Wieviel Zurückhaltung ist nötig, wie viel Mut möglich, um einen Nachfolger für ein siegreiches "Dakar"-Auto wie den Race Touareg 3 zu entwickeln?
Andreas Lautner: Wir waren in Sachen Fahrwerks-Entwicklung in der Tat sehr konservativ. Denn wir konnten in dieser Hinsicht auf ein bewährtes System zurückgreifen, das sehr, sehr konkurrenzfähig ist. Unsere ganz große Stärke ist unsere sorgfältige Vorbereitung und die daraus resultierende Zuverlässigkeit - die galt es trotz Verbesserungen im Detail zu bewahren. Stattdessen haben wir unser Hauptaugenmerk auf die Optimierung der Aerodynamik gelegt und so große Fortschritte bei der Kühlung erzielt. Ich denke, uns ist ein guter Kompromiss aus Wagnis und Zurückhaltung gelungen.

Welchen Vorteil bringt die neuen Luftführung des Race Touareg 3?
Andreas Lautner: Die neue Aerodynamik des Race Touareg 3 ist anhand der Erfahrung der vergangenen Jahre entstanden. Die Frage war: Wo können wir die Leistungsfähigkeit des Autos verbessern? Wir haben erkannt, dass die Kombination aus großen Höhenlagen, hohen Außentemperaturen und der Beschaffenheit des Geländes zu hohen Wassertemperaturen führen kann. Das ist dank unseres Bauteilschutzes zwar für das Auto nicht schädlich, dennoch hatte es einen Leistungsverlust zur Folge. Dieses Thema haben wir von Grund auf neu durchdacht und unser Kühlkonzept so komplett überarbeitet.

Welches Entwicklungsziel stand im Lastenheft noch ganz oben?
Andreas Lautner: Ein großes Ziel war es, die Ladeluftkühlung zu verändern. Dabei stand zunächst nicht eine Leistungssteigerung, sondern eine noch höhere Bauteil-Qualität im Vordergrund. Bis dato hatten wir bereits das beste Produkt auf dem Markt eingesetzt. Gemeinsam mit dem Volkswagen Versuchsbau haben wir eine interne Lösung erarbeitet, die dieses Zuliefererteil durch ein Eigenprodukt ersetzt. Dass wir im Endeffekt damit auch einen Performance-Zugewinn erreichen konnten, war ein willkommener Nebeneffekt.

Mit dem Race Touareg 3 wurden auch bei der Wartung Fortschritte erzielt. Welche?
Andreas Lautner: Dem Aufbau und der Wartung der Fahrzeuge kommt vor und während der ‚Dakar' eine große Bedeutung zu. Vor Ort gibt es keine klinische Sauberkeit wie in einem Formel-1-Fahrerlager. Stattdessen ist der Verschmutzungsgrad der Fahrzeuge extrem hoch. Deshalb haben wir unsere ohnehin bereits akribische Dokumentation - wenn man so will ein Aufbau-Handbuch für Mechaniker - noch detaillierter gestaltet. Uns war wichtig, dass alle vier Race Touareg, die bei der ‚Dakar' 2011 eingesetzt werden, absolut identisch zu dem Fahrzeug sind, mit dem wir bei zweiwöchigen Long-run-Tests kein einziges Problem hatten. Das haben wir nun bis ins allerletzte Detail sichergestellt.