Sebastien Buemi, Tonio Liuzzi und Adrian Sutil hatten in Montreal ihren Spaß. Alle schafften, was sie bis zu diesem Jahr für unmöglich hielten - sie überholten Michael Schumacher auf der Strecke. Das Comeback des Rekordweltmeisters und dessen abgenutzte Reifen am Ende des Kanada GP machten es möglich.

"Natürlich, ist es anders, wenn man Schumacher überholt. Es fühlt sich gut an", sagte der Schweizer gegenüber Motorsport-Magazin.com. Auch Liuzzi genoss den Zweikampf in der letzten Runde. "Ich kämpfe gerne gegen ihn. Er hat diese Kart-Mentalität", erklärte er uns. "Er ist nicht einer dieser Fahrer, der die Augen zumacht, die Tür zumacht und dann hat man einen Unfall. Mit ihm kann man lange kämpfen und es läuft wirklich professionell ab."

Kein Verständnis für Kritik

In Kurve 8 vor der Haarnadel ging er dann vorbei. Allerdings weiß Liuzzi, dass es ein Zweikampf mit unterschiedlichen Waffen war. "Michael hatte viele Probleme mit den Reifen, er war da in einer schwierigen Position", gab er zu. "Also war es viel leichter für mich."

Die Kritiker störte das nicht. Schumachers Ex-Teamkollege Martin Brundle meinte, dass der Deutsche fürchterlich gefahren sei. David Coulthard schrieb in seiner Kolumne, dass Schumacher wie der Schatten seiner selbst gefahren sei. Rückendeckung erhält der Rückkehrer von Mercedes GP CEO Nick Fry. "Ich bin überrascht, dass Leute so eine Meinung haben", sagte Fry dem Guardian.

Schumacher sei bis zu seinem Reifenschaden in einer guten Position gewesen. Zudem habe ihn das Team viel zu früh mit den weichen Reifen auf die Strecke geschickt, so dass er sich in den Schlussrunden nicht mehr wehren konnte - ein ähnliches Bild gab es schon einmal im Regen von China in diesem Jahr. "Sonst hätte er sich besser verteidigen können", so Fry. Im Team sehe man die Situation ganz anders als die Kritiker.

Noch alles drin

Schumacher hatte gegen die Force India keine Chance, Foto: Sutton
Schumacher hatte gegen die Force India keine Chance, Foto: Sutton

"Wir sehen keinen besonderen Leistungsunterschied zwischen Nico Rosberg und Michael", erklärte Fry. Manchmal habe man eine Pechsträhne, manchmal eine Glückssträhne. Das könne sich in der Formel 1 aber schnell umkehren. "Wir sind mit Michaels Performance sehr zufrieden und sehen keinen Grund, warum es nicht gut gehen sollte. Er verbessert sich weiter und leistet gute Arbeit."

Während Schumacher den WM-Titel 2010 bereits abgeschrieben hat und sich auf 2011 konzentrieren möchte, hält Fry einen Titelgewinn noch immer für möglich. Das gehöre alles zum Lernprozess dazu. "Wir wollen immer noch in die Top-3 kommen. Red Bull und McLaren sind ziemlich überlegen, aber Ferrari hatte eine durchwachsene Saison."

Den Abstand zur Spitze erklärt Fry mit dem F-Duct von McLaren und den Auspuff von Red Bull. Beides habe Mercedes noch nicht gut genug nachbauen können. "Wenn wir beides ans Auto bekommen, werden wir in einer viel besseren Position sein." Dann schließt er in der zweiten Halbzeit nichts aus.