Das meiste über meine beiden letzten Rennwochenenden werdet ihr ja wahrscheinlich hier mitbekommen haben, deshalb nur noch mal kurz: In Zandvoort wäre für mich sicher mehr als ein siebter Platz drin gewesen, obwohl wir Piloten aus der britischen F3 sicher einen kleinen Nachteil haben, weil wir ja mit den für uns ungewohnten Kumho-Reifen antreten müssen, die die Euroserie fährt. Aber leider habe ich mich zu Beginn des zweiten Qualifyings gleich gedreht - als ich noch mit alten Reifen auf dem Weg zurück an die Box war, um mir neue für eine schnelle Runde zu holen. Möglicherweise hatte es da Sand auf die Strecke geweht, jedenfalls war plötzlich jeder Grip weg - und dann bin ich auch noch im Kiesbett stecken geblieben. In der ersten Session war ich ja noch Zweiter in meiner Gruppe, aber so haben Buemi und Vettel mich halt noch knapp überholt und ich bin nur aus der vierten Reihe gestartet. Nach dem Start war ich dann Siebter und dabei ist es auch geblieben - Überholen war in diesem Rennen ja praktisch unmöglich, wie man auch bei allen anderen gesehen hat. Immerhin war ich am Ende noch der Beste aus der britischen Meisterschaft...

In Silverstone sind wir an diesem Wochenende ja im Rahmenprogramm der GP Masters unseren 13. und 14. Meisterschaftslauf gefahren. Als Zweiter des ersten Rennens konnte ich noch ganz zufrieden sein, auch wenn ich im ersten Moment schon enttäuscht war, denn aus der Pole-Position hätte ich natürlich gern gewonnen. Aber ich bin halt im Gegensatz zu meinem Teamkollegen Mike Conway vorher noch nie im Regen in Silverstone gefahren, und bis ich raus hatte, wo da die Linie mit dem meisten Grip ist, war er fünf Sekunden weg. Und dann reichte mir die Zeit nicht mehr, um noch vorbeizukommen - auch wenn ich ab der vierten, fünften Runde zeitweise deutlich schneller war als er. Über das zweite Rennen reden wir lieber nicht mehr viel - so geärgert habe ich mich bisher selten. Ausgerechnet Oliver Jarvis, mit dem ich ja um den zweiten Platz in der Meisterschaft kämpfe, hat mich in Stowe ins Gras gedrückt, obwohl ich praktisch schon an ihm vorbei war. Dann waren die Reifen nass und kalt, da ging gar nichts mehr, ich bin weit zurückgefallen und wurde am Ende nur Achter...

Ein paar Bedenken hatte ich ja, ob es in Silverstone im Fahrerlager rund um mich auch so voll werden würde wie bei einigen Anlässen zuvor. Aber zum Glück haben sich die meisten Fans wohl doch eher auf die Ex-Formel-1-Stars konzentriert. Das soll jetzt bitte niemand falsch verstehen, ich finde es toll, dass ich schon so viele Fans habe, nur ist es halt da und dort schon fast zu viel geworden. Bei unseren normalen britischen Formel-3-Rennen ist es meistens nicht so wild, aber zum Beispiel in Goodwood, beim Festival of Speed, konnte ich mich teilweise nicht mehr bewegen, weil ständig eine Traube von 50 oder mehr Leuten um mich rum war. Aber da hatte ich wenigstens kein echtes, wichtiges Rennen zu fahren. In Spa, wo wir ja im Rahmenprogramm der 24 Stunden gefahren sind, war das ein bisschen anders. Da war auch sehr viel los, und wenn dann halt kurz vor dem Rausfahren in die Startaufstellung, wenn ich schon in meiner absoluten Konzentrationsphase bin, jemand an meinen Helm klopft und noch ein Autogramm will, dann stört das doch sehr...

Natürlich sind die Fans, die Leute, die den Rennsport und uns Fahrer lieben, sehr wichtig - denn letztlich sind sie es, die uns groß machen, die am Ende alles, auch und gerade die Formel 1, erst möglich machen. Ich versuche wirklich, soweit es geht, alle Wünsche zu erfüllen - aber es gibt halt auch Situationen, wo ich wirklich mal jemanden stehen lassen muss, um meinen eigentlichen Job noch richtig machen zu können. Ich hoffe, dass die Leute das dann auch einsehen und mir nicht böse sind...

Oft sind es ja keine Fotos von mir, sondern Bilder von Ayrton, die ich unterschreiben soll... Ich empfinde das einerseits schon als ein bisschen eigenartig, denn schließlich bin das nicht ich - und das habe ich auch manchmal schon gesagt. Aber dann antworten die Leute, ja, aber du bist doch verwandt mit ihm... Sie sehen halt diese Nähe zu Ayrton, deswegen wird ja zum Beispiel auch meine Mutter immer wieder um Autogramme gebeten. Ich weiß schon, dass ich durch diese familiäre Beziehung mehr Leute um mich habe, als das für einen Formel-3-Fahrer üblich ist. Ich glaube, selbst um einen Piquet oder einen Nico Rosberg war nie so ein Wirbel. Aber das zeigt, wie sehr die Leute Ayrton geliebt und verehrt haben und das auch heute immer noch tun, auch zwölf Jahre danach... Und das ist für mich auch eine sehr schöne Erfahrung. Nur, wie gesagt, ich bitte um ein bisschen Verständnis, wenn ich auch mal Nein sagen muss...