Mit 2:30,6 Minuten Rückstand auf die Spitze überquerte Sébastien Loeb die Ziellinie der 29. Etappe als Dritter und fuhr damit genau jene sechs Punkte ein, die ihm noch zum Titelgewinn gefehlt hatten. Mit seinem fünften Titel stellte Loeb einen neuen Rekord auf, so darf er sich nun Rekord Champion der WRC nennen. Nach seiner vierten Titelverteidigung in Folge, hat Loeb nun die Weltmeisterschaften der letzten fünf Jahre gewonnen:

Loeb gewann in diesem Jahr bislang 10 von 14 Rallyes., Foto: Hardwick/Sutton
Loeb gewann in diesem Jahr bislang 10 von 14 Rallyes., Foto: Hardwick/Sutton

"Es ist ein phantastisches Gefühl. Ich wollte den Titel unbedingt hier gewinnen, um nach Wales mit einem freien Kopf gehen zu können. Das machte das Wochenende sehr lang. Es war schwer, die Gedanken an die Weltmeisterschaft aus dem Kopf zu kriegen, der Titel schien nach jeder Etappe größer zu werden. Ich kann nicht sagen, ob dieser Titel besser ist als die Anderen. Ich werde immer spezielle Erinnerungen an meine erste Weltmeisterschaft haben und ich will nicht den Eindruck erwecken, als ob man sich ans Gewinnen gewöhnt, jeder Titel fühlt sich anders an. Eine Sache war allerdings immer gleich, das Gefühl die Freude mit dem ganzen Team teilen zu können. Sie haben uns immer ein Auto mit dem Potential gegeben, um den Sieg zu fahren und das ist auch ihr Titel. Das gilt auch für Daniel Sordo, deren eigene Resultate ebenfalls zu unserem Erfolg beigetragen haben. Unsere Gedanken richten sich nun nach Cardiff, wo wir versuchen werden, die zweite Meisterschaft für Citroen zu erringen."

Bevor Loeb seinen fünften Titel in Folge feiern durfte, hatte er jedoch noch einen Schreckmoment zu überstehen. Obwohl der Franzose seine vorsichtige Fahrt der letzten Tage fortsetze und heute ganz ohne Etappenbestzeit blieb, drehte er sich auf der 28. Etappe nur wenige hundert Meter vor der Zielinie. Bei tiefen Gräben mit stehendem Wasser genügten dazu 50 km/h auf gerader Strecke. Es gelang ihm jedoch, zurückzusetzen und die Rallye fortzusetzen.

Mikko Hirvonen muss seine Titelträume trotz Sieg vertagen., Foto: Hardwick/Sutton
Mikko Hirvonen muss seine Titelträume trotz Sieg vertagen., Foto: Hardwick/Sutton

Der Rallye Sieger ging im Trubel um Loebs Meisterschaft fast ein wenig unter. Mikko Hirvonen, der insbesondere den Freitag dominiert hatte, leistete sich auch heute keine Fehler und verteidigte seine Position mit zwei Bestzeiten souverän ins Ziel: "Ich bin sehr zufrieden mit dem Sieg, aber auch enttäuscht, dass meine Chancen in der Fahrer-WM nun vorbei sind. Wir taten alles, was wir konnten, aber wir konnten Sébastien Loeb nicht davon abhalten, den Titel zu gewinnen. Er hat ihn allerdings wirklich verdient und ich möchte ihm gratulieren. Die Bedingungen waren am ganzen Wochenende sehr wechselhaft und ich hatte nie den Luxus, es langsam angehen zu lassen. Heute wollte ich dann keine Risiken mehr eingehen, an vielen Stellen hatte ich mit Aquaplaning zu kämpfen und mehrfach Glück. Ich werde mich nun auf den möglichen Konstrukteurstitel konzentrieren."

Jari-Matti Latvala erlebte einen weiteren guten Tag. Am Vormittag schob er sich mit starken Zeiten bis auf 4,9 Sekunden an Hirvonen heran, bevor sich beide Ford Piloten entschieden ihre Positionen sicher ins Ziel zu bringen: "Die schwierigen Rallyes scheinen dem Focus zu liegen. Wir hatten das ganze Wochenende keinerlei Probleme und wenn du unter so harten Bedingungen attackieren musst, ist es gut zu wissen, dass das Auto sehr stark ist."

Gelungenes Heimspiel: Suzuki mit der wahrscheinlich stärksten Lesitung des Jahres, Foto: Hardwick/Sutton
Gelungenes Heimspiel: Suzuki mit der wahrscheinlich stärksten Lesitung des Jahres, Foto: Hardwick/Sutton

Vierter wurde Chris Atkinson, der in der Fahrer- WM nun punktgleich mit Jari- Matti Latvala auf Rang fünf liegt. Dahinter feierte Suzuki das stärkste Ergebnis der Teamgeschichte. Per Gunnar Andersson, dem gestern sogar eine Etappenbestzeit gelungen war, schob sich mit starken Zeiten noch an seinem Teamkollegen Toni Gardemeister vorbei auf Position fünf.

Durch die starke Performance der Suzuki fiel Matthew Wilson noch auf Rang sieben zurück, doch auch die zwei Punkte reichten dem Stobart Pilot, um sich zurück in die Top 10 der Fahrer-WM zu schieben. Den letzten Punkt erkämpfte sich nach seinem Ausfall gestern noch Petter Solberg, der mit drei Bestzeiten heute gleichzeitig schnellster Mann des Tages war: "Ich muss sagen, dass wir und Subaru einen sehr guten Job an diesem Wochenende gemacht haben. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Performance am Samstag und Sonntag. Wir haben unsere Geschwindigkeit enorm verbessert, was sehr wichtig ist. Wir müssen jetzt genau in dieser Richtung weiterarbeiten."

Trotz Platz acht zufrieden: Petter Solberg, Foto: Sutton
Trotz Platz acht zufrieden: Petter Solberg, Foto: Sutton

Wenig Neues gab es über den Gesundheitszustand von Patrick Pivato. Nach Aussagen des Stobart Teams befindet er sich weiterhin in einem künstlichen Koma in einem stabilen, aber kritischem Zustand. Allerdings seien nach Aussage der Ärzte weiterhin positive Fortschritte erkennbar. Am morgigen Tag soll er erneut operiert werden, um einige "Medical Packs" aus seinem Bauch zu entfernen, bevor Donnerstag in einer weiteren Operation sein Becken und Schienenbein fixiert werden soll.

Die Fahrerwertung ist mit der Rallye Japan entschieden. Loeb liegt durch die höhere Anzahl an Siegen uneinholbar mit 112 zu 102 Punkten in Führung. Die Konstrukteurswertung erhielt hingegen neue Spannung. BP Ford machte durch den Doppelsieg und Sordos Probleme gleich zwölf Punkte auf Citroen gut und liegt nun nur noch elf Punkte zurück. Zwar werden auch diese elf Punkte nicht leicht aufzuholen sein, doch nachdem der Titel zwischenzeitlich schon verloren schien, scheint eine Titelverteidigung nun zumindest wieder möglich. Eine weitere Entscheidung ist hingegen schon gefallen: Durch Suzukis starkes Ergebnis überholte das japanische Team quasi auf der Zielgeraden Munchi´s Ford und darf nun Position fünf in der WM feiern.