Kaum ein Motorsport-Engagement wurde jemals so vorfreudig erwartet wie die Rückkehr von Porsche nach Le Mans 2014. Obwohl Audi zwischen 1999 und 2012 elf Siege erringen konnte, sind die 16 der Zuffenhausener noch immer in weiter Ferne. Wenn der neue LMP1 2014 an den Start rollt, soll Nummer 17 folgen nachdem man 1998 letztmalig mit dem Werksteam erfolgreich war. Im nächsten Jahr kommt aber nicht nur Porsche zurück auf die große Bühne des Langstreckensports, auch Nissan startet mit einem elektrisch angetriebenen Fahrzeug aus der 56. Garage und wird sich wahrscheinlich ein Jahr später der japanischen Konkurrenz aus dem Hause Toyota im Kampf um den Gesamtsieg stellen.

Gruppe-C-Autos begeistern noch heute, Foto: Sutton
Gruppe-C-Autos begeistern noch heute, Foto: Sutton

Zusammen mit der Wiedereinführung der Effizienzformel könnte eine neue Epoche mit vielen Werksteams anbrechen, nirgends können neue Techniken so präsentiert werden wie in Le Mans. Alternative Antriebe werden dort ohnehin mehr gefördert als in jeder anderen Rennserie. An der Sarthe konnte Audi 2006 erstmals mit einem Diesel-Prototypen siegen, 2012 erstmalig mit einem Hybrid. Unvergessen ist auch der Mazda 787, der mit seinem Wankelmotor 1991 siegen konnte. Heute heißt das Duell Diesel-Hybrid gegen Benzin-Hybrid, Akku gegen Schwungradspeicher oder Heck- gegen Allradantrieb. Eine solche technische Vielfalt gab es zuletzt in der glorreichen Zeit der Gruppe C, damals mit am Start: wie 2014 Porsche, Nissan und Toyota. Gelenkt wurden die Gruppe-C-Flundern von Fahrern wie Jacky Ickx oder dem unvergessenen Stefan Bellof, dessen Rundenrekord auf der Nordschleife des Nürburgrings noch lange Bestand haben wird.

Konkurrenz für die Formel 1

Damals wie heute weckte das Reglement mit der Effizienzformel das Interesse der großen Hersteller: Porsche baute mit dem 956 den ersten Gruppe-C-Boliden, nach Ford und Lancia folgten und im Laufe der Jahre immer mehr Hersteller. Die Gruppe C ging 1992 nieder, weil die Boliden durch die Einführung der Formel-1-Aggregate zu teuer geworden waren und weil es zum Streit zwischen ACO und FIA gekommen war, ganz zur Freude eines gewissen Bernie Ecclestone, dem die beliebten Autos eine zu große Konkurrenz zu seiner schillernden Königsklasse geworden waren. Dass in Le Mans 2014 doppelt so viele Werksteams an den Start gehen werden wie in seiner Formel 1 dürfte heute nicht weniger schmerzen.

Toyota kehrte 2012 zurück, Foto: Speedpictures
Toyota kehrte 2012 zurück, Foto: Speedpictures

Auch weil der Bau eines LMP1 alleine durch den medialen Effekt der 24 Stunden von Le Mans gerechtfertigt ist und weil an der Sarthe und in der Langstrecken-WM die Technik mehr im Vordergrund steht, entschied sich beispielsweise Toyota 2012 zum Comeback im Langstreckensport. Die Japaner sind der erste Autobauer der schon zum Ende der 1990er Jahre, der zweiten Hochphase nach der Gruppe-C-Ära, in Le Mans engagiert war und jetzt wieder um den Gesamtsieg kämpft. In der Zwischenzeit versuchte man vergebens in der Formel 1 Fuß zu fassen, ähnlich wie BMW, die Le-Mans-Sieger von 1999 und Mercedes. Einzig Audi bekennt sich bis heute zum Langstreckensport und genießt mit der eingangs angesprochenen Erfolgsserie enormes Ansehen.

Dass man die Formel 1 nicht braucht, um positiv mit dem Motorsport in Verbindung gebracht zu werden, zeigt neben Audi eben Porsche. Obwohl man seit 1998 nur mit GT-Autos und dem RS Spyder in Erscheinung getreten ist, ist die Marke untrennbar mit Le Mans verbunden. 2014 soll dann Gesamtsieg Nummer 17 gefeiert werden und eine neue Ära beginnen - wenn gewisse Personen nichts dagegen haben.