Es war die kuriose Szene des Großen Preises von China: Jenson Button kam in Führung liegend direkt vor Sebastian Vettel zu seinem ersten Boxenstopp herein. Der Brite hielt jedoch nicht bei seiner McLaren-Crew, sondern bog schon etwas früher ab und fand sich plötzlich von Red-Bull-Mechanikern umgeben wieder, die den Falschparker schleunigst weiter schickten, da hinter ihm bereits Weltmeister Vettel im Anflug war. Button brachte das Missgeschick letzten Endes nicht nur einen Positionsverlust gegenüber dem Deutschen, sondern auch die Lacher der meisten Zuschauer und Experten vor Ort ein.

Welch magische Wirkung die Red-Bull-Box zu haben scheint, bewies 2009 in Abu Dhabi ja bereits Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari, der ebenfalls falsch abbog und beim Schwesterteam parkte. "Es war komplett mein Fehler", entschuldigte sich Button nach dem Rennen bei seinem Team. "Ich habe nach unten geschaut und einige Sachen am Lenkrad verstellt, wie wir das vor den Stopps immer machen. Als ich wieder nach oben schaute, habe ich die Boxencrew gesehen, dachte ich sei schon an meiner Box und bog ab", beschrieb Button das Geschehen und gab zu: "Als ich dann da stand, fühlte es sich komisch an - aber so etwas kann in der Hitze des Gefechts passieren."

"Leider habe ich es meiner Crew somit etwas schwerer gemacht", so Button. Einfluss auf den Ausgang des Rennens habe der Fehler aber trotz des Positionsverlustes an Vettel nicht gehabt. "Ich wäre zwar vielleicht wieder vor Sebastian herausgekommen, aber am Rennen hätte das nichts verändert. Ich war heute einfach nicht schnell genug und hatte wirklich Probleme mit den Hinterreifen. Platz vier war das Beste, was ich heute aus dem Auto herausholen konnte", meinte der Weltmeister von 2009, der vor allem über Balanceprobleme klagte. "Ich bin schon etwas enttäuscht. Heute war einfach so eines dieser Rennen...", meinte der Brite.

Kein Grip & keine Stabilität

"Meine Geschwindigkeit im Rennen war nie gut. Ich hatte nie das richtige Gefühl und keinen Grip auf der Hinterachse und auch keine Stabilität. Lewis war das ganze Rennen über viel schneller. Ich konnte nicht mithalten und es war ein harter Nachtmittag für mich", gab Button zu. "Aus irgendeinem Grund hatte ich heute einfach nicht den Speed. Ab Runde sechs hatte ich keinen Grip mehr und Probleme mit den Reifen. Aber es ist, wie es ist. Nun müssen wir die Daten durchschauen und kommen nächstes Rennen dann hoffentlich noch stärker zurück", sagte der 31-Jährige.

Auch wenn 'JB' es selbst nicht aufs Podest schaffte - mit dem Team und Stallgefährte Lewis Hamilton feierte er trotzdem mit, Foto: Sutton
Auch wenn 'JB' es selbst nicht aufs Podest schaffte - mit dem Team und Stallgefährte Lewis Hamilton feierte er trotzdem mit, Foto: Sutton

"Man will natürlich immer besser sein als Vierter - aber es ist auch nicht all zu schlecht und ich hatte ein ziemlich interessantes Rennen. Es hätte ja auch noch schlechter ausgehen können, denn zwischendurch waren noch mehr Autos vor uns. Ich hatte auch keine Ahnung wo ich landen würde. Ich hätte Siebter oder auch Zweiter werden können. Am Ende war ich dann irgendwo in der Mitte. Das ist in Ordnung aber natürlich nicht das beste Resultat", so der McLaren-Pilot, der in Bezug auf die vielen taktischen Varianten, die durch die neuen Pirelli-Reifen möglich seien hinzufügte: "Vom Standpunkt der Fahrer aus, weiß man im Rennen gar nicht mehr, wo man eigentlich steht - das ist ziemlich verwirrend."

Am Anfang sei immerhin noch alles nach Plan gelaufen. "Ich hatte den besseren Start, einen wirklich sehr guten Start. Sebastian schien zwar erst wegzuziehen, brach dann aber auf einmal ein. So konnte ich ihn überholen, was toll war", meinte Button in Bezug auf die KERS-Problematik bei seinem Red-Bull-Rivalen. Die Freude des Briten währte aber nur kurz. "Ich hatte im ersten Stint schnell Probleme mit dem Speed und dem Grip, sowie Druck von den beiden Jungs hinter mir. Der Reifenverschleiß war sehr hoch, deshalb haben wir den Stopp früh vorgezogen und waren ab da auf einer Drei-Stopp-Strategie", erklärte der Engländer, der anfügte: "Es war wirklich ein verrücktes Rennen."

"Die Strategie war hier sehr wichtig, wie ja auch Mark Webber bewiesen hat, der von Startplatz 18 aus am Ende fast noch seinen Teamkollegen geschlagen hat", meinte Button beeindruckt. "Auch unser Team hat von der Strategie her einen tollen Job geleistet. Ich persönlich denke noch nicht, dass wir schon den Speed von Red Bull haben. Aber wir haben heute als Team besser gearbeitet. Lewis war sehr schnell und die Strategie sehr gut. Dadurch haben wir gewonnen - nicht durch die reine Renngeschwindigkeit", glaubte Button, der hinzufügte: "Das gibt mir Zuversicht. Über eine Runde sind Vettel und Red Bull sehr schnell. Aber mit der Strategie und dem Teamwork leisten wir im Rennen sehr gute Arbeit - so wie heute eben auch."