Zuerst hoch gestiegen und dann tief gefallen. So lässt sich die Formel 1-Karriere von Jacques Villeneuve beschreiben. Direkt aus der damaligen CART Serie kommend, wurde der Kanadier in seinem ersten Jahr Vize-Weltmeister. Ein Jahr später ging die Karriere sogar noch um eine Stufe hinauf, um dann den Abstieg anzutreten. In darauf folgenden Jahren brachte es der Weltmeister zu nicht mehr als vier Podestplätzen. 2006 kam es zum Ende der F1-Laufbahn als BMW ihn vorzeitig aus seinen Vertrag entließ.

Ein Jahr später wurde ein neues Kapitel in Villeneuves Motorsportkarriere aufgeschlagen. Mit seinem ersten NASCAR Test konnte sich der Oval-erprobte Schützling von Craig Pollock mit seinem neuen Arbeitsgerät vertraut machen.

Auf seinen ersten Runden kam der Indy 500 Sieger bereits auf 6/10 Sekunden an Mike Skinner, Führender der NASCAR Truck Serie, heran. Am Ende des Tages wurde dieser Rückstand auf 0.15 Sekunden verkürzt. "Er machte einen fantastischen Job", meinte Slugger Labbe, der die Aufgabe hatte, Villeneuve in die NASCAR Welt einzuführen. "Wir fuhren am Montag 135 Runden und ich sah sein Auto nie ausbrechen. Er war sehr konkurrenzfähig für einen Fahrer der noch nie in einem NASCAR gesessen ist."

Am zweiten Testtage konnte Villeneuve sein selbst gestecktes Ziel erreichen, eine Zeit von 31.00 Sekunden. "Wir haben in der Nacht von Montag auf Dienstag einige Verbesserungen am Setup ausgearbeitet", gab Villeneuve auf seiner offiziellen Homepage zu Protokoll. "Ich fühle mich jetzt um einiges wohler im Auto. Wenn ich jetzt in die Kurven gehe weiß ich, was mich erwartet. Das macht das Fahren um einiges leichter. Dadurch kann ich bereits in der zweiten Runde eine schnelle Zeit fahren und nicht erst in der vierten."

"Ich habe diese Ovals vermisst. Seitdem ich aus der Formel1 ausgeschieden bin, lag mein gesamtes Augenmerk auf NASCAR. IRL oder die anderen Rennserien zog ich nicht einmal in Betracht. Nach der F1 wollte ich weiterhin auf einem hohen Level fahren und in Nordamerika ist die Königsklasse des Motorsports nun mal NASCAR."

Jetzt geht es für Villeneuve Schlag auf Schlag. Am 22. September soll der Bill Davis Racing Pilot sein Debüt in der NASCAR Truck Serie auf dem Las Vegas Motor Speedway geben, im Oktober in der ARAC RE/MAX Serie am Talladega Superspeedway an den Start gehen, um schließlich im November in der höchsten Stufe, dem Nextel Cup, zu landen.

Der Zeitplan ist eng und die Aufgabe schwer, dies stellte Labbe klar: "Er wird sicher nicht nach Las Vegas kommen, den Wagen auf die Pole stellen und einen Sieg einfahren, aber er kann dort eine gute Vorstellung bieten." Villeneuve hat mit seinem zweiten Platz beim GP von Australien 1996 schon einmal bewiesen, dass er in einem Debüt-Rennen eine tadellose Leistung zeigen kann. Vielleicht belehrt der Kanadier seinen neuen Mentor Labbe eines Besseren, ganz nach dem Motto: "Veni, vidi, vici..."