Endlich wieder Heimspiel! Für Audi steht am Norisring das Highlight des Jahres bevor. Der Hauptsitz in Ingolstadt ist nur einen Steinwurf von Nürnberg entfernt. Auf den Tribünen dürften die Vier Ringe dominieren, doch wie sieht es auf der Strecke aus? Die Statistik spricht klar gegen Audi. Den letzten Sieg am Norisring holte Laurent Aiello im Jahr 2002 im Audi TT. Im vergangenen Jahr hätte es eigentlich mit dem lang ersehnten Triumph geklappt, wäre da nicht eine gewisse Wasserflasche im Spiel und in Mattias Ekströms Rennoverall gewesen...

Das Team: Audi konnte als einziger Hersteller noch keinen Sieg in dieser Saison einfahren, doch in der Breite ist die Truppe extrem gut aufgestellt. In der Herstellerwertung führen die Ingolstädter mit 144 Punkten deutlich vor BMW (118) und Mercedes (41). Gleich vier Audi-Piloten liegen in der Fahrerwertung in den Top-5 - nur Doppelsieger Marco Wittmann stemmt sich derzeit gegen das Quartett.

"Die Erwartungen an unser Heimspiel sind hoch. Das Ziel ist ganz klar der erste Saisonsieg", machte Rennleiter Dieter Gass kein Geheimnis aus dem Plan für den Norisring. "Im vergangenen Jahr haben wir den sportlich errungenen Sieg nach der Ziellinie verloren. Das hat uns lange beschäftigt und motiviert uns umso mehr, den Schwung aus den ersten drei Rennen mitzunehmen und in dieser Saison den ersten großen Erfolg zu feiern."

Mattias Ekström ist on fire - hoffentlich löscht ihn niemand..., Foto: Audi
Mattias Ekström ist on fire - hoffentlich löscht ihn niemand..., Foto: Audi

Die Fahrer: Alle Augen auf Mattias Ekström. Im vergangenen Jahr verlor der Schwede seinen Norisring-Sieg infolge des berüchtigten Wasserflaschen-Skandals. 2013 gab es erstmals in der Geschichte der DTM keinen Rennsieger. Ekström kann die Entscheidung der Sportkommissare bis heute nicht nachvollziehen - und sinnt auf Rache. "2013 hatte ich den Pokal schon in der Hand - dieses Mal will ich ihn abends auch mit nach Hause nehmen", so Ekis Kampfansage.

Prominente Konkurrenz bekommt er aus dem eigenen Lager; von keinem geringeren als Mr. Norisring Jamie Green. Viermal hat der Brite schon in Nürnberg gewonnen, allerdings stets mit der C-Klasse von Mercedes. Nach einem schwachen Saisonstart zeigte Greens Formkurve zuletzt in Budapest nach oben. Ob es für Sieg Nummer 5 auf dem Stadtkurs reicht? Vergangenes Jahr fiel er bei seiner Premiere mit Audi aus. "Aber das habe ich abgehakt und blicke jetzt nur noch nach vorne", so Green. "Mein Auto und auch ich selbst sind bestens vorbereitet, um es in diesem Jahr besser zu machen."

Es sind aber nicht die Etablierten DTM-Veteranen Ekström und Green, die in dieser Saison bei Audi für Furore sorgen. Edo Mortara, Miguel Molina und Adrien Tambay trumpften bislang mit Topleistungen auf und punkteten konstant. Pechvogel Molina wurde in Budapest mit Platz zwei für seine Performance belohnt. "Jetzt habe ich mit meinem Teamkollegen Mattias Ekström den perfekten Lehrer - er ist dort immer extrem schnell", so der Spanier. "Ich werde mich an seine Tipps halten und versuchen, nach dem Erfolg in Budapest nachzulegen." Sein wohl bester Tipp: Halte dich fern von Wasserflaschen...

Jamie Green ist der König des Norisring - auch im Audi?, Foto: Audi
Jamie Green ist der König des Norisring - auch im Audi?, Foto: Audi

Das Auto: Das Wichtigste zuerst: Nico Müller erhält für das Norisring-Rennen einen neuen Look seines RS 5-Boliden. Weiß statt grau für den jungen Schweizer - doch wohl nicht etwa, weil Müllers altes Auto beim großen Fan-Voting von Motorsport-Magazin.com einen der hinteren Plätze belegt? Auch Mortara bekommt wieder ein neues Design, das bekannte Rot wird diesmal mit Grau kombiniert.

In der vergangenen Saison konnte Audi seinen Reifenvorteil am Norisring extrem gut ausspielen, Ekström, Rockenfeller und Mortara bestritten quasi das gesamte Rennen auf den schnellen Option-Reifen. Dieses Jahr funktioniert das nicht mehr, wegen der neuen Regeln müssen mindestens 50 Prozent der Renndistanz auf den Prime-Reifen absolviert werden. In Sachen Rennpace lagen Audi und BMW bislang gleichauf, doch am Norisring gelten wegen des quasi nicht vorhandenen Abtriebs andere Gesetze.

Miguel Molina war der große Pechvogel bei Audi, Foto: Audi
Miguel Molina war der große Pechvogel bei Audi, Foto: Audi

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Seit Jahren die große Frage: Kann Audi den Nürnberg-Fluch besiegen? Wie es eigentlich geht, hat Ekström vergangenes Jahr vorgemacht - bis sich der Fluch eindrucksvoll und wässrig zurückmeldete. Final Destination in real, quasi. Und weil die DTM kuriose Geschichten braucht, wird es auch dieses Jahr wieder nichts mit dem Sieg. Sportlich hätten es die Audianer allerdings verdient, im Kollektiv ist die Truppe dieses Jahr überragend. (Robert Seiwert)