Das Schweizer A1GP-Team hat in Eastern Creek bei Sydney während dreier Tage alle Facetten des Automobilennsports erlebt. Ratlosigkeit, Missgeschicke und Hochgefühle lösten sich in bunter Folge ab. Immerhin endete der Sonntag mit einem versöhnlichen 2. Rang für Neel Jani im Hauptrennen. Zuvor war der Seeländer im Sprint wegen eines Drehers in der vorletzten Runde vom 3. auf den 10. Platz zurückgefallen.

"Ich fühlte mich am Wochendende als Passagier auf einer Achterbahn", resümierte Neel Jani seine Erlebnisse in Australien. "Auf die komplett missratenen Trainings am Freitag und am Samstag folgte ein viel versprechendes Qualifying mit Plätzen in der ersten Startreihe. Im Sprint musste ich einen herben Rückschlag hinnehmen. Immerhin gelang es mir, mich im anschliessenden Feature Race für meinen Fahrfehler zu rehabilitieren."

Den Zwischenfall im Sprint schilderte Jani so: "In der 13. Runde war ich in der nach rechts führenden und gegen aussen abfallenden Kurve 9 um eine Spur zu schnell. Ich geriet ins nasse Gras, aus dem ich mich nur mit grosser Mühe wieder befreien konnte. Hinterher habe ich mich grün und blau geärgert, statt der sicher scheinenden zehn Punkte nur einen einzigen gewonnen zu haben." Als Sieger wurde der Franzose Loïc Duval vor dem Neuseeländer Jonny Reid abgewinkt, womit sie ihren Teams im Kampf um den Titel einstweilen einen komfortablen Vorsprung vor der Schweiz bescherten.

Es bedurfte intensiver Gespräche mit Teammitgliedern, um den unter Druck stehenden Jani für den zweiten Einsatz moralisch aufzurüsten. Die Vorgabe für das Hauptrennen lautete, den Schaden mit einem Podestplatz zu beschränken. "You first have to finish before you finsh first" lautete die Devise. Tatsächlich wartete Jani unter strömendem Regen mit einer feinen Leistung auf. "Wir hatten den ersten der beiden obligatorischen Boxenstopps bewusst früh, in der 10. Runde, angesetzt", erklärte Teamchef Max Welti. "Leider geriet Neel trotzdem in einen Stau hinter Nachzüglern. Ich glaube aber nicht, dass wir Südafrika den Sieg hätten streitig machen können." Im Ziel betrug Janis Rückstand auf den südafrikanisch-schweizerischen Doppelbürger Adrian Zaugg nahezu 20 Sekunden.

Podest im zweiten Rennen, Foto: A1GP
Podest im zweiten Rennen, Foto: A1GP

An Speed fehlte es dem Schweizer Auto nicht. Im Sprint wurde Jani vor dem in der siebenten von 14 Runden einsetzenden Regen als Drittschnellster hinter Duval und Zaugg gestoppt, und im Hauptrennen wurde seine Bestzeit nur von Zaugg (um 0,154 Sekunden) unterboten. "In Anbetracht der Tatsache, dass das Auto untersteuerte, was auf nasser Fahrbahn eher ungünstig ist, bin ich mit dem Erreichten zufrieden", sagte Neel Jani. "Ich habe mich auch etwas zurückgehalten, weil ich keinen weiteren Dreher riskieren durfte. Sonst hätten wir den Titel wohl schon abschreiben müssen."

Vor und während des Hauptrennens spielten sich einige Dramen ab. Jonny Reid beklagte schon in der Aufwärmrunde einen Ausritt. Der Neuseeländer musste das Rennen statt aus der Pole-Position in der Boxengasse aufnehmen. Am Schluss des Feldes startete auch Loïc Duval. Der Franzose blieb wegen Kupplungsproblemen vor der Formationsrunde stehen. Das selbe Übel behelligte Duval bei den Boxenstopps; nach dem zweiten half auch das Anschieben des Autos durch die Mechaniker nichts mehr. Zuvor war Duval mit einer Durchfahrtsstrafe belegt worden, nachdem er den Amerikaner Jonathan Summerton abgeschossen hatte.