Drei Siegkandidaten, drei Prüfungen, nur wenige Sekunden Abstand - spannender hätte die Ausgangslage für das Finale der Rallye Schweden nicht sein können. Auf der abschließenden Power Stage kam es zum Showdown: Thierry Neuville legte eine starke Zeit vor, doch Sebastien Ogier konnte diese toppen. Andreas Mikkelsen war nur wenige Zehntel langsamer als Ogier und hätte den Sieg so gut wie sicher gehabt, als er in eine Schneewehe fuhr. Zuschauer schoben ihn wieder zurück auf die Strecke, mehr als Platz drei war nicht mehr drin. Ogier feierte seinen 26. Karrieresieg, den zweiten bei der Rallye Schweden.

Mikkelsen hatte nach der ersten Prüfung des Sonntags die Führung übernommen, Neuville lag 3,8 Sekunden hinter ihm, Ogier folgte mit 6,8 Sekunden Rückstand. Auf der zweiten Prüfung zeigte sich dann schon ein anderes Bild. Mikkelsen verteidigte seine Führung, doch Neuville rutschte auf Rang drei ab. Ogier fehlten vor der Power Stage nur drei Sekunden auf seinen Teamkollegen bei VW.

"Was für ein Sieg! Ich bin auf diesen Sieg wirklich stolz", jubelte Ogier im Ziel. "Ich war dieses Wochenende schneller als alle anderen, aber meine Startposition war schlecht. Es ist ein glückliches Ende." Ogier hatte die Rallye von der zweiten bis zur achten Prüfung angeführt. Auf WP9 büßte er die Führung durch einen Ausrutscher in einen Schneewall ein, machte die verlorene Zeit im Laufe der folgenden Prüfungen jedoch wett und hielt so seine Siegchancen intakt.

Fehlerfreie Fahrt von Neuville

Neuville erlaubte sich als einziger der Top-Piloten auf den 308 Wertungskilometern keinen einzigen großen Fehler. Der Hyundai-Pilot bewies zudem ein gutes Händchen bei der Reifenwahl und konnte so am Samstagabend kurzzeitig die Führung übernehmen. "Ich war am Maximum und bin große Risiken eingegangen", gestand er im Ziel. "Ich bin zufrieden. Es ist wie ein Weckruf für das Team und ich hoffe, dass ich häufiger in dieser Position sein kann!"

Für Neuville wäre es der zweite Karriereerfolg gewesen. Sein Kumpel Mikkelsen muss auf seinen ersten Triumph weiter warten. "Wir haben alles gegeben. Wir haben einen Schneewall geschnitten und blieben hängen. Okay, wir haben es versucht, das ist das Wichtigste. Hoffentlich haben wir nächstes Mal mehr Glück", erklärte er.

Auf Platz vier toppte der Este Ott Tänak sein Ergebnis aus dem Vorjahr. Für den M-Sport-Pilot hatte eine sichere Zielankunft Priorität. So konnte er von den Fehlern anderer profitieren. Hinter ihm reihte sich Hayden Paddon ein, der mit Platz fünf sein bestes Karriereresultat erzielte. Der Neuseeländer pilotierte das Auto des bei einem Mountainbike-Unfall verletzten Dani Sordo und musste erst einen Weg finden, mit dessen Setup zurechtzukommen. Zudem startete er erst zum zweiten Mal überhaupt bei der Rallye Schweden.

Um die Plätze sechs und sieben gab es ein britisches Duell, das Elfyn Evans für sich entschied. Kris Meeke rutschte wie Mikkelsen auf der Power Stage in eine Schneewehe. Es war nicht der erste Fehler des Nordiren, der jedoch seine Pace mit dem ersten Prüfungssieg auf Schnee unter Beweis stellte.

Latvala findet den Stein der Weisen

Platz acht ging an Martin Prokop, der trotz Fehlern ein positives Fazit zog. Hinter ihm reihte sich mit Yuriy Protasov ein weiterer Privatier ein, der mit seinem sensationellen Sieg auf der sechsten Prüfung für Aufsehen sorgte. Die Top-10 komplettiert Mads Östberg, der auf WP19 Platz vier verlor, als er sich nicht mehr aus eigener Kraft aus einer Schneewehe befreien konnte. Zudem hatte er mit zahlreichen technischen Problemen zu kämpfen.

Platz elf ging an Kevin Abbring, der seinen Sprung ins kalte Wasser erfolgreich meisterte. Der Niederländer war zum ersten Mal in einem WRC-Auto am Start, fuhr erstmals bei der Rallye Schweden und gab sein Debüt für den neuen Arbeitgeber Hyundai.

Jari-Matti Latvala musste sich mit Platz zwölf begnügen, nachdem er am Freitag in einer Schneewehe mehr als acht Minuten verloren hatte. Aussichtslos liegend nutzte er die Zeit, um an der Abstimmung des Polo R WRC zu arbeiten - und machte eine wichtige Entdeckung. "Ich habe mich in dem neuen Auto noch nie so wohl gefühlt. Ich habe endlich etwas entdeckt, das ich schon vor zwei Monaten hätte finden sollen", sagte er. "Ich habe das Heck des Autos viel zu steif abgestimmt. Das neue Auto funktioniert so nicht. Das wird mir auch bei den Schotterrallyes helfen."

Auch Robert Kubica hatte viel Zeit zum Lernen, denn nach einem technischen Defekt und einer Strafe gab es für ihn keinen Blumentopf mehr zu gewinnen. Die Stewards belegten ihn mit einer Fünf-Minuten-Strafe, da sein Turbo nicht dem Reglement entsprach. Allerdings tragen er und sein Team daran keine Schuld, denn der Motor wird samt Einstellungen von M-Sport geliefert. Kubicas Team soll die Briten zwei Mal auf das Problem aufmerksam gemacht haben.

Die Top-10 in der Übersicht:

1. Ogier (Volkswagen) 2:55:30.5
2. Neuville (Hyundai) +6.4
3. Mikkelsen (Volkswagen) +39.8
4. Tänak (Ford) +2:26.0
5. Paddon (Hyundai) +3:31.5
6. Evans (Ford) +3:53.0
7. Meeke (Citroen) +4:05.8
8. Prokop (Ford) +4:26.0
9. Protasov (Ford) +5:32.2
10. Östberg (Citroen) +6:50.9