1. - S wie Startaufstellung

Ein Ferrari auf der Pole, beide Ferrari in den Top-3. Damit hatte vor dem Wochenende niemand gerechnet. Eine reine erste Startreihe für McLaren hätte in Monza niemanden verwundert. "Ich hatte Ferrari nicht so stark auf der Rechnung", gesteht Nick Heidfeld. Auch Niki Lauda lobt: "Eigentlich war McLaren der Favorit, aber Ferrari hat sie niedergerungen. Das ist eine tolle Leistung."

Selbst Sebastian Vettel war von der Performance der Roten beim Heimspiel überrascht. "Es hat aber alle überrascht, wo Ferrari das hergezaubert hat", meinte Vettel, der selbst nur auf Position sechs kam. "Schau mer mal, wie es im Renntrimm aussieht."

Zwischen den beiden Ferrari startet Jenson Button. Sein Teamkollege Lewis Hamilton ist nur Fünfter - noch hinter Mark Webber, der die Red-Bull-Fahnen als Vierter hoch hält. Mit Nico Rosberg und Nico Hülkenberg schafften auch noch zwei weitere Deutsche den Sprung unter die Top-10. Adrian Sutil und Michael Schumacher scheiterten als Elfter und Zwölfter daran.

2. - S wie Start

Der Start ist in Monza immer knifflig. Obwohl in den letzten Jahren nie viel passiert ist, wie Adrian Sutil anmerkt, strahlt die erste Schikane nach Start-Ziel eine gewisse Gefahr aus. Zumindest die Schikane im Notausgang der Schikane wurde nach der Totalblockade vom Freitag entschärft. Wer geradeaus fahren muss, muss jetzt nicht mehr ins Gras fahren - Zeit verliert er dennoch jede Menge.

"Ich hoffe, dass die erste Kurve nicht so schlimm wie in der GP2 wird", hofft Sutil. "Es kann immer etwas passieren. Jeder Fahrer hat seine Rolle und muss aufpassen, sobald einer etwas falsch macht, löst er eine Kettenreaktion aus." Andererseits gebe es am Start eine gute Gelegenheit, um Plätze gutzumachen - selbst auf der Außenbahn.

"Es kommt auch auf die Situation an", so Sutil, der im letzten Jahr von Kimi Räikkönen außen herum überholt wurde. "Wenn außen eine Lücke ist, kann man es probieren." Gleichzeitig heißt es kühlen Kopf zu bewahren, auch bei Sebastian Vettel, der als Sechster mitten im Getümmel losfährt.

"Er muss das Rennen ruhig angehen", rät Lauda. Auch Helmut Marko sagt: "Meistens erwischt es die, die weiter hinten stehen und nicht die ganz vorne. Daher fürchte ich, dass wir mehr gefährdet sind als die Vorderen. Allerdings sind sich McLaren und Ferrari auch nicht ganz grün..."

3. - S wie Strecke

Red Bull muss im Rennen den Schaden begrenzen, Foto: Sutton
Red Bull muss im Rennen den Schaden begrenzen, Foto: Sutton

Monza unterscheidet sich völlig von allen anderen Kursen. "Du erlebst auf den langen Geraden die höchsten Topspeeds der Saison und fährst die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit", erklärt Robert Kubica. "Aber die Strecke ist alles andere als einfach, denn du musst mit dem extrem niedrigen aerodynamischen Abtrieb zurechtkommen."

Daran sind die Fahrer nicht gewöhnt, obwohl in diesem Jahr nicht ganz so niedrige Abtriebswerte gefahren werden wie in der Vergangenheit. "Wir sind einfach nicht daran gewöhnt, dass sich das Auto plötzlich so leicht anfühlt", sagt Kubica. "Du musst erst ein Gefühl für dieses Fahrverhalten entwickeln."

Die Turns 6 und 7 - also die beiden Lesmo-Kurven - sind besonders knifflig, vor allem die zweite. "Es handelt sich um eine sehr kurze Kurve, bei der du im Kurvenausgang leicht mal deine Linie verpasst und außen ins Gras gerätst", so Kubica, der zumindest in der ersten Kurve Überholmanöver für möglich hält.

4. - S wie Setup

Früher war alles einfacher: Monza war die Strecke, auf der mit den flachsten Flügeln gefahren wurde. Die Einführung des F-Kanals scheint das verändert zu haben. Bei McLaren setzte Lewis Hamilton auf das übliche Low-Downforce-Paket ohne F-Kanal, Jenson Button fuhr hingegen mit F-Kanal und steiler gestelltem Flügel. Das Ergebnis: Button steht auf 2, Hamilton nur auf 5.

"Es scheint die falsche Entscheidung gewesen zu sein", gestand ein leicht zerknirschter Hamilton kurz nach dem Qualifying. Etwas später spielten er und Teamchef Martin Whitmarsh das zwar herunter, aber eins ist klar: Hamilton war auf den Geraden schnell, verlor in den Kurven aber zu viel Zeit.

"Wir haben definitiv die richtige Entscheidung getroffen", freute sich Button. "Mit mehr Downforce kann man später bremsen, mehr Speed in die Kurven mitnehmen und es ist ganz anders als mit wenig Downforce. Dann hat man den meisten Speed auf der Geraden und muss in den Kurven vorsichtig sein."

Das kann auch im Rennen einen Unterschied ausmachen. "Hamilton könnte einen leichten Vorteil haben, weil er weniger Flügel fährt", glaubt Niki Lauda. Nick Heidfeld gibt jedoch zu bedenken: "Andererseits kommt keiner vorbei, wenn man den Verfolgern wegfährt."

5. - S wie Speed

Die Toro Rosso waren die Topspeed-Könige des Qualifyings, Foto: Bridgestone
Die Toro Rosso waren die Topspeed-Könige des Qualifyings, Foto: Bridgestone

Monza. Das Topspeed-Mekka. Hier fuhr Antonio Pizzonia in einem BMW-Williams im Rennen 369,9 km/h schnell. Diese Werte sind mit den eingefrorenen V8-Motoren und neuem Aero-Reglement nicht mehr zu erreichen. Dennoch dürften die F1-Piloten im Rennen die 350er Marke knacken. Im Qualifying waren die Toro Rosso überraschend ganz vorne bei den Topspeeds. Erst dahinter folgte Lewis Hamilton mit seinem Low-Downforce-Paket.

Sebastian Vettel klagte hingegen über fehlende Geschwindigkeit auf der Geraden. "Normalerweise zieht man im Qualifying die weichen Reifen auf, nimmt Benzin raus und wird schneller. Das war bei uns heute nicht der Fall. Ich war auf der Geraden unglaublich langsam", wunderte sich Vettel, dessen neuer Motor anscheinend nicht so gut läuft wie erhofft. Auch der Windschatten fehlte ihm auf seinen Versuchen im Qualifying. "Eins kommt zum Anderen und dann sind ruckzuck drei, vier Zehntel weg."

1 Jaime Alguersuari 348.7 km/h
2 Sebastien Buemi 346.4 km/h
3 Lewis Hamilton 344.3 km/h
4 Kamui Kobayashi 343.0 km/h
5 Nico Rosberg 342.6 km/h
6 Adrian Sutil 342.2 km/h
7 Nico Hulkenberg 341.8 km/h
8 Michael Schumacher 341.5 km/h
9 Rubens Barrichello 341.2 km/h
10 Felipe Massa 341.1 km/h
11 Fernando Alonso 341.0 km/h
12 Mark Webber 339.4 km/h
13 Jarno Trulli 338.7 km/h
14 Robert Kubica 337.6 km/h
15 Heikki Kovalainen 337.1 km/h
16 Timo Glock 336.9 km/h
17 Sebastian Vettel 336.0 km/h
18 Pedro de la Rosa 332.4 km/h
19 Vitaly Petrov 332.1 km/h
20 Vitantonio Liuzzi 331.5 km/h
21 Lucas di Grassi 331.0 km/h
22 Jenson Button 329.5 km/h
23 Bruno Senna 324.5 km/h
24 Sakon Yamamoto 324.2 km/h

6. - S wie Strategie

53 Runden stehen im königlichen Park zu Monza an. Bei der Strategie sollte es keine Überraschungen geben - mit Regen ist nicht zu rechnen, die Fahrer werden also wohl nur einmal zum Reifenwechsel an die Box kommen. "Das haben wir dieses Jahr schon oft gesehen, da wird sicher nichts Neues dabei sein", bestätigt Kubica.

Vettel meint hingegen: "Es kommt zwar kein Regen, aber strategiemäßig ist noch nicht alles gesagt. Es sind noch nicht so viele mit viel Benzin gefahren." Das soll ihm vielleicht auch ein bisschen Mut machen. Die Reifen sollten auch bei viel Sprit keine Probleme bereiten.

"Man könnte es probieren, mit den harten Reifen zu starten, aber auch die weichen sind für drei, vier Runden sehr schnell, dann verliert man eine halbe Sekunde, aber sie bleiben konstant", erklärt Sutil. "Beide Reifen sind gut für Long Runs."

7. - S wie Spannung

Kann Ferrari McLaren auch im Rennen bezwingen?, Foto: Sutton
Kann Ferrari McLaren auch im Rennen bezwingen?, Foto: Sutton

Die Überraschungs-Pole ist kaum verdaut, da ernennt Niki Lauda Fernando Alonso schon zum Favoriten. "Alonso ist jetzt der Favorit - mit Button gleich daneben und Massa spielt auch vorne mit", sagt der Ex-Weltmeister. Auch Nick Heidfeld glaubt: "Alonso wird das Rennen machen." Für die Spannung in der Weltmeisterschaft wäre das perfekt.

Aber auch Jenson Button plant keine Spazierfahrt im Park. "Ein Sieg hier wäre sehr wichtig; ich habe einen WM-Pokal zuhause - und ich will, dass der da bleibt", kündigt Button an. Lewis Hamilton hat von Platz fünf ebenfalls noch nicht aufgegeben: "Natürlich wollen wir einen Eins-Zwei-Sieg und wir werden alles dafür tun."

Während sich Mark Webber ein langweiliges Rennen wünscht, um so viele Punkte wie möglich mitzunehmen, setzt Vettel auf Angriff. "Vielleicht rolle ich dieses Mal wie eine Bowlingkugel durch das Feld", hält er seinen Kritikern vor. Die Kollision von Spa hat ihn nicht in seinem Elan gebremst. "Wenn ich angreifen kann, werde ich angreifen, sonst warte ich."

Heidfeld hält das theoretisch für möglich, allerdings sei der Topspeed der Red Bull nicht gut genug für viele Überholmanöver. Button sah ein anderes Problem: "Wir wissen nicht, was morgen passiert. Fernando will gewinnen, ich will gewinnen, Felipe, Mark, Lewis und Seb ebenfalls. Es könnte voll werden auf dem Podest." Also beste Voraussetzungen für ein packendes Rennen.