Ich weiß ja, dass sich im Moment in Deutschland alles um den Fußball dreht, und ich bin selbstverständlich auch ein großer WM-Fan - aber trotzdem kommt der Rennsport für mich natürlich auch jetzt an erster Stelle. Und da kann ich mit dem letzten Wochenende ganz zufrieden sein. Vielleicht hat ja auch Euer Daumendrücken ein bisschen mitgeholfen - immerhin konnte ich in Mondello Park wieder einen Sieg feiern, obwohl dieser enge, langsame Kurs nun wirklich nicht meine Lieblingsstrecke ist.

Im ersten Lauf, als ich von der Pole-Position gestartet bin, hat es wieder geklappt - mein vierter Sieg in der britischen F3 in diesem Jahr, mein siebter insgesamt in diesem Jahr. Da hatte es mir am Samstag sicher ein bisschen geholfen, dass es im ersten Qualifying geregnet hat - das liegt mir gut, und so lange es richtig nass war, konnte ich sogar über eine Sekunde schneller fahren als alle anderen.

Auf abtrocknender Strecke habe ich dann den richtigen Zeitpunkt zum Rausfahren ziemlich gut erwischt - und ich hätte auch mehr als ein Zehntel Vorsprung haben können, wenn ich nicht in meiner schnellsten Runde noch einen ziemlichen Fehler drin gehabt hätte.

Heißer Kampf mit dem Teamkollegen

Nach dem Qualifying habe ich mich noch gefreut, dass sich mein Teamkollege Stephen Jelley als Zweiter zwischen mich und meinen größten Meisterschaftsgegner, Mike Conway, geschoben hatte. Wäre Stephen auch im Rennen Zweiter geblieben, hätte ich zumindest kurzfristig die Meisterschaftsführung zurückerobern können. Aber leider hat er sich gleich am Start von Mike überrumpeln lassen - ich war darüber mindestens so enttäuscht wie er. So konnte Mike mir von Anfang an ziemlich Druck machen, er war mindestens so schnell wie ich, ich musste schon die ganze Zeit gewaltig aufpassen, dass er mir nicht durchschlüpfte.

Am Ende wurde es noch mal richtig eng, als sich ein Überrundeter vor mir nicht so recht entscheiden konnte, ob er mich rechts oder links vorbei lassen sollte, ich ins Gras musste und dann Dreck auf den Reifen hatte. Aber zum Glück habe ich vorausgeahnt, wo und wie Mike noch einmal attackieren würde und konnte ihm die Tür zumachen und gewinnen. Stephen ist noch Dritter geworden - damit haben wir zum ersten Mal einen Dreifachsieg für unser Team Räikkönen Robertson Racing geholt.

Unser Teammanager Boyo, der auch mein Renningenieur ist, hat sich genauso wie die ganze Mannschaft natürlich riesig gefreut. Ich mich auch - darüber, dass ich der war, der von uns Dreien vorne lag und dass ich mir außerdem noch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde sichern konnte.

Heißer Kampf mit dem Grip

Im zweiten Lauf ging es dann zwar nicht mehr so gut, da bin ich nur vom sechsten Startplatz aus ins Rennen gegangen, nachdem ich im Qualifying doch wieder einmal im Verkehr stecken geblieben bin. Einen konnte ich am Start gleich überholen, aber dann hing ich hinter Christian Bakkerud fest und da ging nichts mehr. Ich hatte in dem Rennen allerdings auch arge Reifenprobleme - ich glaube, ich bin noch nie ein Formel-3-Rennen mit so wenig Grip gefahren.

Auf der Aufwärmrunde war noch alles okay, aber dann plötzlich wie weggeblasen... Eigenartig, vor allem, weil es einigen anderen Fahrern genauso ging, aber nicht allen. Bei Oliver Jarvis, der gewonnen hat, haben die Reifen perfekt funktioniert. Na ja, zum Glück ist Mike Conway auch nur Dritter geworden - so habe ich an dem Wochenende insgesamt doch zumindest zwei Punkte auf ihn gut gemacht, liege jetzt nur noch fünf hinter ihm.

Wir würden aber schon gerne dahinter kommen, was hinter all diesen Reifengeschichten steckt. An manchen Stellen im Fahrerlager ist ja schon der Verdacht aufgekommen, dass nicht alle Reifen gleich seien, dass das alles ein bisschen ein Lotteriespiel ist, nicht nur mit dem Grip. Ich weiß es wirklich nicht, ich weiß nur, dass ich auch schon in Pau einen Reifendefekt durch ein Ventil hatte und jetzt in Mondello Park wieder zweimal ein Problem, einmal beim freien Test und einmal im Qualifying. Aber wir testen jetzt gleich wieder Ende der Woche in Pembrey, ich hoffe, da kommen wir der Sache ein bisschen auf den Grund und können für das nächste Rennen in Snetterton am 16. Juli ein paar Probleme aussortieren.

Zurück in die Vergangenheit

Aber vorher habe ich auch noch genügend zu tun: Am Wochenende davor bin ich beim Festival of Speed in Goodwood, fahre dort mit dem Lotus-Renault 95T, mit dem mein Onkel Ayrton 1985 seinen ersten Grand Prix in Portugal gewonnen hat. Das ist schon eine Ehre - es ist jetzt der zweite Lotus, in den ich steigen darf, 2004 bin ich ja in Interlagos beim Grand Prix schon mal den 1986er Lotus gefahren - und habe mich dabei peinlicherweise auch noch gedreht...

Aber gut, da hatte ich ja auch noch ganz, ganz wenig Erfahrung in einem Rennauto, jetzt würde mir das sicher nicht mehr passieren. Goodwood ist immer eine schöne Sache, letztes Jahr bin ich dort einen McLaren gefahren. Ich freue mich jedenfalls schon darauf.

Lieber Deutschland als Argentinien!

Und dann muss ich im Moment natürlich auch auf jeden Fall Fußball schauen. Ein Spiel der brasilianischen Nationalmannschaft, der Selecao, zu verpassen, das geht einfach nicht. Zum Glück passen die Zeitpläne so, dass das immer klappt - auch in Mondello Park, wo wir schon am Donnerstag und Freitag testen waren, konnte ich das letzte Gruppenspiel der Brasilianer gegen Japan sehen. Unsere kleine Gruppe Brasilianer hat da in der irischen Hotelbar ganz schön Stimmung gemacht - aber wir haben dann auch von den Leuten dort noch zusätzliche Unterstützung bekommen.

Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass unsere Mannschaft so schlecht spielt, wie viele sagen. Die sind so überlegen, haben alles unter Kontrolle, dass sie es sich leisten können, nur das absolut Notwendige zu tun, um für den weiteren Verlauf des Turniers Kräfte zu sparen. Wenn die richtig gefordert werden, dann können die schon noch zulegen. Ich hoffe nur, Ihr Deutschen tut mir den Gefallen und werft jetzt erstmal die Argentinier raus. Das wäre für Brasilien schon mal was, zu wissen, dass wir die im Finale nicht bekommen können - wir und Argentinien, das ist ja immer so eine ganz besondere Sache. So wie Deutschland gegen Holland, habe ich mir sagen lassen...

Also gegen ein Finale Deutschland gegen Brasilien hätte ich nichts einzuwenden. Und wenn wir Brasilianer es dann, was ich persönlich natürlich nicht hoffe, doch verlieren sollten, dann wäre es immer noch besser, gegen Deutschland zu verlieren als gegen Argentinien!