Die Rallye Japan wurde heute von einem schweren Unfall überschattet. Francois Duval kam 4,8 km nach Beginn der sechsten Etappe in einem besonders rutschigen Abschnitt von der Strecke ab und prallte hart mit der Beifahrertür in eine Begrenzung, wobei sein Beifahrer Patrick Pivato verletzt wurde. Nach dem Abbruch der Etappe wurde Pivato bei Bewusstsein ins Krankenhaus geflogen, wo er noch heute Abend operiert werden wird, nachdem Brüche am Becken und einem Schienbein diagnostiziert wurden. Francois Duval blieb anscheinend unverletzt und wurde lediglich zu Routinechecks ebenfalls ins Krankenhaus gebracht.

Francois Duval gilt seit Jahren als schneller aber risikobereiter Pilot., Foto: Sutton
Francois Duval gilt seit Jahren als schneller aber risikobereiter Pilot., Foto: Sutton

Sportlich setzte Mikko Hirvonen heute das um, was er sich im Vorfeld der Rallye vorgenommen hatte: Mit sechs von sieben möglichen Bestzeiten setze er sich kontinuierlich von der Konkurrenz ab und beendete den Tag 26,2 Sekunden vor seinem Teamkollegen Jari- Matti Latvala: "Es war heute so kalt, das sich die Reifen nie richtig auf Temperatur bekam, wobei der Grip auch so konstant gut war. Die Etappen am Nachmittag waren wirklich aufgewühlt, aber ich hatte sie noch schlimmer erwartet. Es war heute nicht einfach zu fahren, aber ich hatte einen sauberen Lauf. Morgen werden die Etappen offener und schneller sein. Ich hoffe, dass es weiterhin regnet, denn sonst wird es nicht so toll sein, als Erster auf die Strecke zu gehen. Die Etappen am morgigen Tag werden einen anderen Rhythmus verlangen und ich hoffe, dass ich ihn auf Anhieb finde." zeigte sich Hirvonen konzentriert.

Jari- Matti Latvala war trotz des zweiten Platzes nicht richtig glücklich mit seiner Leistung: "Meine Position ist gut, aber es war ein einziges Auf und Ab. Ich machte keine großen Fehler, aber ich war dennoch nicht völlig zufrieden. Auf den ersten beiden Etappen fand ich keinen Rhtymus und griff zu hart an. Dann änderte ich die Differentialeinstellung und es wurde besser."

Loeb fährt sicher auf WM-Kurs., Foto: Sutton
Loeb fährt sicher auf WM-Kurs., Foto: Sutton

Weitere 4,4 Sekunden hinter Latvala folgte Sébastien Loeb, der heute - wie angekündigt - jedes unnötige Risiko zu vermeiden suchte. "Ich ging die erste Etappe sehr vorsichtig an, vielleicht sogar zu vorsichtig. Es lag Schnee an der Seite der Strecke und ich hatte Bedenken, dass wir auch über Eis kommen könnten. Es war sehr schwierig, den richtigen Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit zu finden. Am Nachmittag versuchte ich konzentriert zu bleiben, aber dennoch Druck auf unsere Rivalen auszuüben. Ich bin an diesem Abend mit Rang drei zufrieden und ich weiß, was er uns bringen kann, auch wenn ich noch nicht an den Titel zu denken versuche. Wir haben morgen einen harten Tag vor uns, der sehr selektiv werden dürfte."

Auf Rang vier beendete Chris Atkinson den Tag knapp vor seinem Teamkollegen Petter Solberg. Beide Subaru Piloten trennen derzeit nur rund 30 Sekunden von Platz drei. Petter Solberg ließ es sich dann auch nicht nehmen, eine Kampfansage an die Konkurrenz zu richten: "Die Etappen waren heute sehr aufgewühlt und rutschig, aber wir hatten abgesehen von einem kleinen Ausritt auf der ersten Etappe keine großen Probleme. Die morgigen Etappen sollten deutlich schneller sein und uns besser liegen. Ich möchte um das Podium kämpfen. Es ist immer das Gleiche: Wenn man zu einer Rallye kommt, möchte man um den Sieg kämpfen." Allerdings liegen auch die Verfolger Matthew Wilson und Per Gunnar Andersson mit weniger als zehn Sekunden Rückstand auf Solberg noch in unmittelbarer Schlagdistanz zu den Subaru Piloten.

Atkinson beendete den Tag 1,7 Sekunden vor seinem Teamkollegen., Foto: Sutton
Atkinson beendete den Tag 1,7 Sekunden vor seinem Teamkollegen., Foto: Sutton

Toni Gardemeister bestätigte auf Rang acht direkt vor Henning Solberg, dass Suzuki am ersten Tag die Oberhand über Munchi´s Ford hatte. Komplettiert wurden die Top 10 durch Jari Ketomaa, der jedoch schon mehr als eine Minute hinter Henning Solberg zurück liegt. Einen glücklicherweise weit weniger spektakulären Ausfall als Francois Duval hatte Daniel Sordo zu verkraften. Noch vor Abbruch der sechsten Etappe schied der Citroen Pilot mit einem Defekt am Turbolader aus. Obwohl der Citroen Pilot nach dem Super Rallye Reglement morgen wohl wieder ins Geschehen eingreifen dürfte, sind seine Chance auf Punkte nur noch minimal.

Insgesamt stand am heutigen Tag der Rallye Japan aber ganz klar Duvals Unfall und das Wohlergehen beider Piloten im Vordergrund. Nach ersten Aussagen des Teams funktionierte das Sicherheitskonzept hervorragend, so dass Pivato schnellstmöglich ins Krankenhaus gebracht werden konnte.

Im Duell mit Munchi's legte Suzuki heute vor., Foto: Sutton
Im Duell mit Munchi's legte Suzuki heute vor., Foto: Sutton

Sportlich fallen nach dem ersten Tag vor allem die engen Abstände ins Auge: So trennen den führenden Mikko Hirvonen derzeit nur 1,47 Minuten vom neuntplatzierten Henning Solberg. Begünstigt wurden diese engen Abstände allerdings dadurch, dass heute nur vier der geplanten acht Schotterprüfungen durchgeführt werden konnten: So entschieden sich die Organisatoren, die sechste Etappe aus Zeitgründen abzusagen, nachdem der Zeitplan in Folge von Duvals Unfall in Verzug geraten war. Nachdem die 3. und 7. Etappe bereits gestern auf Grund von Schnee abgesagt worden waren und die 6. Etappe nach Duvals Unfall gestrichen wurde, bestritt das WRC Feld somit heute nur sechs der insgesamt ursprünglich angesetzten zehn Etappen und somit nur 57,4 WP-Kilometer.

In der Fahrerwertung scheint Sébastien Loeb derzeit alles im Griff zu haben, zumal auch Latvalas zweiter Platz noch in Reichweite für den Franzosen liegt. In der Konstrukteurswertung würde Ford nach aktuellem Stand hingegen zwölf Punkte auf Citroen gutmachen und so zumindest die Entscheidung in der Konstrukteurswertung wieder ein ganzes Stück offener gestalten.