Christian Horner wusste wohl schon am Sonntagvormittag im Fahrerbriefing, was ihn am Nachmittag erwarten würde. Mit deutlichen Worten wies er Sebastian Vettel, Mark Webber und deren Ingenieure darauf hin, dass Red Bull Racing an diesem Tag nur ein Ziel verfolgte: von den Startplätzen eins und zwei so viele Punkte wie möglich für beide WM-Wertungen einzufahren.

Drei, vier Runden vor Rennende erinnerte er Webber mehrmals mit Funksprüchen an diese Ansage. Denn der Australier näherte sich seinem Teamkollegen mit Riesenschritten und machte keine Anstalten, sich kampflos mit Platz drei zu begnügen. Hinterher gestand Webber offen, dass er die Teamorder, den Abstand zu Vettel zu halten, ignorierte.

Vier-Augen-Gespräch mit Webber

"Ich kann Marks Frust verstehen, aber andersherum wäre es genauso gewesen – das Team ist das Wichtigste, niemand ist größer als das Team", betonte Horner. Bei der Kollision in der Türkei habe man im letzten Jahr gesehen, wohin das führen könne. Auch Lewis Hamilton und Jenson Button kollidierten in diesem Jahr schon. Das und die 33 Punkte für beide Weltmeisterschaften wollte Horner in den letzten drei Runden nicht riskieren.

"Es machte keinen Sinn, aus Teamsicht beide Autos zu riskieren, denn es war offensichtlich, dass keiner zurückstecken würde", erklärte der Teamboss. Bestätigt wurde er durch das Duell von Felipe Massa mit Lewis Hamilton, die sich in der letzten Kurve beinahe rauskegelten und bis zuletzt fighteten. "Mark darf um Siege kämpfen. Er erhält weiter alle Chancen." Dennoch erwartet den Australier noch ein Vier-Augen-Gespräch mit Horner über das Hinwegsetzen über die Teamanweisung. Dieses wird wohl noch deutlicher als das Briefing vom Sonntagmorgen ausfallen.