Dietrich Mateschitz pumpte hunderte Millionen in Red Bull Racing, Foto: Red Bull
Dietrich Mateschitz pumpte hunderte Millionen in Red Bull Racing, Foto: Red Bull

Stellen wir uns das einmal vor: Argentinien trifft in einem Fußballspiel auf Belgisch Kongo, vor dem Anpfiff werden Lionel Messi die Beine zusammen gebunden. Zum Wohle der Chancengleichheit. Oder: Wladimir Klitschkos rechter Arm wird hinter seinem Rücken gefesselt, bevor er gegen das nächste Fallobst boxt. Zum Wohle der Chancengleichheit. Oder: Die Formel 1 verbietet Testfahrten während der Saison, damit die reichen Teams nicht noch mehr Vorteile gegenüber den kleineren Rennställen haben. Zum Wohle der Chancengleichheit.

Willkommen in der Sportwelt, liebe Chancengleichheit - und tschüß! Beim Sport geht es ums Gewinnen. Meist gewinnen die Besseren. Oder die reicheren. Mit Gleichheit hat Sport allgemein ziemlich wenig am Hut. Nur die Formel 1 versucht (teilweise) krampfhaft, so etwas wie Pari-Pari unter den Teams herzustellen. Seit 2009 dürfen die Teams während des Jahres nur noch an Rennwochenenden testen.

Dumme Entscheidung

"Für mich war das eine dumme Entscheidung", stellte FIA-Präsident Jean Todt kürzlich fest. "Sicherlich war es genauso verrückt, unlimitiert testen zu dürfen, aber die Tests gleich vollkommen zu verbieten, war nicht die richtige Herangehensweise." Besser hätte er es nicht formulieren können. Motorsport lebt nun einmal von der Entwicklung der Technik. Wem wäre daran gelegen, den Fortschritt zu behindern?

Ich sehe an einem Rennwochenende lieber größtenteils ausgereifte Autos, statt ratlose Gesichter, die in den Nächten vor dem Rennen hektisch an den kränkelnden Boliden herumbasteln. In kaum einer Motorsport-Serie gibt es so etwas wie ein Testverbot, nur die Königsklasse der Formelwagen schwimmt gegen den Strom. Es ist der klägliche Versuch, eine vermeintliche Chancengleichheit herzustellen, die es sowieso nicht gibt. Unterm Strich regiert Geld die (Sport-)Welt, das wird sich wohl auch niemals ändern.

Große Haie - kleine Fische

Ein HRT oder Virgin wird sich niemals mit den Big Playern messen können, solange niemand Millionen in das Team pumpt. Warum sollte es die "kleinen Fische" dann interessieren, wenn die Haie ihre Boliden während der Saison testen, um einfach ein besseres Produkt zu konstruieren? Spätestens 2013 sollen die Testfahrten laut Todt wieder erlaubt sein. Wenn auch in einem begrenzten Rahmen, damit die Kosten nicht völlig explodieren.

Die Formel 1 ist lukrativ genug für Investoren jeder Art, einen Batzen Geld in das Projekt F1 zu stecken. Das hat nicht zuletzt Red Bull gezeigt. Das Ergebnis ist bekannt. Wer ganz oben mitspielen will, muss entweder unglaubliches Glück oder ein prall gefülltes Portemonnaie besitzen - und Glück hält selten lange an...