Das Rennwochenende in Istanbul war für Michael Schumacher wirklich ein Auftritt zum Vergessen. Erst knöpfte ihm sein junger Teamkollege Nico Rosberg in der Qualifikation über eine ganze Sekunde ab und stellte im teaminternen Qualifying-Duell auf 4:0 - dann folgte bereits früh im Rennen eine Kollision mit Lotus-Renault-Pilot Vitaly Petrov, für die Schumacher die Schuld größtenteils auf seine Kappe nehmen musste. Bei dem Zwischenfall beschädigte er sich den Frontflügel, musste an die Box, um sich eine neue Nase zu holen und das Rennen war in der Folge gelaufen - am Ende wurde der Kerpener enttäuschender Zwölfter.

Die Presse ging danach hart mit dem Ex-Dominator der Königsklasse ins Gericht. Selbst in England, der Heimatnation von Schumachers ehemaligem Dauer-Rivalen Damon Hill, in dem die Medien sonst immer besonders kritisch mit Schumacher umgingen, war von Mitleid die Rede. Der 42-Jährige sei zu alt, um sich noch adäquat mit den aufstrebenden und jüngeren Kollegen zu messen. Sein Ex-Teamkollege Johnny Herbert ging sogar noch weiter und ließ verlauten, er würde vom Rücktritt Schumachers am Ende des Jahres ausgehen. Ein endgültiges Karriereende des Kerpeners hatten früher auch schon die britischen Renn-Veteranen Jackie Stewart und Stirling Moss gefordert.

Dem entgegen stellt sich nun Norbert Haug, Mercedes-Motorsportdirektor und langjähriger Vertrauter von Schumacher. "Wenn Resultate fehlen, gibt es Kritik. Wenn bei dem siebenfachen Weltmeister Michael Schumacher Resultate fehlen, hagelt es Kritik", erklärte der Schwabe die Situation. Er würde den vielen Gegenwind dieser Tage vollkommen verstehen. "Von Michael und von uns erwartet man Bestleistungen und das deckt sich völlig mit unseren Zielsetzungen", sagte der 58-Jährige.

Aufbau führt in die richtige Richtung

"Wir stellen uns als ein vor anderthalb Jahren neu formiertes Team einem sehr anspruchsvollen Wettbewerb und brauchen dabei - wie alle anderen erfolgreichen Teams vor uns auch - die für den Aufbau erforderliche Zeit", erbat sich der Mercedes-Mann von Seiten der Fans etwas mehr Geduld. "Der Aufbau führt uns in die richtige Richtung, wie zuletzt zwei Starts aus der zweiten Startreihe bei den letzten zwei Grand Prix und die ersten Führungskilometer beim Grand Prix von China gezeigt haben", war sich Haug sicher, einen klaren Aufwärtstrend bei den Silbernen ausgemacht zu haben.

"Wer Michaels Rundenzeiten in den freien Trainings und im Rennen von Istanbul anschaut, stellt fest, dass er gut unterwegs war und ohne die beim Crash mit anschließendem Boxenstopp und Frontflügelwechsel verlorene Zeit schnell genug fuhr, um im Ziel Sechster oder Siebter zu werden", meinte der Motorsportdirektor. "Der beschriebene Speed ist kein Wunschtraum, er ist ein Fakt", fügte der Deutsche überzeugt hinzu.

Für die Zukunft sei er nach wie vor optimistisch gestimmt. "Wenn dieses Potenzial da ist, werden auch die Ergebnisse kommen. Erst Top Sechs, später Top Drei und danach auch Siege", lautete die Rechnung des Silberpfeil-Chefs. Trotz der bereits großen Lücke zu Klassenprimus Red Bull und Schumachers schlechter Position in der Weltmeisterschafswertung, blieb Haug ruhig. Die als Ziel ausgegebene große Verbesserung sei machbar. "Das trauen wir uns und das trauen wir Michael Schumacher zu und daran arbeiten wir sehr konzentriert und sehr ruhig", so der Motorsportdirektor zuversichtlich.