Der frisch gekürte Champion lief bei der ADMV-Lausitz-Rallye im Mitsubishi Lancer Evo 9 als bestplatzierter DRM-Pilot und 14. der Gesamtwertung im Ziel ein. Auf den elf anspruchsvollen Schotterprüfungen im Braunkohlerevier der Oberlausitz fiel außerdem die Entscheidung in der 2WD-Wertung für zweiradgetriebene Fahrzeuge. Hier setzte sich Benjamin Scheller (Fulda) im Peugeot 208 R2 durch, der damit auf den letzten WPs der Saison noch an den zuvor Führenden Lars Mysliwietz / Oliver Schumacher (Piesbach / Fluterschen, Citroën DS3 R3T) vorbeiziehen konnte.

Bis zur letzten Rallye war die Meisterschaftsentscheidung in der DRM offen geblieben. Die neuen Champions Berlandy / Schaaf lagen vor dem Finale hinter Dirk Riebensahm / Kendra Stockmar-Reidenbach (Andernach / Elchweiler, Subaru Impreza N16), die allerdings verletzungsbedingt ihren Start absagen mussten. Da das DRM-Reglement ein Streichergebnis vorsieht – von den sieben Saisonläufen werden nur die sechs besten Ergebnisse gewertet – war zwischen den Titelfavoriten damit gewissermaßen der Gleichstand hergestellt. Schließlich hatte Berlandy seinen "Nuller" schon während der Saison eingefahren, als er bei der ADAC Hessen-Rallye Vogelsberg punktelos blieb. So blieb für ihn die Aufgabe, mit einer guten Platzierung im DRM-Klassement anzukommen – ein Unterfangen, das gar nicht so einfach war.

"Ich habe den ganzen Tag versucht, die Titelentscheidung auszublenden", erklärt der Hunsrücker. "Aber irgendwie wenden sich die Gedanken doch immer wieder zum Thema hin. Es ist mein drittes Jahr in der DRM. Unser Ziel war von Anfang des Jahres an, die Meisterschaft zu holen. Zur Saisonmitte hatten wir das schon fast abgehakt. Dass es nun doch noch geklappt hat, ist einfach ein tolles Gefühl. Ich hätte den Titel lieber gegen meinen Freund Dirk Riebensahm hier auf den Prüfungen gewonnen, aber das hat nicht sollen sein. Unser gesamtes Go!Racing-Team wünscht Kendra und ihm gute Besserung. Wir freuen uns schon auf die nächste Saison!" Die Grüße wurden überdies von den Meisterschaftszweiten zurückgegeben: Berlandys Teamchef Horst Rittenbruch erhielt pünktlich zur Zielankunft in Boxberg eine Glückwunsch-SMS von Dirk Riebensahm.

Schotterspezialisten holen Gesamtsieg vor drei deutschen Meistern

Mit dem Gesamtsieg hatten die DRM-Piloten diesmal nichts zu tun, denn den machten äußerst starke Gaststarter aus dem europäischen Ausland unter sich aus. Die Norweger Anders Gröndal / Roger Eilertsen (Subaru Impreza N16) setzten sich auf den 166,75 Bestzeit-Kilomtetern gegen die Letten Janis Vorobjovs / Artus Zeibe (Mitsubishi Lancer Evo 10) durch. Ihnen folgte ein exzellentes Trio aus drei ehemaligen Deutschen Rallye-Meistern: Hermann Gaßner junior / Ursula Mayrhofer (Surheim / Österreich, Mitsubishi Lancer Evo 10) lagen vor Armin Kremer / Klaus Wicha (Severin / Bad Hersfeld, Skoda Fabia Super 2000) und Hermann Gaßner / Karin Thannhäuser (Surheim / Teisendorf, Mitsubishi Lancer Evo 8).

"Ich habe gar nicht so sehr auf die anderen geschaut", erläuterte Gaßner junior. "Es war mein erster Start im Evo 10 dieses Jahr und die einzige Schotter-Veranstaltung. Da war es mir vor allem wichtig, viele Kilometer zu fahren." Auch Vater Hermann Gaßner war nicht unzufrieden: "Am Freitagabend habe ich mich bei Dunkelheit und Regen nicht so recht getraut. Am zweiten Tag konnte ich dafür zufrieden mit den Zeiten sein." Auch Armin Kremer fand versöhnliche Worte: "Wir sind hier ohne jeglichen Test gestartet, es war ja immerhin mein erster Start in einem Auto mit Saugmotor. Dafür lief es richtig gut. Es war zwar eine Umstellung, aber mit etwas Fahrgefühl passte das schon. Schade war nur, dass wir im Gegensatz zu den Gruppe-N-Allradlern auf den langen Geraden in den Begrenzer kamen und dort dann die entscheidenden Sekunden verloren. Aber es machte trotzdem riesigen Spaß."

2WD-Wertung: Scheller holt im Endspurt den Titel

Die Titelträger in der 2WD-Wertung für die frontgetriebenen Fahrzeuge der Divisionen 3 bis 6 heißen Benjamin Scheller / Thomas Wölfel (Fulda / Würzburg, Peugeot 208 R2). Sie konnten mit zwei Siegen bei den beiden finalen DRM-Läufen die Führenden Lars Mysliwietz / Oliver Schumacher (Piesbach / Fluterschen, Citroën DS3 R3T) und die in der Lausitz nicht gestarteten Carsten Mohe / Steffen Rothe (Crottendorf / Plauen, Renault Mégane RS) hinter sich lassen. "Wenn mir jemand am Donnerstag vor der Lausitz-Rallye gesagt hätte, dass ich 2WD-Meister werde, hätte ich das nicht geglaubt", grinste Scheller im Ziel. "Im Ziel der letzten WP habe ich meinem Co-Piloten vor lauter Freude fast den Arm blau geschlagen. Eigentlich war es aussichtslos, mit einem R2-Auto gegen ein R3-Auto anzutreten. Aber bei zwei Punkten Unterschied zu den Führenden mussten wir es einfach versuchen. Ich dachte mir, dass ich im schlimmsten Fall dann eben ‚nur´ eine geniale Veranstaltung erlebt haben würde. So wirklich kann ich es noch nicht realisieren, dieser Erfolg muss sich erst einmal setzen."

Der Weg für das Meister-Duo wurde frei, nachdem Lars Mysliwietz auf der ersten Etappe mit Problemen zu kämpfen hatte. Der schildert: "Am Freitagabend begann es irgendwann heftig zu regnen, und wir hatten trotz Schotter regelrechtes Aquaplaning. Beim Geradeausrutschen konnte ich einer großen Wasserpumpe noch ausweichen, aber wir strandeten dann auf einer Wasserleitung. Es war wie in einem schlechten amerikanischen Krimi: Eine riesige Wasserfontäne stieg in die Höhe und setzte die gesamte Umgebung unter Wasser. Am Auto war nichts, sodass wir am Samstag durchgerollt sind. Eine Chance hätten wir nur dann gehabt, wenn auch Benjamin einen Fehler gemacht hätte. So haben wir es wohl nicht anders verdient: Wir hatten bei der Saarland-Rallye und hier in der Lausitz zwei Matchbälle, die wir vergeben haben."