Thomas, Ihr startet jetzt zum zweiten Mal bei einer Dakar in Südamerika. Inwiefern ist das ein Vorteil für Euch?
Dr. Thomas Schünemann: "Die genauen Strecken kennen wir zwar nicht, aber wir kennen die Charakteristik der Strecken. Wir wissen, wie wir die Landschaften in Südamerika zu 'lesen' haben, wie die Menschen und die Tagesabläufe sind. Ich denke, es liegt in der Natur des Menschen, sich in einer bekannten Umgebung besser zu fühlen, daher ist es schon ein Vorteil bei der ersten Dakar in Südamerika dabei gewesen zu sein."

Bei der letzten Dakar seid Ihr 15. im Gesamtklassement geworden und habt die Buggy-Klasse gewonnen. Was können Eure Fans diesmal von Euch erwarten?
Dr. Thomas Schünemann: "Unser großes Ziel für die Dakar ist der erneute Klassensieg. Gute Mitbewerber wie Philippe Gache, Bernard Errandonea und Isabelle Patissier sind auch dieses Mal wieder dabei. Wenn wir keine größeren Probleme haben, durch die wir mehrere Stunden verlieren, sollten wir erneut in der Lage sein, die Dakar zu gewinnen. Und vielleicht schaffen wir es in der Gesamtwertung weiter nach vorne, ein Platz unter den ersten Zehn wäre fantastisch."

Im realen Leben bist Du Geschäftsführer der HS - Hamburger Software Firma. Du bekleidest zahlreiche Ehrenämter. Wie lässt sich Dein Beruf mit Deiner Aufgabe als Copilot vergleichen?
Dr. Thomas Schünemann: "Mein Job hat in der Tat viel mit meiner Aufgabe als Copilot zu tun. Beide Male geht es um Qualität, Präzision, Konzentration und langfristiges Denken. Bei einer Marathonrallye bringt es dir nichts, wenn Du nach dem ersten Tag führst, dann aber das Auto am 14. Tag wegen technischer Überbeanspruchung ausfällt. Zusammengerechnet wird am Schluss. Unternehmensführung ist analog. Was bringen kurzfristige Vorteile, wenn du versäumst, die Firma strategisch richtig hinsichtlich der Ziele und Ressourcen aufzustellen?"

Auf welche Dinge kommt es bei der Navigation in der Wüste besonders an?
Dr. Thomas Schünemann: "Das Wichtigste ist der Status Quo. Du musst immer wissen, wo du dich im Roadbook befindest. Wenn wir das nicht wissen, müssen wir auf Sicht und damit langsamer fahren oder wir riskieren, eine im Roadbook aufgeführte Gefahrenstelle zu übersehen. Stell´ dir vor, du fährst mit 140 km/h quasi blind durch die Wüste und plötzlich taucht eine zwei Meter tiefe Erosions-Rinne vor dir auf. Du kannst nicht mehr Bremsen und zack - die Rallye ist vorbei. So schnell kann es gehen, wenn man nicht exakt weiß, wo man steht. Das Zweitwichtigste ist, dass man das Roadbook richtig interpretiert. Jeder Autor hat seine individuelle 'Handschrift'. Manchmal ist es aber auch ratsam, sich vom Roadbook zu lösen und seinem Gefühl zu vertrauen - das haben wir im letzten Jahr intensiver gemacht. Wenn man so weit ist, kann man durch gute Navigation richtig viel Zeit sparen. So haben Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz im letzten Jahr die Dakar gewonnen.