Im Gegensatz zu Niki Lauda glaubt Damon Hill nicht, dass Sebastian Vettel Michael Schumachers WM-Rekord brechen kann. Aus Sicht des Briten ist es aber noch unklar, wo das Potential des neuen Weltmeisters überhaupt liegt. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Michaels Rekord jemals geschlagen wird. Sie haben die Regeln geändert, weil er zu viel gewann. Es ist nun viel härter umkämpft als jemals zuvor. Vettel wird damit zurechtkommen müssen", sagte Hill gegenüber BBC Sport.

Der ehemalige Weltmeister geht zwar davon aus, dass Vettel noch mehr als zehn Jahre in der Formel 1 sein wird, dennoch glaubte er nicht daran, dass er sieben WM-Titel holen kann. "Er hat bereits zwei im Sack. Ich würde sagen, weitere vier Titel in den nächsten zehn Saisonen wären nicht unerreichbar, oder? Aber es ist nie so einfach. Alles lief für Michael, damit er so viele Weltmeisterschaften holen konnte. Es gab viel Dynamik, die die entsprechenden Umstände geschaffen hat. Es gab Widerstand gegen die Anzahl der Siege, die er holte und sie haben den Sport verändert", erinnerte Hill.

Härtere Zeiten werden es zeigen

Nach Ansicht des Briten müsse Vettel erst einmal eine härtere Weltmeisterschaft erleben, bei der er in engerem Kampf gegen die Spitzenfahrer wie Fernando Alonso, Jenson Button oder Lewis Hamilton bestehen muss, um ein endgültiges Urteil abzugeben. "Seine Standhaftigkeit muss vielleicht etwas härter geprüft werden - etwas Druck von einem anderen Team, von einem Herausforderer", erklärte er. Weil Vettel noch so jung sei, werde das aber kommen, denn in den weiteren Jahren, die er noch fahre, werde es auch schwere Zeiten geben.

Sebastian Vettel braucht nach Meinung von Damon Hill richtig Druck, Foto: Sutton
Sebastian Vettel braucht nach Meinung von Damon Hill richtig Druck, Foto: Sutton

"Er ist definitiv Spitzenmaterial. In der Formel 1 braucht man aber irgendeine persönliche Rivalität, um herauszufinden, wie es mit den einzelnen Mitstreitern aussieht. Es scheint so, als ob jedes Mal, wenn es einen anderen Fahrer gibt und sich die Frage stellt: 'Welcher der Beiden ist besser?', sie [die Spitzenfahrer] sich zu neuen Höhen anspornen. Das wird kommen, denn er ist so jung", sagte Hill. So habe Mark Webber einen tollen Job gemacht und sei auch ein sehr guter Fahrer, doch er habe Vettel nicht übertrumpft, mache also auch nicht den Druck, den der Deutsche brauche, um genau zu erkennen, was er draufhabe.

Feuriger Antrieb

Interessanter fände es Hill, wenn Vettel direkt gegen einen Fahrer wie Lewis Hamilton antreten müsste. "Das könnte Hamilton antreiben. Er könnte es brauchen, irgendeine Rivalität zu haben. Button hat gezeigt, dass er besser ist, als wir uns das dachten. Alonso ist die Art von feuriger Charakter, von dem man erwarten kann, dass es interessant wird, wenn sie aufeinander treffen", glaubte der Brite.

So hatte er durchaus fehlerhafte Züge bei Vettel ausgemacht, wenn er Druck bekam, etwa dieses Jahr in Kanada, als der Deutsche einen Fehler machte, als Button Druck aufbaute. Das hatte ihm den Sieg gekostet. "Er hat diese Saison unter Druck nachgegeben. Als Jenson in Montreal aufholte, entglitt es ihm." Dennoch musste Hill betonen, dass Vettel außergewöhnlich sei. So komme er in seinem jungen Alter ohne Probleme mit allem zurecht, was ihm die F1-Welt entgegen schleudere. "Von dem Moment an, als er seinen Toro Rosso auf Pole setzte und in Monza gewann, war das ein Zeichen, ein Schumacher-Moment, an dem ein Typ auftaucht und gegen die Konvention vorgeht, die Konvention verändert."

Eine andere Ebene

Als er dann das beste Auto bekam, habe er es nicht nur mit Freude entgegengenommen, sondern auch richtig eingesetzt. "Er nimmt das beste Auto und erhebt sich auf eine andere Ebene. Er hat mit dem besten Auto einige bemerkenswerte Dinge getan. Seine Fähigkeit, in der letzten Minute des Qualifyings noch eine Runde rauszuhauen und einfach aufzudrehen, wenn er das muss, beweist, dass er noch immer etwas in der Hinterhand hat", war sich Hill sicher.