1. Warum hätte Hamilton beinahe den Start verpasst?

36 Sekunden - so viel Zeit blieb Lewis Hamilton noch, als er in den letzten Atemzügen des Vorstarts und vor der Schließung der Boxengasse selbige in Richtung Startaufstellung verließ. "Als ich rausfuhr, hatte ich immer das Gefühl, die Ampel würde jeden Moment auf Rot springen", verriet Hamilton. Doch er hatte Glück - sein Motor funktionierte bis ins Ziel, in das er als Sieger einlief.

Was war passiert? Hamiltons McLaren sprang in der Box nicht an, der Motor war mit Benzin überflutet. "Es ist sehr einfach, in so einer Situation in Panik zu verfallen", sagt Teamchef Martin Whitmarsh. "Wir hatten nur wenige Minuten, um das zu schaffen, sonst hätten wir aus der Boxengasse starten müssen. Nur wenige Sekunden, bevor er rausfahren musste, lag das Auto noch in Teilen da." Auf dem Weg in den Grid fehlte sogar noch ein Teil der Motorabdeckung, das erst in der Startaufstellung montiert wurde.

2. Wieso machte Vettel zwei und Hamilton drei Stopps?

Die Strategie spielte beim China GP eine entscheidende Rolle, die beiden Topteams mussten ihre Taktiken sogar während des Rennens ändern - in die jeweils entgegengesetzte Richtung. So wechselte McLaren von zwei auf drei Stopps und Red Bull von drei auf zwei. "Wir haben die Entscheidung getroffen, da wir uns auf Position drei hinter den McLaren befanden", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Wir dachten, es wäre der beste Weg, um sie zu schlagen." Am Ende fehlten Sebastian Vettel laut seinem Chef vier Runden, damit die Strategie aufgegangen wäre.

McLaren holte sich den Sieg hingegen am Kommandostand: "Wir entschieden uns auf drei Stopps zu wechseln, weil wir etwas unternehmen mussten", verriet Martin Whitmarsh. Lewis Hamiltons gesparter, weicher Reifensatz aus dem Qualifying war dabei nicht entscheidend. "Denn da entschieden wir uns gerade dazu, von zwei auf drei Stopps zu gehen und Lewis konnten diesen Satz gar nicht voll ausnutzen, weil er damit einen kürzeren Stint fuhr."

Auch bei Jenson Button polte das Team um: "Der Reifenverschleiß war sehr hoch, deshalb haben wir den Stopp vorgezogen und waren ab da auf einer Drei-Stopp-Strategie", sagte Button, dessen Hinterreifen aber trotzdem zu stark abbauten, um Hamilton und Mark Webber hinter sich zu halten und selbst auf den Sieg loszugehen.

3. Warum fuhr Button an die Red-Bull-Box?

Lewis Hamilton steuerte die richtige Box an, Foto: McLaren
Lewis Hamilton steuerte die richtige Box an, Foto: McLaren

Es war die kuriose Szene des Rennens: Button kam in Führung liegend direkt vor Vettel zu seinem ersten Boxenstopp herein. Der Brite hielt jedoch nicht bei seiner McLaren-Crew, sondern bog schon etwas früher ab und fand sich plötzlich von Red-Bull-Mechanikern umgeben.

Für Teamchef Whitmarsh war das doppelt verwirrend: denn eigentlich hätte Button schon eine Runde vorher an die Box kommen sollen, tat dies aber nicht, jetzt stand er plötzlich an der falschen Box. "Wir waren etwas verwirrt, als Jenson nicht reinkam. Das dachte Red Bull aber wohl auch", nahm Whitmarsh es mit Humor. Button begründete die Verwechslung mit Ablenkung.

"Es war komplett mein Fehler", entschuldigte sich Button nach dem Rennen bei seinem Team. "Ich habe nach unten geschaut und einige Sachen am Lenkrad verstellt." Als er wieder nach oben sah, entdeckte er die Boxencrew und bog ab - allerdings war es nicht seine Crew. "Als ich dann da stand, fühlte es sich komisch an - aber so etwas kann in der Hitze des Gefechts passieren."

4. Warum startete Vettel so schlecht?

Lewis Hamilton war sich vor dem Rennen sicher: "Sebastian hat zuletzt immer starke Starts gezeigt." Diesmal klappte das nicht. "Es war nicht unser bester Start in diesem Jahr", gestand Vettel, der sich zudem darüber beklagte, dass die linke Seite schlimmer als die rechte sei und danach eine Rechtskurve folge. Allerdings brauste Hamilton als Dritter von der gleichen Seite wie Vettel los. "Der Start war einfach nicht hundertprozentig gut", so Vettel. Helmut Marko ergänzte: "Am Start hat KERS nicht die volle Leistung abgegeben, deswegen kamen die zwei McLaren nach vorn."

5. Was war mit Vettels Funk?

Immer wieder waren während des Rennens fragende Funksprüche von Vettels Renningenieur zu vernehmen, weil dieser den Deutschen nicht hören konnte. "Sebastian konnte uns die ganze Zeit hören, aber wir ihn nicht - wir fanden aber einen Weg, mit ihm während des Rennens zu kommunizieren", erklärte Christian Horner.

Die Lösung: "Es gab Knöpfe, die er drücken konnte, um zu bestätigen, dass er uns hörte." Vettel bestätigte: "Ich musste viel am Lenkrad herumschrauben, um das Ganze zu retten." Außerdem setzte das Team klassisch auf die Boxentafel. Die Ursache war wohl ein feuchtes Mikrofon. "Es war eine Unannehmlichkeit, anscheinend ein Mikrofon, das nass geworden ist, aber am Ende abtrocknete", verriet Horner.

6. Funktionierte das Red Bull KERS diesmal?

Red Bull und KERS - das ist bislang keine gute Freundschaft. Im Qualifying fiel Mark Webbers KERS aus, im Rennen war Sebastian Vettel betroffen. "Wir hatten ein paar Probleme, das machte es nicht einfacher", gab Vettel lapidar zu. Helmut Marko wurde ausführlicher: "Hier hatte Mark KERS von der ersten bis zur letzten Runde im Griff. Diesmal hat es Sebastian erwischt." Vettel hätte sein Fahrverhalten entsprechend umstellen und anpassen müssen.

KERS bereitet Red Bull weiterhin Kopfschmerzen, Foto: Sutton
KERS bereitet Red Bull weiterhin Kopfschmerzen, Foto: Sutton

Die Erklärung des Motorsportdirektors: "Im zweiten Stint ist KERS ausgefallen oder brachte nicht die volle Leistung. Das macht sich in der Bremskraftverteilung bemerkbar und dadurch hat er sich einen Bremsplatten eingefangen." Somit musste Vettel früher seine Reifen wechseln als geplant. "Dadurch hat sein Reifen am Ende mehr abgebaut, als wir das kalkuliert hatten. Es kam noch dazu, dass KERS bei Vettel vor allem in der Phase, in der Hamilton attackierte, überhaupt nicht funktioniert hat."

Das bestätigte Teamchef Horner, der meinte, dass Vettel KERS ab Runde 13 nicht mehr nutzen konnte: "Ab ungefähr der Rennhälfte nutzten wir es nicht mehr auf jeder Runde, sondern nur noch intervallweise."

7. Wie kam Webber von 18 auf 3 nach vorne?

"Jenson wird sich garantiert fragen, wie er hinter Mark Webber Vierter werden konnte, der als 18. gestartet ist?", stellte Christian Horner richtig fest. "Das war eine fantastische Leistung von Mark", lobte Marko den Husarenritt von Webber, der das Rennen laut Marko super umsetzte, vor allem die Drei-Stopp-Strategie habe eine wichtige Rolle gespielt. Als einziger Pilot im Feld war er auf den harten Reifen gestartet. "Unsere Leute haben ihn nicht jedes Mal zum optimalen Zeitpunkt reingeholt, aber er ist fantastisch gefahren", gab Marko zu.

"Außerdem hatte Webber vier Sätze neue Reifen", gab Christian Danner zu Bedenken. Deshalb scherzte der Australier auch, dass er ab sofort das Qualifying immer auslassen werde. "Natürlich ist das flapsig gemeint, aber in Zukunft werden wir extremes Reifensparen sehen", prophezeit Danner.

8. Warum musste Rosberg Benzin sparen?

Während McLaren und Red Bull ihre Strategien umstellten, auf die Reifen achteten und teilweise die falsche Box ansteuerten, nutzte Nico Rosberg die Gunst der Stunde und fuhr unbeobachtet an die Spitze des Feldes. Dort hätte er ein gehöriges Wörtchen mitreden können, wenn er gegen Rennende nicht den Benzinhahn hätte zudrehen müssen. "Dass Nico da einen dicken Hals hatte, kann ich verstehen", sagte Christian Danner.

"Wir hatten auf Basis der Long Runs bei den Tests getankt, hatten im Rennen jedoch einen deutlich besseren Speed als erwartet und verbrauchten daher mehr Sprit als vorausberechnet", erklärte Motorsportchef Norbert Haug das ärgerliche Problem, das beide Piloten traf. "Deshalb mussten Nico und Michael Sprit sparen - das hat Nico letztlich das Podium gekostet."

8. Warum öffnete sich Alonsos Heckflügel kurz?

Fernando Alonsos Heckflügel spielte verrückt, Foto: Sutton
Fernando Alonsos Heckflügel spielte verrückt, Foto: Sutton

Die TV-Bilder sind eindeutig: Der Heckflügel an Fernando Alonsos Ferrari öffnete sich kurzzeitig an einer nicht dafür vorgesehenen Stelle. David Coulthard sieht darin aber keinen illegalen Vorteil: "Er weiß, dass der Flügel an dieser Stelle nicht freigegeben ist, also ist es sinnlos, das DRS dort zu aktivieren." Bereits in Malaysia gab es Probleme mit dem Ferrari-Flügelmechanismus. "Es ist also wohl nur ein mechanisches oder ein Softwareproblem." Es bestehe keine Chance, dass Ferrari das Reglement ausgehebelt habe.

9. Warum verlor Alguersuari ein Rad?

In Runde neun war das Rennen von Jaime Alguersuari bereits Geschichte, nachdem sich ein Rad an seinem STR6 gelöst und wild durch die Gegend geflogen war. Das Problem war schnell gefunden: Eine Radmutter hatte sich gelöst und damit verabschiedete sich auch das komplette Rad. "Es gab nichts, was ich tun konnte", betonte Alguersuari. Zum Glück verfehlte das Rad die bereit stehenden Streckenposten.

10. Wofür wurde Perez bestraft?

Sergio Perez fiel in Shanghai gleich durch zwei Kollisionen auf - für beide wurde er bestraft. Für das Anrempeln von Nick Heidfeld erhielt er eine Durchfahrtsstrafe, für den Abschuss von Adrian Sutil eine zehn Sekunden Stop-and-Go-Strafe. "Die Fahrer wünschen sich ja härtere Strafen, also müssen sie damit leben", nahm Peter Sauber die Strafe gelassen auf. Technikchef James Key vermutete Unerfahrenheit hinter Perez' Aktionen: "Es war erst sein dritter Grand Prix. Vielleicht war er etwas zu optimistisch."

Der Mexikaner nahm die Schuld auf sich: "Am allermeisten tut mir aber der Unfall mit Adrian [Sutil] leid", sagte er. "Zu diesem Zeitpunkt im Rennen wollte ich aus meinen Reifen das Beste herausholen und stand unter Druck von Vitaly [Petrov], also war ich recht aggressiv unterwegs. Leider ist mir das Heck ausgebrochen, als ich schon innen neben Adrian war, so hat es gekracht."

Weniger kritisch war der Zusammenstoß mit Nick Heidfeld, der dennoch nicht begeistert davon war: "Ich habe dem Team auch gesagt, dass seine Aktion nicht in Ordnung war. In Kurve drei ist er einfach in mich reingefahren!"

11. Warum hatte Kobayashi ein Loch in der Nase?

Auch der zweite Sauber-Fahrer Kamui Kobayashi hatte Feindberührung. "Als ich versucht habe, Adrian Sutil nahe zu kommen, war ein anderes Auto im Weg", sagte er über den Zwischenfall in Runde 14. "Ich denke, der Fahrer hat mich einfach übersehen. Wir haben uns berührt, und dabei habe ich mir das Loch in der Fahrzeugnase eingehandelt."