Am Freitag vor einer Woche herrschte Riesen-Aufregung im KTM-Werksteam. Statt zum ersten Training der 125er Klasse anzutreten, ließ sich Randy Krummenacher bei Rennarzt Dr. Claudio Costa untersuchen und wurde von dessen Clinica Mobile im Fahrerlager sofort ins Krankenhaus des Küstendorfes Sanlucar de Barrameda gebracht.

Dort bestätigte sich Costas Verdacht auf innere Verletzungen: Bei einer genauen Ultraschalluntersuchung wurde ein Riss der Milz festgestellt, die in einer zweistündigen Notoperation noch am gleichen Tag entfernt werden musste. Dabei zeigte sich, dass Randy bereits bedrohliche 3 1/4 Liter Blut verloren hatte. "Viele Leute haben gar nicht geglaubt, dass so viel Blut überhaupt in der Bauchhöhle Platz hat. Doch es war wirklich so", schildert Krummenacher. "Ich erhielt dann vier Blutkonserven, also zwei Liter, den Rest muss der Körper selbst produzieren."

Vier Tage zuvor, am Ostermontag, war Krummenacher von seinem KTM-Mountainbike gestürzt und dann trotz Leibschmerzen nach Südspanien zum zweiten Grand Prix der Saison geflogen. "Es ist sicher schwer verständlich, wie ich mit einer solchen Verletzung überhaupt reisen konnte. Doch die Schmerzen waren gar nicht so stark. Am Mittwoch habe ich mich zum ersten Mal bei Dr. Claudio Costa untersuchen lassen, doch die Ärzte dort haben nichts gefunden. Am Donnerstag ging's mir sogar so gut, dass ich einen Ausflug mit dem Fahrrad unternommen habe", erklärt Krummenacher. "Der Milzriss war da, platzte aber erst in der Nacht zum Freitag richtig auf. Doch die Schmerzen waren auch dann nicht sehr stark - mir war einfach schlecht."

Austrainiert wie ein Triathlet, steckte Krummenacher die Verletzung selbst ebenso weg wie die anschließende Entfernung der Milz. Ursprünglich hatten die Ärzte einen fünftägigen Krankenhausaufenthalt avisiert, doch schon am Montag konnte Randy mit einem Spezialjet der Schweizer Rettungsflugwacht Rega nach Zürich zurückfliegen. "Ich bin dort schon lange Mitglied, und es hat wunderbar funktioniert. Wir sind in Nizza kurz zwischengelandet, um noch einen Verletzten abzuholen, dann ging's direkt weiter in die Schweiz."

Die Ärzte würden Randy Krummenacher ein nicht allzu hastiges Comeback raten, Foto: Kirn F.
Die Ärzte würden Randy Krummenacher ein nicht allzu hastiges Comeback raten, Foto: Kirn F.

In der Züricher Privatklinik Hirslanden stellten die Ärzte gute Arbeit der spanischen Kollegen fest. "Ich wurde gründlich durchgecheckt, auch dort von den besten Ärzten, die man sich nur wünschen kann. Dabei wurde mir bestätigt, dass alles in Ordnung ist, und dass ich auch ohne Milz weiter Spitzensport betreiben kann. Der einzige Unterschied ist eine Schutzimpfung, die alle fünf Jahre erneuert werden muss, um dem Körper zusätzliche Abwehrkräfte zu geben."

Gestern, am Donnerstag, durfte Randy dann nach Hause zurück. "Die Ärzte haben mir geraten, zwei Wochen lang auszuruhen", erklärt Krummenacher. "Manchmal fühle ich mich schon sehr gut, aber es geht noch rauf und runter, zwischendurch bin ich schwach und matt. Es braucht eben noch Zeit, bis sich das Blut vollständig regeneriert hat. Wenn es so weit ist, werde ich mit leichten Gehübungen anfangen, erst langsam, dann schneller, und mich dann ganz allmählich steigern, um wieder richtig fit zu werden.

Natürlich denkt Randy an ein baldiges Comeback, womöglich schon beim China-Grand Prix Anfang Mai. "Die Ärzte sind von dieser Idee allerdings weniger begeistert. Das Problem ist weniger das Rennen selbst als der zehnstündige Flug nach Shanghai. Das ist eine große Belastung für den Körper, und damit auch ein Risiko", so Krummenacher.

Mit der Entscheidung kann er sich noch ein wenig Zeit lassen. Vom Team kommt keinerlei Druck. "Die Türen stehen weit offen für Randy, wir sind bereit, wenn er so weit ist. Doch seine Gesundheit hat oberste Priorität", erklärt Technik-Direktor Harald Bartol.

Das zeigte sich auch am Krankenbett in Spanien, wo sich die Teammitglieder die Klinke in die Hand gaben. "Sie haben mich an diesem Wochenende ständig besucht und mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen", erinnert sich Randy. "Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken!"