Nicht auf Augenhöhe, aber in Schlagdistanz zu den Teams im Mittelfeld - so lautete das Ziel von Virgin Racing für die Formel-1-Saison 2011. Doch statt nach vorne machte Virgin Racing mit dem MVR-02 einen Schritt nach hinten. Statt mit den etablierten Teams wie Sauber, Toro Rosso und Williams zu kämpfen, duelliert sich Virgin mit HRT um die letzten Plätze in der Startaufstellung - dabei war HRT bis zum Saisonauftakt in Melbourne keinen Kilometer mit dem neuen Boliden gefahren. Den Hauptkonkurrenten aus dem Vorjahr, Team Lotus, hat Virgin Racing so gut wie aus den Augen verloren.

Auto eine Fehlkonstruktion

Wie gut, dass Virgin-Boss David Richards dieses Jahr keine Wette mit seinem Lotus-Gegenüber Tony Fernandes abgeschlossen hat. Als Wetteinsatz hätte er vielleicht etwas Schlimmeres machen müssen, als sich einen Tag lang als Stewardess auszugeben. Vermutlich ist aber auch Branson angesichts der desaströsen Performance seines Teams der Spaß am Wetten verloren gegangen. Doch woran hapert es bei Virgin Racing? Branson selbst mangelt es nicht am Kleingeld, immerhin verfügt er laut Forbes über ein Vermögen von vier Milliarden US-Dollar.

Doch wenig bis nichts davon fließt ins Team, dabei spielt es keine Rolle, ob das Auto wie aktuell eine Fehlkonstruktion ist. Laut Timo Glock stimmt die gesamte Basis des Wagens nicht - angesichts der Fakten wurde es für Wirth immer härter, CFD zu verteidigen. CFD mag zwar ein Weg sein, um ein Auto kostengünstig zu bauen, doch in Sachen Konkurrenzfähigkeit waren sowohl der MVR-01 als auch das Nachfolgermodell ein Schuss in den Ofen. Die Experten sind sich einig, dass die Zeit für CFD noch nicht reif sei und das Virgin Racing nicht darum herum komme, einen Windkanal zu nutzen.

Das scheint nun auch Virgin eingesehen zu haben und kündigte nach der Trennung von Wirth Research an, neue technische Wege gehen zu wollen. Bereits im Vorjahr kämpfte Virgin Racing mit einem zu kleinen Tank, wegfliegenden Teilen und ständigen Hydraulikproblemen und auch diese Saison musste Virgin zum Europaauftakt in der Türkei bereits mit einer B-Version des Autos anrücken. Ein Fortschritt? Nicht wirklich. Die neuen Teile funktionierten nicht wie erwartet, Glock musste teilweise auf das alte Paket zurückrüsten.

Der Schrei nach Veränderungen - nicht nur am Auto, sondern auch an den internen Teamstrukturen - war nicht mehr zu überhören. "Wir gehen nicht in die richtige Richtung. Wir brauchen erfahrene Leute, die uns den Weg zeigen, unabhängig von irgendwelchen Updates", stellte Glock klar. Auch Marc Surer sah bei Virgin Handlungsbedarf. "Die Entscheidung ohne Windkanal zu arbeiten, finde ich mutig, aber um ein konkurrenzfähiges Auto zu bauen, braucht man nicht nur einen Mann, sondern viele Leute mit Erfahrung. Das fehlt mir bei Virgin", erklärte der Ex-Rennfahrer. Wirth blieb in Sachen CFD-Verteidigung allerdings standhaft, was ihn nun seinen Job gekostet hat.

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