Natürlich war das Rennen in Suzuka nicht das, was ich mir nach dem guten Qualifying erhofft hatte, aber es gibt eine Erklärung dafür: Wir haben an den Daten gesehen, dass wir während des Rennens Downforce verloren haben, dass die Werte wieder so waren wie am Freitag, wo das Auto sehr schwierig zu fahren war, nicht mehr wie am Samstag, wo alles gepasst hat.

Als wir das Auto dann aus dem Parc Fermé zurückbekamen, haben sich ein paar Dinge gezeigt, die da möglicherweise eine Rolle gespielt haben. Erstens war an der Nase eine leichte Beschädigung von der Berührung mit Vitaly in der ersten Kurve. Das war an sich keine große Sache, es wurde einfach sehr eng für ihn, er hatte keinen Platz mehr, hat dann mich eingeklemmt. Er hatte mich überhaupt nicht gesehen, als wir nachher darüber gesprochen haben, war ihm nicht einmal bewusst, dass er mich berührt hatte. Da war keinerlei Absicht dahinter, das ist zwischen uns auch überhaupt kein Thema mehr, so was passiert halt mal.

Bruno Senna weiß, warum er im Rennen langsamer war als erwartet, Foto: Sutton
Bruno Senna weiß, warum er im Rennen langsamer war als erwartet, Foto: Sutton

Das Zweite, was sich dann herausgestellt hat, ist, dass ich in der langen Zeit, in der ich immer wieder im dichten Verkehr gesteckt habe, was natürlich schon durch den Startzwischenfall und die da verlorenen Plätze begonnen hat, unheimlich viel Gummiabrieb aufgesammelt habe. Und zwar nicht an den Reifen, sondern am Auto. Vor allem Pastor Maldonado vor mir hat da viel weggeschleudert – und das klebte auf Flügeln und Bodywork von meinem Auto und hat die Aerodynamik gestört.

Das zeigt mal wieder, wie sensibel dieses ganze System heute ist, wenn dieser Gummi dafür sorgt, dass man Downforce verliert, die Reifen schneller abbauen und man einfach nicht mehr so schnell sein kann und auch noch mehr Fehler macht, weil das Auto so schwierig zu fahren ist.... Es ist auch schwer, unter diesen Umständen zu sagen, ob die Strategie mit zweimal Medium am Anfang optimal war. Tatsache ist, dass Vitaly damit in die Punkte gekommen ist. Wenn alles passte und nach Plan verlief, konnte es also funktionieren.

Ich lasse mich durch dieses eine unglückliche Rennen nicht aus der Bahn werfen. Bis jetzt war meine Rennperformance immer gut - und wir haben alle verstanden, woran es in Japan lag. Das war nicht das, wo wir eigentlich stehen - das Potenzial des Autos für die kommenden Rennen ist das, was wir im Qualifying erreicht haben. Und dass es mir da gelungen ist, nach dem Fehler und dem Abflug am Samstagvormittag dann im Qualifying praktisch die gleiche Zeit zu fahren wie Vitaly, das nehme ich als das Positivste aus diesem Wochenende mit.

Da muss ich mich auch noch einmal ganz herzlich beim Team, bei meinen Mechanikern bedanken, wie sie es geschafft haben, mir in der kurzen Zeit wieder ein perfektes Auto hinzustellen, das war toll. Ich war jetzt noch mal zwei Tage in Tokio, wie auch vor Suzuka, wo ich extra ein bisschen früher gekommen bin. Tokio ist eine fantastische Stadt, ich bin wirklich gerne dort.

Und da habe ich auch keine Probleme, irgendwo unterwegs zu sein, da erkennt mich doch kaum jemand - die extreme Fan-Begeisterung ist doch hauptsächlich direkt im Umfeld der Strecke zu finden. Dort allerdings umso mehr, wobei es auch eindrucksvoll ist, wie die Fans da ausgestattet sind. Ich habe nicht einen getroffen, der nicht mindestens ein Foto von mir zum Unterschreiben hatte, viele mit ganzen Sammlungen und Fotobüchern...

Dafür schreibt man dann halt auch auf den 20 Metern Weg vom Parkplatz bis zum Fahrerlager mindestens 100 Autogramme – und kriegt selbst da wieder einiges an Filzstiftstrichen und Kratzern an sich ab... Aber ich mag Japan, es ist ein faszinierendes Land, eine für uns fremde, aber sehr interessante Kultur.

In Korea soll es für Bruno Senna wieder in die Punkte gehen, Foto: Sutton
In Korea soll es für Bruno Senna wieder in die Punkte gehen, Foto: Sutton

Was mich auch immer wieder erstaunt, ist, wie gut die brasilianische und die japanische Mentalität doch irgendwie zusammenpassen, obwohl sie so verschieden sind. In Japan sind sehr viele Brasilianer, bei uns in Brasilien andersherum ja aber auch sehr, sehr viele Japaner - ich hatte während meiner ganzen Schulzeit immer einige japanischstämmige Mitschüler...

Für Korea hoffe ich, dass wir auf der Basis, die wir in Japan gelegt haben, von Anfang an aufbauen können. Die Streckencharakteristik mit vielen schnellen Kurven und das Downforce-Niveau sind ähnlich, also sollten wir auch wieder ähnlich konkurrenzfähig sein und wenn dann im Rennen nicht wieder was dazwischen kommt, dann sollte ich auch wieder Punkte holen können, das wäre ein ganz nettes Geburtstagsgeschenk an dem Wochenende...

Ab Korea werde ich bis zum Saisonende auch mit einem speziellen Helm unterwegs sein: Mit dem Design der Kampagne "Senna Tri", die die Senna Foundation jetzt gestartet hat, die ich zusammen mit Lotus-Renault natürlich auch unterstütze. Sie soll natürlich an Ayrtons drei WM-Titel erinnern - den dritten hat er 1991, also vor genau 20 Jahren, geholt, aber auch auf das im sozialen Bereich durch die Foundation in Brasilien Erreichte.

Dazu gibt es auch eine Aktion, dass alle Fans ihr Foto einschicken können: Das Bild wird dann auf einer großen brasilianischen Flagge erscheinen, die wir beim Brasilien-GP präsentieren werden.