Die Beziehung zwischen Nick Heidfeld und seinen Teamchefs scheint seit einiger Zeit gestört zu sein. Nach dem schweren Unfall von Robert Kubica sahen Eric Boullier und Gerard Lopez in Heidfeld den idealen Ersatzmann und neuen Teamleader. Nach anfänglichen Erfolgen versumpfte Renault jedoch im Mittelmaß – eine Tatsache, die die Teamführung am Deutschen festmachte, der aber dennoch zwei WM-Punkte vor seinem Teamkollegen Vitaly Petrov liegt.

Bereits im Freien Training in Ungarn durfte Testfahrer Bruno Senna eine Session anstelle von Heidfeld fahren – dabei testete das Team den Brasilianer intensiv. "Sie haben mich zeitweise absichtlich überladen mit Aufgaben, hier was verstellen, da was ändern - um zu sehen ob ich irgendwelchen Blödsinn, irgendwelche Fehler mache", verriet Senna in Ungarn Motorsport-Magazin.com. Solche Belastungstests absolviert ein Team normalerweise nicht ohne Grund.

Bei Renault wird fleißig verhandelt, Foto: Sutton
Bei Renault wird fleißig verhandelt, Foto: Sutton

In der Sommerpause wiederholte Lopez seine Heidfeld-Kritik, er sei enttäuscht und habe sich mehr erwartet. Am Montag verkündete ausgerechnet Heidfelds Ex-Teamchef Eddie Jordan, der den Deutschen zuletzt noch in Schutz genommen hatte, dass Senna ab Spa im Auto sitzen soll. Der Brasilianer soll entsprechende Sponsorengelder aus seiner Heimat mitbringen.

Wahrheitsgehalt - Motorsport-Magazin.com meint: Die Leistungen von Heidfeld in dieser Saison schwanken. Dem starken Beginn steht – parallel zum Abflachen der Formkurve seines Teams – ein Abfall seiner Ergebnisse gegenüber, vor allem im Qualifying enttäuschte der Deutsche, der im Teamduell gegen Vitaly Petrov deutlich den Kürzeren zieht. Da der Russe nicht gerade als Überflieger gilt, ist das keine besonders gute Empfehlung.

Nick Heidfeld möchte es nicht hören, aber Bruno Senna soll ihn ersetzen, Foto: Sutton
Nick Heidfeld möchte es nicht hören, aber Bruno Senna soll ihn ersetzen, Foto: Sutton

Angesichts der Verstimmung im Team erscheint ein Fahrerwechsel durchaus als möglich. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wird darüber mindestens bereits seit Ungarn nachgedacht. In der Sommerpause scheinen sich die Pläne bei Renault konkretisiert zu haben. Senna bringt ein Jahr Erfahrung bei HRT mit, kennt den Renault aber nur von einem Testtag im Februar und seinem Freitagseinsatz in Budapest. Er wird also einige Zeit benötigen, um sich ans Auto zu gewöhnen und in Schwung zu kommen.

Seine Sponsoren könnten Renault die Entscheidung erleichtern, immerhin kursieren immer wieder Gerüchte über mangelnde finanzielle Mittel in der Gerüchteküche, die allerdings vom Team vehement dementiert werden. Eine Bestätigung des Senna-Deals könnte unseren Informationen zu Folge bereits am Dienstag erfolgen. Andere Quellen sprechen von Verhandlungen, die bis zum Rennwochenende andauern könnten.

Eine Alternative zu Senna wäre nach dem Ende der GP2-Saison der wohl angehende Meister Romain Grosjean, der ebenfalls Renault-Testfahrer ist. Allerdings betonte Boullier zuletzt, dass man den Fehler von 2009 nicht wiederholen wolle, Grosjean zu früh ins Cockpit zu setzen. Außerdem erscheint der schwierige Stadtkurs in Singapur als schlechtes Pflaster für eine F1-Rückkehr ohne Fahrpraxis im Auto.