso fuhr. Ich begann Rennen vom 18. Startplatz. Das interessierte niemanden. Wenn ich nach einem starken Rennen 16. wurde, interessierte das auch keinen. So läuft es. Man muss konstant Durchblick haben und nicht vergessen, wo man herkommt."