Die vergangenen Tage waren für Williams abseits der Formel-1-Strecken recht ereignisreich. So hat das Team sich mit dem mittlerweile in indischem Besitz befindlichen Sportwagenbauer Jaguar zusammengeschlossen und seine Geschäftszahlen zum letzten Geschäftsjahr vor dem Börsengang vorgestellt, die sich recht ordentlich lasen.

Mit Jaguar arbeitet Williams an einem Hybrid-Supersportwagen, der in limitierter Auflage gefertigt wird und mehr als eine Million Dollar (rund 700.000 Euro) kosten soll. Neben diesem Projekt hofft das Unternehmen seine Beziehung zu Jaguar auszuweiten. "Die Jaguar-Bekanntgabe ist grundlegend, um unser weiteres Geschäftsgebaren zu verstehen", sagte Williams-Vorstand Adam Parr am Dienstag.

Erfolge meist mit Herstellern

Wie er betonte, würde der Deal 2011 positiv zu Buche schlagen. "Unser Plan ist es, eine starke Beziehung mit Jaguar Land Rover außerhalb der Formel 1 aufzubauen und eine langfristige Beziehung auf Basis von Hochleistungs-Straßenautos zu haben. Auch wenn wir ein unabhängiges Team sind, so waren unsere erfolgreichsten Jahre jene, als wir mit einem Autohersteller gearbeitet haben", erklärte Parr gegenüber Reuters.

Jaguar soll helfen, bessere Leute anzuziehen, Foto: Jaguar
Jaguar soll helfen, bessere Leute anzuziehen, Foto: Jaguar

Er musste zwar einräumen, dass mit Jaguar außerhalb der Formel 1 gearbeitet werde, doch diese Beziehung bringe Substanz, zusätzliches Einkommen und stelle ein großes Vertrauen in das Unternehmen und das Team dar. "Das wird uns dabei helfen, bessere Leute anzuziehen und auf sowie neben der Strecke besser abzuschneiden", meinte er. Die Entwicklung der Geschäftszahlen im Vorjahr nannte er solide und anständig. Der Gewinn vor Steuern war auf flächenbereinigter Basis um 33 Prozent von 4,5 Millionen auf 7,7 Millionen Pfund gestiegen.

Schlechte Leistung finanziell keine Hilfe

Der Umsatz hatte sich derweil von 108,3 Millionen Pfund auf 91 Millionen Pfund verringert. Die Barmittel des Unternehmens haben sich mehr als verdoppelt und sind auf 27,2 Millionen Pfund gewachsen. Die Schulden wurden von 9,3 auf 2,4 Millionen Pfund verkleinert. 2007 hatten sie noch bei 24,8 Millionen Pfund betragen. Der schlechte Saisonstart 2011, der schlechteste in der Geschichte des Formel-1-Teams, hat laut Parr allerdings auch finanzielle Auswirkungen auf das Team. Allerdings musste er betonen, das Tief sei nur temporär.

"Unsere Leistung auf der Strecke ist entscheidend für unsere Zukunft, aber nicht die Leistung von vier Rennen. Wir können es uns aber nicht leisten, eine ausgedehnte Phase schlechter Leistung zu haben. Wir müssen die Trendwende schaffen und das so bald wie möglich", sagte der Williams-Vorstand. Zu diesem Zweck hatte das Team vorige Woche auch Veränderungen beim technischen Personal angekündigt. Technikdirektor Sam Michael und Aerodynamik-Chef Jon Tomlinson werden am Ende des Jahres den Rennstall verlassen, der ehemalige McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan kommt vorerst als Chefingenieur im Juni an Bord.

Budget muss kleiner sein als Einkommen

Den Ausfall mehrerer großer Sponsoren hat man weitgehend kompensiert, so konnte das Team mit der Verpflichtung von Einsatzfahrer Pastor Maldonado auch das venezolanische Erdöl-Unternehmen PDVSA bei sich begrüßen. Dass Williams mit einem Gewinn wirtschaftet, obwohl in der Formel 1 normalerweise alles sofort in die Weiterentwicklung gesteckt wird, fand Parr nicht falsch. "Der einzige Weg, damit dieser Sport in Zukunft finanzierbar bleibt, ist wenn ein unabhängiges Team wie Williams in der Formel 1 mit einem Budget mitmachen kann, das kleiner ist als sein Einkommen", betonte er.

Für ihn steht es außer Frage, dass aus Aktivposten, Investitionen und anderen Geschäftsbereichen auch Geld gewonnen wird. "Wir haben in diesem Sport große Probleme vermieden und haben ein Feld mit zwölf Teams, weil wir alle zugestimmt haben, dass die Kosten außer Kontrolle waren und die Ausgaben nicht die Leistung in der Formel 1 bestimmen sollen", sagte Parr. Die Diversifizierung der Geschäftsbereiche hat auch mit Williams Hybrid Power und einem Technologie-Zentrum in Katar stattgefunden und der Brite ist überzeugt, dass dies den Geschäfts- und Sportbereich kurzfristig ebenfalls bereichern wird.