Die letzten gut zwei Wochen haben mal wieder gezeigt, dass man auch als dritter Fahrer ganz schön was zu tun haben kann. Am Wochenende vor Valencia war ich in Luxemburg bei einem Charity-Event für eine Organisation für krebskranke Kinder, die unser Teambesitzer Eric Lux veranstaltet hat, und bei dem etwa 45-000 Euro an Spenden zusammen gekommen sind.

Das war ein Abendessen mit Versteigerung von Rennutensilien, das Team hatte einige Sachen gespendet, auch zwei Kurse in einer Rennfahrerschule kannte man ersteigern... Dazu hatten wir einen Auftritt bei einem Renault-Händler, in einem Shopping-Center, ein Mittagessen mit Journalisten - da war den ganzen Tag bis abends um eins richtig was los, vor allem in dem Shopping-Center, da war ein gewaltiger Andrang...

Bruno durfte auch mal wieder im aktuellen Auto Platz nehmen, Foto: Renault Sport
Bruno durfte auch mal wieder im aktuellen Auto Platz nehmen, Foto: Renault Sport

Was mir dabei vorher überhaupt nicht klar war, was mich wirklich überrascht hat, war, dass in Luxemburg so viele Portugiesen zu Hause sind, die sind dort in den sechziger, siebziger Jahren schon als Gastarbeiter gekommen und bilden jetzt eine große Kolonie, angeblich sprechen inzwischen 41 Prozent der Bevölkerung Portugiesisch - da hatte ich natürlich gleich eine Menge Fans, obwohl ich zugeben muss, dass dieses Portugiesisch, das dort gesprochen wird, sich von unserem brasilianischen Portugiesisch doch ziemlich unterscheidet.

Dann kam Valencia, ein Wochenende, das für uns bei Lotus-Renault nicht wirklich gut lief. Wir waren einfach zu langsam, konnten nicht das umsetzen, was bis jetzt öfters der Fall war, dass wir im Rennen dann gegenüber dem Qualifying noch deutlich zulegen konnten. Es hat einfach an Speed gefehlt, da müssen wir wirklich hart dran arbeiten, dass das nicht mehr passiert.

Dafür bin ich dann auch letzte Woche wieder einen Aerotest auf dem Flugplatz von Duxford gefahren, nachdem ich vorher noch kurz in Ungarn auf dem Hungaroring bei einem PR-Termin mit dem Evora GT4 unterwegs war. Es war schön, mal wieder im aktuellen Formel-1-Auto zu sitzen und mit dem Team wirklich zusammen zu arbeiten, neue Sachen ausprobieren, auch im Zusammenhang mit den Regeländerungen muss man sehen, wirklich auf alles vorbereitet zu sein und mit den neuen Umständen bestmöglich zurecht zu kommen.

Bruno erwartet keine großen Veränderungen in Silverstone, Foto: Sutton
Bruno erwartet keine großen Veränderungen in Silverstone, Foto: Sutton

Keiner von uns weiß im Moment wirklich genau, wie sich das alles auswirken wird, wer am meisten gewinnen oder verlieren wird. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob Silverstone da schon wirklich das komplette Bild zeigen wird, denn das Anblas-Verbot wirkt sich am stärksten in langsamen Kurven aus, in den schnellen eher weniger – und die Charakteristik auch des neuen Silverstone ist ja immer noch so, dass die schnellen dominieren.

Deswegen könnte ich mir sogar gut vorstellen, dass die Dominanz von Red Bull da sogar noch größer sein wird als zuletzt, weil die Strecke dem Auto einfach perfekt entgegenkommt, alle Regeländerungen hin oder her. Und wenn Sebastian Vettel dann wieder so eine perfekte Leistung abliefert wie schon so oft in diesem Jahr und auch zuletzt in Valencia, dann wird er sicherlich sehr schwer zu schlagen sein. Für uns geht es darum, uns wenigstens mal wieder in Richtung viertbestes Team zu etablieren, also Mercedes anzugreifen – in Silverstone könnte uns die Strecke dafür liegen.

Dann war ich am Wochenende auch noch wieder in Goodwood beim Festival of Speed im Einsatz, aber dazu ein bisschen mehr beim nächsten Mal...