F-Kanal oder nicht F-Kanal, diese Frage wurde nach dem Qualifying in Monza bei McLaren immer noch heiß diskutiert und Martin Whitmarsh konnte letztendlich nur sagen, dass es weder eine richtige noch eine falsche Entscheidung in der Sache gab. "Wenn man auf der Geraden überholen will, dann hat man lieber das Setup von Lewis, wenn man auf die Reifen schauen will, hat man lieber Jensons Option", meinte er. Lewis Hamilton ist ohne F-Kanal und mit flachem Heckflügel unterwegs, was mehr Top Speed bringt. Jenson Button fährt mit F-Kanal und steilerem Heckflügel, hat dadurch mehr Abtrieb, mehr Stabilität und wohl auch geschonte Reifen.

Anders als direkt nach dem Qualifying wollte Hamilton seine Wahl nicht mehr als direkten Fehler ansehen. Zwar erachtete er sich als Pilot mit dem niedrigsten Abtrieb am Auto, doch er hatte beide Möglichkeiten probiert und wollte unbedingt den höheren Top Speed. "Das war meine Richtung, aber im Qualifying hatte ich vielleicht nicht genug freie Strecke, um die richtige Balance zu haben und das Meiste herauszuholen." Probleme mit den Bremsen erwartete der Brite nicht, dafür stellte sich für ihn noch die Frage, wie es sich mit viel Benzin so fahren wird und wie stark die Reifen abbauen, da er doch mehr links und rechts rutschen wird als jemand mit mehr Abtrieb.

Keine Mitte

Laut Whitmarsh hatten Hamilton und Button selbst entschieden, ob sie mit oder ohne F-Kanal fahren wollten, die nötige Anleitung kam aber von den Ingenieuren. Eine Zwischenlösung, wie sie etwa Ferrari hat, wo F-Kanal im Auto, die Flügel aber nicht ganz so steil sind, kam für das Team nicht infrage. "Ich glaube, der Unterschied zwischen unseren beiden Settings ist auf der Gerade acht km/h. Wenn man da in die Mitte will, dann sind das nur mehr vier km/h. Wir glauben, wir haben einen sehr effizienten F-Kanal-Flügel und viele Ressourcen in etwas zu stecken, dass nur vier km/h Unterschied bringt, wäre falsch. Wir wollten das ganz durchziehen, also haben wir morgen ein Auto, das auf der Geraden das schnellste ist und eines, das auf der Geraden zu langsam ist."

Im Qualifying ging es mit F-Kanal schneller, Foto: Bridgestone
Im Qualifying ging es mit F-Kanal schneller, Foto: Bridgestone

Was Whitmarsh wunderte, bei McLaren hat es noch nie so eine Situation gegeben und warum es sie jetzt gibt, konnte er nicht sagen. Er glaubte nur, dass der F-Kanal solche Extreme eben zulässt. "Dann werden wir noch Autos mit 150 Kilo Sprit haben. Das sind dann zwei Dinge, die der jeweiligen Strategie helfen könnten." Button sah sich durch seine Strategie-Wahl ohnehin schon auf dem richtigen Weg, denn die Balance in seinem Auto fühlte sich gut an. Ganz ohne Sorgen war er aber nicht. "Man hat in jeder Session Sorgen, wenn Lewis oder jemand Anderes mit wenig Abtrieb gute Zeiten fährt. Da macht man sich Gedanken, ob das die richtige Entscheidung war. Aber ich denke, wir haben es richtig gemacht."

Die Ziele für Sonntag

Trotzdem erwartete er schwere erste Runden, danach aber dann ein etwas spaßigeres Rennen. Buttons Ziel war klar, der Sieg sollte her, aus der ersten Reihe dürfe man nichts Anderes erwarten. "Wenn man nicht gewinnen kann, dann muss man auf das Nächstbeste hoffen. Am wichtigsten ist, dass wir das beste Auto haben und wissen, dass wir bei der Balance das Richtige gemacht haben und es sich gut anfühlt." Hamiltons erstes Ziel war Mark Webber, vor dem Australier wollte er ins Ziel kommen, am liebsten aber vor allen Anderen. "Webber ist aber der engste Rivale, er hat beim Start also Priorität. Natürlich wollen wir einen Eins-Zwei-Sieg und wir werden alles dafür tun. Ich werde mir Tipps von Jenson holen. Er ist sehr gut, wenn es darum geht, von da loszufahren, wo ich stehe..."

Und da wurde Hamilton von Button unterbrochen, der fragte, ob das jetzt ein Kompliment sein soll oder doch etwas Anderes. So oder so, die McLaren-Piloten wollten nach vorne und Whitmarsh wollte das ebenfalls so erleben. Sollte es soweit sein und sie um den Sieg kämpfen, erwartete der Teamchef kein großes Trara. "Diese Jungs haben gezeigt, dass sie gut zusammenarbeiten. Sie haben viel Respekt, wollen sich aber besiegen; im sportlichen Sinn. Sie hatten in der Türkei oder in China enge Momente, da sind sie gegeneinander gefahren. Sie werden weiter gegeneinander fahren und wenn wir morgen auf eins und zwei liegen sollten, werden sie gegeneinander fahren. Hoffentlich habe wir das Problem morgen." Button sah ein anderes Problem: "Wir wissen nicht, was morgen passiert. Fernando will gewinnen, ich will gewinnen, Felipe, Mark, Lewis und Seb ebenfalls. Es könnte voll werden auf dem Podest."